Etwa zwei Jahre nach dem zweiten Teil steht mit Motorstorm: Apocalypse bereits der Teil 3 der beliebten Rennspielserie ins Haus. Diesmal düst man nicht mehr durch die wilde, schöne Natur, sondern durch eine menschenleere und von Naturkatastrofen gebeutelte, zerstörte Grossstadt. Der Tod lauert hinter jeder Ecke!
Die verrückten Fahrer der Motorstorm Liga haben einen neuen Kampfschauplatz: Eine fast völlig zerstörte Grossstadt samt Agglomeration, die nach wie vor von Disastern wie Erdbeeben, Vulkanausbrüchen und Tornados heimgesucht wird. Während die komplette Bevölkerung ihre Häuser bereits vor längerer Zeit verlassen hat, um der Apokalypse lebend zu entkommen, ist genau diese der Grund für unsere Speedfreaks sich hier zu haarsträubenden Rennen zu treffen. Rennen, die gut und gerne mit dem Tod enden könnten. Aber genau das scheint hier der Kick.
Die Story des Spiels dreht sich um eine hübsche Reporterin, die einen Dokumentarfilm über drei Fahrer der Motorstorm Liga drehen will. Durch die Linse der Kamera verfolgt man die Geschichte, die in kaum animierten Handzeichnungen erzählt wird, ähnlich einem interaktiven Comic. Die Dialoge sind meist nicht über dem Niveau einer Sitcom der 90er Jahre und so klickt man die Cutscenes meistens schnell wieder weg, wo auch immer sie gerade vorkommen. Die Stadt wird von zwei Fraktionen kontrolliert. Auf der einen die aus Mad Max entsprungenen 'Crazies' und auf der anderen die machthungrige Dusklike Company. Dusklike will wieder Ordnung ins Chaos bringen - obwohl man sich frägt, warum man so eine Stadt überhaupt noch ordnen will - und logischerweise sind da die 'Verrückten' genau anderer Meinung. Sie lieben die Zerstörung und die Anarchie, was sie immer wieder während der Rennen eindrucksvoll beweisen. Teilweise herrscht da Bürgerkrieg, während wir unsere Runden drehen. Gut bewaffnet gehen sie dann schon mal auf unsere Rennfahrer los, was deren Motoren zum Überhitzen bringt. Wir wehren uns dagegen und überfahren die Störenfriede mit einem hämischen Lächeln. Gegnerische Fahrer drängen wir wie gewohnt mit Turbo-Schubsern vom Feld. Früher oder später wird aber jeder noch so gute Fahrer das Zeitliche segnen, sei es wegen des feindlichen Beschusses, wegen Mutter Natur oder weil das eigene Fahrzeug gegen ein grösseres im Zweikampf alt aussieht. Ein Druck auf X befördert uns aber im Nu und voll repariert wieder zurück auf die Strecke.
Die Rennen sind trotz all dieser Anstrengungen extrem spassig. Wir schiessen mit guten Reflexen ausgerüstet ungebremst in die Stadt, die offensichtlich von San Francisco inspiriert wurde, und freuen uns auf die Überraschungen die kommen werden. Das Geschwindigkeitsgefühl ist irre! Da Naturkatastrofen sehr sporadisch und nie an gleicher Stelle auftreten und es viele Abkürzungen zu finden gibt, bleiben die Rennen lange frisch und anspruchsvoll. Am Ende eines Events kommt es nicht selten vor, dass ihr euch erstmal die Augen reiben müsst, weil die mangels Blinzeln schon fast ausgetrocknet sind (Kontaktlinsenträger seien gewarnt!).
Wie in den Vorgängern ist der Turbo-Boost der Schlüssel zum Erfolg. Der könnte zu jederzeit und praktisch unbegrenzt eingesetzt werden, wenn da nicht ein Haken wäre: Überhitzung! Wer seiner Engine durch exzessiven Turboeinsatz zu viel abverlangt explodiert. Auch das kennen wir von den Vorgängern. Diesmal warnt uns eine rote Bildschirmumrandung vor dem anstehenden Kollaps und so müssen wir uns weniger auf die HUD-Anzeigen konzentrieren. Gut so. Dreizehn Fahrzeug-Klassen finden sich im Spiel. Zu den bereits bekannten SUVs, Buggies, Monstertrucks und MotoX-Bikes gesellen sich mehr strassentauglichere Fahrzeuge wie Super-Bikes, Sportwagen, Chopper und sogar Lastwagen. Mehr als genügend Abwechslung also.
Wer gerne schwere Herausforderungen besteht, für den sind die neuen Special-Events genau das Richtige. Hier fährt ihr einzelne Sektoren der Strecken auf Zeit, was eine nahezu perfekte, fahrerische Leistung verlangt. Auch der Multiplayer Modus ist ein prima Ort für schweisstreibende Rennen. Ein motivierendes Leveling-System mit unzähligen, freischaltbaren Items erinnert uns ein bisschen an Call of Duty. Logos, Skins und ein Haufen Tuning-Teile erlauben vielfältige Veränderungen der eigenen Wagen. Das hätte man auch gut in den Singleplayer Modus einbauen können. Falls ihr lieber zu Hause mit Freunden spielt ist auch dafür gesorgt. Ein 4-Spieler Splitscreen Modus ist mit dabei, allerdings müsst ihr dann mit grafischen Einsparungen klar kommen.
Technisch überzeugt uns Motorstorm: Apocalypse nicht vollständig. Die Grafikengine zaubert zwar schöne Bilder auf die Mattscheibe, wirkt stellenweise aber etwas überfordert, was vielleicht an den vielen Physikeffekten liegt. Den Explosionen, speziell bei Crashs, fehlt einfach das gewisse Etwas. Ab und zu kommt es auch zu kleineren Slowdowns bzw. Rucklern und das berühmtberüchtigte Kantenflimmern ist omnipresent. Das Schlimmste sind aber die elend langen Ladezeiten. Naja immerhin hat man so genügend Zeit mal aufs Klo zu gehen oder sich eine Limo aus dem Kühlschrank zu holen. Die Akustik hingegen ist allererste Sahne. Wenn der Nachbar das Gefühl hat, bei euch ginge die Welt unter, dann ist das eigentlich mehr als eine Auszeichnung, oder?
Fazit:
Die Evolution Studios enttäuschen mit diesem Nachfolger nicht. Motorstorm ist immer noch eine ganz grosse Gaudi und das Geschwindigkeitsgefühl ist schlicht phenomenal. Anfänglich dachte ich, dass mir das Ganze mit der Zeit wohl langweilig würde, aber die vielen Abkürzungen und zufälligen Naturkatastrofen halten die Rennen frisch bis zum Schluss. 13 verschiedenen Vehikel-Kategorien und ein gelungener Multiplayer Modus mit motivierendem Leveling-System tragen ebenfalls dazu bei. Es gibt allerdings auch ein paar Schattenseiten. So sind die Mitfahrer nicht besonders helle, die ultralangen Ladezeiten wirken einschläfernd und die Explosionen im Spiel könnten dezent besser aussehen.
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