The(G)net Review: Motorstorm: Pacific Rift
- Sascha Böhme
- 12. Nov. 2008
- 6 Min. Lesezeit
Jetzt wirds richtig dreckig! Denn die Offroad Raser aus Motorstorm sind wieder da. Die Motorenschlacht findet dieses Mal auf einer tropischen Insel statt. Dies ist euer Ticket zum neuen Motorstorm-Festival! Einsteigen, den Fuss aufs Gaspedal und Gewinnen... oder Explodieren!

Der neueste Streich der Jungs der Evolution Studios entführt euch auf eine Tropeninsel mitten im Ozean. Knapp eineinhalb Jahre sind seit dem letzten Motorstorm-Festival in der staubtrockenen Wüste vergangen. Zeit für ein wenig mehr als nur Matsch und Staub unter den Rädern! Die Insel bietet euch vier Geländekategorien: Erde, Feuer, Luft und Wasser. Die vier Elemente sind nicht etwa bedeutungslose Worte. Seid ihr in den Erden-Rennen unterwegs, fährt ihr grösstenteils durch Wälder, vorbei an Stränden auf Schotter, Sand, Matsch und anderem festen Untergrund. Entscheidet ihr euch für das Feuer, wird euch richtig heiss unter dem Hintern! Vorbei an Waldbränden und Lavalfeldern, springt ihr über ganze Feuerkrater! Wers lieber luftig mag, begibt sich in den Luft-Rennen auf Gipfeltouren, über steinige und karge Bergpässe. Einmal falsch abgebogen und man fliegt eine halbe Meile ins Tal! Die Wasser-Rennen ähneln den Erden-Rennen, nur dass das Element Wasser beinahe omnipräsent ist.

Wie beim Vorgänger gliedert sich das Spiel innerhalb dieser vier Geländekategorien in die bekannten Tickets. Seit ihr erfolgreich in euren Rennen sammelt ihr Punkte, um weitere Tickets freizuschalten und im Festivalrang aufzusteigen. Zuerst wollen wir uns aber einmal einen Fahrer aussuchen. Danach greifen wir uns ein verfügbares Gefährt ab und los gehts! Der Fuhrpark besteht aus den bekannten Motorrädern, Buggys, ATVs, Rallyautos, Renntrucks und LKWs. Neu dazugekommen sind bullige Monstertrucks. Entscheidet wohlüberlegt, denn jedes Fahrzeug bringt Vor- und Nachteile mit sich. Ihr mögt Motorräder weil man damit so schön schnell ist?! Aber aufgepasst: im Schlamm und auf unebenen Pisten verliert ihr schnell die Kontrolle. Neu dazugekommen ist bei diesen, wie auch bei den ATVs, die Möglichkeit, per Knopfdruck den Kopf einzuziehen und so neue Abkürzungen im Dickicht zu finden! Rallyautos und Renntrucks gehören zu den Allroundern. Sie fühlen sich auf den meisten Untergründen wohl, stechen aber bei keinen Fahrzeugattributen besonders hervor. LWKs und Monstertrucks sind gross, schwerfällig und fahren über kleineres Gesindel einfach hinweg. Die Monstertrucks sind dabei noch etwas wendiger. Egal wofür ihr euch entschieden habt: die Gegner schenken euch nichts! Ihr startet immer auf den letzten Rängen und kämpft euch durch geschicktes Einsetzen eures Turbos und ordentlich agressivem Vorgehen nach vorne!

