Die Member des kleinen finnländischen Entwicklerteams Kamina Dimension sind anscheinend grosse Fans von Super Metroid. Nach ihrem kurzweiligen Puzzler Erstling "Grab the Bottle" erscheint nun endlich die Konsolenversion ihres bereits 2020 für den PC veröffentlichten 2D Sci Fi-Abenteuers.
M.C. Fox, seines Zeichens intergalaktischer Privatdetektiv, ist einer heissen Sache auf der Spur. Auf einen anonymen Hinweis hin stösst unser Held auf das geheime Hauptquartier der Terrororganisation "The Ascended”. Auf die staatlichen Behörden ist gepfiffen, also stellt sich M.C. Fox den Schurken halt alleine. Im Nachhinein vielleicht nicht die beste Entscheidung, denn unser Held liegt nach dem Scharmützel erstmal flach und fristet aufgrund seiner Verletzungen seine übrigen Tage im Rollstuhl.
Wäre das schon nicht genug, wird ihm nach seine Genesung mitgeteilt, dass "The Ascended" zusätzlich das Bewusstsein seiner Tochter mit einer neuen Technologie geklaut hat und nun im komatösen Zustand rumliegt. Dies ist der Punkt, wo das Fass komplett überläuft. M.C.Fox heuert eine Crew samt Raumschiff an. Diese zimmern ihm einen Androiden zusammen, auf den er temporär seinen Geist transferiert, damit er mit seinem neuen Kampfroboter MAG sämtliche Schurken zu Kleinholz verarbeiten und seine Tochter wieder in den Originalzustand zurückversetzen kann.
Der sprungfreudige MAG, wie unser Fight Robo offiziell heisst, verfügt standardgemäss über eine Energie Pistole mit unlimitierter Munition und einen Laser Säbel. Gegner werden entweder mit ein paar Schüssen durchlöchert oder abgesäbelt. Die fehlende Abwehrfunktion machen wir mit dem schnellen Dash wieder wett. Wie es sich für ein waschechtes Metroidvania gehört, verzweigen sich nach dem ersten Abschnitt die Wege in alle Richtungen. Die nüchterne Map ohne Markierungsmöglichkeiten kartografiert Genre gerecht unseren Fortschritt. Auf grosse Storymarker oder gezieltes Händchenhalten wird in MindSeize verzichtet.
Die paar Standardgegner zu Beginn putzen wir schnell weg und nach dem ersten Bossfight hagelt es auch schon Upgrades. Mit dem Slide rutschen wir durch enge Abschnitte, die Pulse Gun überzeugt durch höhere Durchschlagskraft und mit dem Shadow Dash rennen wir durch jeden Feind ohne Schaden zu nehmen. Im Schlepptau folgt uns stets eine kleine Drohne. Anfangs noch unbrauchbar, hackt sie später verschlossene Türen und Selbstschussanlagen und unterstützt uns im Kampf mit einem popeligen Single Shot.
Nachdem wir jeweils genügend Hinweise im Abschnitt gefunden, sprich sämtliche Endgegner im Level weggeputzt haben, düsen wir für eine kleine spielbare Dialog Sequenz zu unserem Raumschiff, wo wir mit M.C. Fox im Rollstuhl durch die Gänge kurven, bevor wir mit MAG zum nächsten Planeten fliegen. Den Doppelsprung, die absolute Parade-Mechanik in jedem Metroidvania, erhalten wir erst relativ spät. Die Freude ist jedoch dafür umso grösser. Als Bonus gibts nämlich den Air Dash obendrauf. Somit lassen sich endlich die teils kniffligen und präzisen Plattform-Einlagen meistern und das Spiel gewinnt förmlich an Schwung.
Was uns beim 12 stündigen Durchlauf besonders auffiel, sind die Unmengen an geheimen Wänden und zerbrechlichen Mauern. Forschungsfreudige MAGs kommen auf ihre Kosten. Gespeichert wird automatisch in Safeboxen, wo wir auch Health Potions erwerben können. Das passende Kleingeld haben wir ja schliesslich unseren verblichenen Feinden abgeluchst. Eher selten sind die Save Plattformen, auf denen wir zusätzlich die Schnellreise nutzen und im Workshop Upgrades für MAG kaufen. Wem M.C. Fox' Rachefeldzug trotzdem zu schwer erscheint, wechselt im Optionsmenü auf den Easy Mode.
Fazit:
Bei Metroidvanias verhält es sich mittlerweile wie mit dem Soulslike-Genre; langsam ist der Markt übersättigt. Was dem Genre fehlt, sind frische Ideen. Der zigste Metroid-Aufguss, auch wenn er wie hier sehr solide rüberkommt, fehlt einfach der kreative Impact. MindSeize macht im Grund nichts falsch und erfüllt visuell wie auch soundtechnisch die erforderlichen Parameter. Das Gameplay flutscht, auch wenn ein paar künstliche Stolpersteine und ein etwas verwirrendes Leveldesign manchmal in grossem Herumirren enden. Eine Design Schande sind 2024 aber solche Spässchen wie den Checkpoint 3 Screens vor dem Boss zu setzen, damit ich unbedingt noch von einer Gegnermeute drangsaliert werde und eventuell wertvolle HPs verliere, bevor es zum Bossfight geht. Es kam gelegentlich auch vor, dass sich M.C. Fox einfach weigerte, sich zu bewegen, keine Taste reagierte und ich chancenlos ins Game Over segelte. Besonders nervig, wenn solche Sachen genau beim Endboss passieren. Unterm Strich gesehen ist MindSeize ein kleiner Zwischenhappen für Hardcore-Fans, die auf zukünftige Titel wie Nine Sols und Silksong nicht länger warten können.
MindSeize ist digital für PC, PlayStation 4 und 5 sowie Xbox One und Series X|S erschienen. Wir haben das Spiel auf der PS5 getestet. Das Test-Muster stammt von Sometimes You, wofür wir uns herzlich bedanken!
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