Wir befinden uns in der nicht mehr allzu fernen Zukunft. Hier gibt es nicht nur viel High Tech der neuesten Generation, sondern auch die langersehnte Möglichkeit, das Hirn der Mitmenschen zu übernehmen. Hübscher formuliert würde das nach einer richtig guten - weil neuen - Spielidee klingen. Na da sind wir mal gespannt.
Nach dem Einlegen der Disc erwartet uns ein futuristisches Menüdesign. Das macht Lust auf mehr; übrigens auch auf eine nicht vorhandene Kinect-Menüsteuerung. Nach ungewöhnlich kurzem Aufenthalt bei den Einstellungen folgt ein ebenso kurzes, aber völlig ausreichendes Körpertausch-Tutorial. Wir bewegen uns als Geist im Raum und übernehmen die Kontrolle des einzigen anwesenden Herrn. Jetzt wird via Geisteranflug noch die nebenstehende Technik übernommen und schon ist die Steuerung verinnerlicht. Was wir lernen: Es wird uns im kommenden Spielverlauf möglich sein, den ursprünglichen Heldenkörper zu verlassen und beliebige andere Lebewesen sowie technische Spielereien zu übernehmen. Der nun „leere“ Ursprungscharakter wird dabei von der KI übernommen und agiert deswegen weiter. Jener darf bei möglichem Nahtoderlebnis wiederbelebt werden und nur betäubte Gegner werden gerne zur eigenen Unterstützung umgepolt.
Insgesamt steuert sich der Titel okay. Verschwindet man via gleichzeitigem Druck auf L3 undR3 Stick aus dem gegenwärtigen Host, kann leider auch mal Verwirrung entstehen über den Aufenthalt des nächsten möglichen Wirtes. Nicht einfacher wird das durch den anhaltenden Blau/Grau Ton der Grafik. Gibt es übrigens irgendein Spiel in welchem die Anwendung von dem Stick-Klick in angenehmer Art und Weise verwendet wurde? Mindjack gehört jedenfalls nicht dazu. Ein einfacher Buttondruck hätte hier durchaus gereicht und wäre mit durchdachterer Padbelegung auch möglich gewesen.
Richtig gut und offensichtlich durch Demon‘s Souls auf der PS3 inspiriert ist die Möglichkeit, in die Kampagne anderer Online-Spieler einzugreifen. Gut ist das für den Kampagnenspieler, es macht die Story massiv interessanter wenn man urplötzlich gegen eine Ansammlung echter Spieler im Gewand der Bösewichter antreten soll. Im Gegenzug darf dem Story-Spieler selbstverständlich auch geholfen werden. Als beitretender Spieler bleibt leider die lange Wartezeit. Man darf zwar alle noch nicht „besetzen“ Charaktere übernehmen, steht aber Story-Leerlauf an oder sind schlicht keine Gegner da, schwirrt man als blaues Irrlicht gelangweilt durch die Räumlichkeiten. Dennoch macht gerade diese Option das Spiel massiv besser als es eigentlich ist und hebt es vom durchschnittlichen Einheitsbrei der 3rd-person Shooter ab.
Leider taugt die dazu geschriebene Story gar nichts. Es scheint als ob die Entwickler eine Spielidee hatten und der Buchhaltungs-Praktikant noch schnell eine Story dazu schreiben sollte. Selten hat ein Spiel langweiligere Charaktere mit drögerem Spielablauf kombiniert. Hier wäre so viel mehr drin gewesen, schade drum. Da helfen auch Experience Points und passable Technik (vom Stand anno 2009) nicht weiter.
Abgerundet wird das Gesamtbild durch eine langweilige Gegnerschar, meist erwarten uns Formationen von identischen Soldaten, eine Schiessbude beim Kirmes bietet mehr. Zu guter Letzt gibt es auch noch Endgegner, welche aber zu keinem Zeitpunkt eine ernstzunehmende Herausforderung darstellen, geschweige denn mit grossen Überraschungen auftrumpfen.
Fazit:
Die Idee von Mindjack hat definitiv Potential. Leider haben es die Entwickler versäumt, mehr als das unbedingt Nötige daraus zu machen. Der Charaktertausch mitten in der Action ist oftmals eher lästig. Stattdessen hätte ich mir eine deutlich interessantere Storyline gewünscht, die mehr als belanglose Ein-Zeiler vorzuweisen hat. Wieso ich meine mühselig aufgesammelten Waffen im nächsten Raum nicht mehr finde und warum die Hauptcharaktere so völlig abgedroschen sind, bleibt wohl das Geheimnis von Square/Enix. Die immer gleichen, wiederkehrenden Shoot-Outs in den viel zu ähnlichen Levels fördern die Langzeitmotivation auch nicht. Insgesamt viele interessante Ansätze, die leider nicht ganz zu Ende gedacht wurden. Freunde von erfrischend neuen Spielideen, die sich an obengenannten Kritikpunkten nicht stören, spielen Probe.
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