Bei dem Turbo haben sich die Entwickler eine gute Neuerung einfallen lassen. Nachwievor könnt ihr unlimitiert viel Turbo verwenden und müsst dabei darauf achten, dass selbiger nicht überhitzt. Fahrt ihr jetzt allerdings durch Wasser kühlt sich dieser sofort wieder ab. Dies ist nicht nur praktisch, sondern in den schwierigeren Rennen auch zwingend notwendig, um den Sieg zu ergattern! Ihr müsst euer Fahrzeug auch dann abkühlen, wenn ihr zu nahe an Feuer oder gar Lava fährt. Diese Neuerungen bringen dem Spiel eine leichte Portion Taktik hinzu. Weiter solltet ihr euch auf den Strecken nicht immer auf den offensichtlichsten und sichersten Weg setzen: nur wer gekonnt nach neuen Routen und versteckten Abkürzungen sucht, hat eine Chance zuletzt als Sieger auf dem Treppchen zu stehen! Manche Strecken bieten euch gar bis zu acht verschiedene Wege. Manchmal scheint es, als würdet ihr Umwege fahren, stellt dann aber fest, dass ihr direkt vor dem gesamten Fahrerfeld landet. Wichtig ist, dass ihr unter die ersten Drei gelangt- ansonsten gibts keine Punkte! Sucht nach Wäldern die kleine aber effiziente Wege abseits der konventionellen Piste führen. Sucht nach Holzbarrikaden die ihr mit euren stärkeren Fahrzeugen durchbrechen könnt. Es gibt auch versteckte Höhlen hinter Wasserfällen! Auf den insgesamt 16 Strecken werden euch so viele Freiheiten geboten. Dies ist immerhin die doppelte Menge an Strecken gegenüber dem Vorgänger, der nur 8 zu bieten hatte.

Wer jetzt denkt, dass die Rundkurse nur Positionenrennen zu bieten haben irrt gewaltig, denn neu kommen auch Zeitrennen, Intervallrennen und Eliminationsrennen dazu. In den Zeitrennen habt ihr zwar wiederum den ganzen Haufen an Konkurrenz im Nacken, müsst aber nicht zwangsläufig erster werden. Ihr müsst lediglich die vorgegebene Zielzeit unterbieten. Was sich einfach anhört, wird sich in den späteren und härteren Kursen innerhalb von ein paar Hundertstelsekunden entscheiden! Bei den Intervallrennen müsst ihr innerhalb von wenigen Sekunden zwischen zwei Leuchtfeuern auf der Strecke hindurchrasen. Danach wird die Restzeit eurem Zeitkonto gutgeschrieben und ihr steuert schon auf die nächsten Leuchtfeuer zu. Habt ihr die erforderliche Anzahl Leuchtfeuer durchfahren, werdet ihr anhand verbleibender Zeit gewertet, ob es für eine Gold-, Silber- oder doch nur eine Bronzemedaille reicht. Spannend und schweisstreibend geht es bei den neuen Eliminationsrennen zu und her: nach dem Start mit dem kompletten Fahrerfeld zählt ein Counter gnadenlos herunter und zeigt euch darunter den Namen des letztpositionierten Fahrers an. Dieser wird nach Ablauf der Zeit explodieren!! Die Zeitspannen sind dabei meist 20 oder noch weniger Sekunden! Wenn ihr zuhinterst liegt und die Zeit ablaufen seht, werdet ihr alles dafür tun wieder nach vorne zu kommen. Logischerweise gewinnt im Eliminationsmodus somit der letzte Überlebende. Neu dürft ihr auch mit bis zu vier Freunden entweder offline oder online um die Wette rasen. Dies funktioniert in beidenen Varianten absolut ruckelfrei.

Obwohl auf einer Tropeninsel meist die Sonne scheint, wirft das Spiel im Gameplay auch ein wenig Schatten über die schicke Offroadraserei. Solltet ihr in einem Hindernis festsitzen weil das Spiel sich entschieden hat euer Fahrzeug nicht explodieren zu lassen, müsst ihr euch mit Hilfe der Select-Taste auf die Strecke zurücksetzen lassen. Leider kann es dabei passieren, dass euch das Spiel direkt über tiefes Gewässer absetzt und ihr gleich nochmal zurücksetzen dürft. Oder ihr landet kurz vor einer Schanze und bringt möglicherweise nicht mehr die nötige Geschwindigkeit hin, um über die Schlucht zu springen. An anderen Stellen wiederrum reicht eine kleine Berührung mit einem winzigen Hindernis und schon startet die obligate Crash-Animation. Auch wenn diese schön anzusehen ist, nervt man sich schon bald über diese Inkonsequenzen. Weiter könnt ihr euch mit einem eigentlich stämmigen und gut haftenden Rallyauto oder Renntruck bei der kleinsten Unebenheit auf dem Boden in einer Kurve sofort aufs Dach legen. Dafür kann der Gegner mit dem ATV beispielsweise einfach wie auf Schienen an euch vorbeirasen. Solche Fehler sind leider seit dem ersten Teil vorhanden.

Die Steuerung in Motostorm Pacific Rift fühlt sich noch einen Tick besser an, als im ersten Teil. Die Tastenbelegung ist genau dieselbe. Ihr habt aber das Gefühl, eine präzisere Kontrolle über euer Fahrzeug zu haben - gerade in engen Kurven. Hier ist nachwievor der Einsatz der Handbremse unerlässlich. Sonst schlittert ihr unweigerlich in eine Wand oder ein anderes Hindernis.
Visuell ist Motorstorm ein Genuss. Kein Hochgenuss aber durchaus ansehbar. Die Tropeninsel als Setting wirkt gegenüber dem allgegenwärtigen Einheitsbraun aus dem Vorgänger richtig angenehm. Die Texturen sind zwar eher etwas matschig, aber das Gesamtbild aus detailliert modellierten Fahrzeugen (mit sichtbaren Schäden), glasklarem Wasser, lichterloh brennendem Feuer und grünen Wäldern macht einen äusserst schicken Eindruck. Spätestens wenn ihr das erste Mal einen Hügel erklimmt und die Sonne euch blendet, das Licht sich in den Pfützen auf der Strecke vor euch reflektiert, werdet ihr nicht schlecht staunen! Da sei es auch zu verschmerzen, dass das Spiel nicht mit der vollen Full-HD Auflösung, sondern "nur" mt 720p läuft.

Musikalisch wird euch eine gelungene Mischung aus lärmigen und treibenden Indie- und Rockmusikrhythmen von namhaften Künstlern aus der Szene geboten. Die Motorgeräusche wirken authentisch und jedem der verschiedenen Fahrzeugvarianten angepasst. Die Umgebungsgeräusche lassen euch in diese schöne aber wilde Welt vollkommen eintauchen: toosende Wasserfälle, "lebendige" Urwälder, Geisyre und Magmamassen die vor euch herunterdonnern. Die akkustische Kulisse ist einfach genial und trägt enorm zum Spielspass bei!
Fazit:
Als Fan des ersten Teils konnte ich es kaum erwarten, mich endlich wieder hinters Lenkrad zu setzen. Ich habe mich gleich wieder zu Hause gefühlt: alles ist bekannt und dennoch neu! Die neuen Monstertrucks machen mächtig Laune. Das neue Setting ist beeindruckend und sorgt für die nötige Abwechslung im Streckendesign. Die Unterteilung in verschiedene Elementar-Kategorien sugeriert eine abwechslungsreiche und langlebige Auswahl an Rennen. Und davon gibt es diesmal beinahe an die 40! Motorstorm: Pacific Rift ist zwar an manchen Stellen genauso frustrierend wie der Vorgänger (beispielsweise bei der Inkonsequenz im Crash- und Rücksetzverhalten), aber über diesen und andere Mängel kann man getrost hinwegsehen. Motorstorm: Pacific Rift will einfach Spass machen, und das tut es auch! Für alle Fans des Vorgängers und Gegner der Stopp-Offroader-Initiative gilt: zugreifen! Zu guter letzt ein kleiner Hinweis: die Demo im PS-Store beinhaltet die langweiligste Strecke. Bildet euch damit also bitte kein Urteil über das fertige Spiel!

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