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AutorenbildSascha Böhme

The(G)net Review: Metal Gear Solid 3: Snake Eater

Wenn man sich anschaut, welch' langen Weg die Metal Gear-Reihe seit ihrem ersten Erscheinen auf dem MSX zurückgelegt hat, kann man Hideo Kojima eigentlich nur bewundern. Obwohl das Stealth-Action Genre heutzutage sehr beliebt ist, gibt es nur wenige Titel, die den Zahn der Zeit so unbeschadet überstehen wie Metal Gear. Genau in diesem Punkt zeigt sich die Genialität der Konami-Saga, die seit der Einführung des Zusatzes "Solid" immer wieder für Begeisterung sorgt. So auch Teil 3!


Metal Gear Solid 3: Snake Eater PS2 Classics Test, Review, Testbericht.

Man merkt, dass Hideo Kojima seine Spiele stets mit chirurgischer Sorgfalt produziert und nichts dem Zufall überlässt. Snake Eater ist keine Ausnahme und ein weiterer Beweis dafür, dass die Serie oft über die üblichen Qualitätsstandards hinausgeht. Zwar gibt es mit Splinter Cell mittlerweile einen ernstzunehmenden Konkurrenten, die beiden Spiele unterscheiden sich in ihren Ansätzen aber grundlegend. Während Ubisoft und Sam Fisher den Realismus bevorzugen, hat sich Metal Gear Solid für einen filmischen Ansatz entschieden, der gerne auch mal in futuristische Gefilde driftet. Man könnte Kojima vorwerfen, dass er sich zu sehr in seine Geschichten vertieft und versucht, uns seine Ansichten über Genetik oder die amerikanische Politik zu vermitteln, aber der Mann ist zu intelligent, um so einen Fehler zu begehen. Ja, die komplexen Metal Gear Solid-Stories sind aus historischen Beiträgen oder realen Ereignissen heraus entstanden, aber letztendlich ist das Ergebnis trotz der Erzählweise pure Fiktion.


Metal Gear Solid 3: Snake Eater geht von dieser Prämisse aus und stützt sich auf die Ereignisse des Kalten Krieges, von denen die Kuba-Raketenkrise einer der wichtigsten Stationen war. Kojima verlegt seine Story in die 1960er Jahre und nutzt die Gelegenheit, um uns die Entstehung von Snake, The Boss, dem Projekt Les Enfants Terribles und einigen ikonischen Metal Gear Charakteren zu erzählen, wie z.B. Revolver Ocelot, der sich viele Jahre später von einem jugendlichen Pistolero in einen sadistischen Folterer verwandeln wird. Obwohl es besser ist, MGS und MGS 2 gespielt zu haben, um die Hintergründe und Beweggründe einiger Charaktere besser zu verstehen, kann man die Handlung des Spiels auch als kompletter Neuling geniessen. Der erste Teil von Snake Eater konzentriert sich dabei auf die Mission des Helden, einen Wissenschaftler namens Sokolov zu finden, den Erfinder von Shagohod (einer mobilen Raketenabschussrampe). Aber er dient auch dazu, die Charaktere erneut und ausführlich einzuführen. Dies hilft Veteranen wie Neulingen gleichermassen, ihre Bestrebungen im zweiten Teil des Spiels, der einige Tage später über die virtuelle Bühne geht, besser zu verstehen.


Snake Eater basiert vom Aufbau her Metal Gear Solid 2, ist diesem aber in jeder Hinsicht überlegen. Während wir immer noch mit Wachen, die auf jedes Geräusch achten, Katz und Maus spielen, tauscht MGS 3 die kalten und engen Umgebungen von MGS 2 derweil gegen offene und farbenfrohe Szenarien. Die meiste Zeit verbringen wir in einem dichten Dschungel. Wir kriechen durch Sumpfgebiete, verstecken uns im hohen Gras oder auch in Gewässern und versuchen dabei möglichst lautlos alle Wachen zu eliminieren. Das Spielprinzip ist altbekannt, wird aber um neue CQC-Moves erweitert. Mit diesen Nahkampf-Angriffen (Close Quarter Combat aka CQC) überwältigen wir Wachen auf neuartige Weise, verhöhren sie und entlocken ihnen so wichtige Information u.a. über die Standorte ihrer Kollegen. Ausserdem haben wir dieses Mal die Möglichkeit, auf Bäume zu klettern oder verstecken uns in Gebüschen und hohem Gras, um unbemerkt zu bleiben.


Als Gadgets leisten uns betäubende Zigaretten, Pillen (um einen schnellen Tod vorzutäuschen), sexy Zeitschriften (um die Aufmerksamkeit der Soldaten zu stören) und vieles mehr gute Dienste. Unterstützt werden wir von einem praktischen Radar, der die Positionen der Gegner grob anzeigt, dessen Reichweite aber arg zu wünschen übrig lässt und der zudem noch dauernd Batterien benötigt, um überhaupt zu funktionieren. Dadurch ist der Schwierigkeitsgrad um einiges höher als in MGS 2. Man darf halt nicht vergessen, dass die Ausrüstung in den 1960er Jahren weniger leistungsfähig war als in der Neuzeit.


Mit einem Dutzend Waffen, darunter ein fetter Revolver, ein Scharfschützengewehr, ein schweres Maschinengewehr, ein Raketenwerfer und natürlich Snakes treue SOCOM Pistole mit Schalldämpfer und Red-Dot, sind auch die offensiven Mittel nicht zu kurz gekommen. Ausserdem dürfen wir auch die Waffen der Feinde benutzen, ebenso wie deren Flaktürme oder Maschinengewehr-Nester. Alles in allem ist das Gameplay sinnvoll erweitert worden, fordert den Spieler aber mit seiner dadurch sehr gewöhnungsbedürftigen Controller-Belegung. Wenn man Buttons, Analog-Sticks und das Digital-Kreuz praktisch gleichzeitig nutzen muss, nur um einen Gegner auszuschalten weiss man, dass das öfters auch mal in die Hose gehen kann.


Die grösste Neuerung dieser Episode ist jedoch das ausgeklügelte Surival-Gameplay. Werden wir verwundet, sollten wir uns direkt selbst verarzten. Dazu zappen wir durchs Inventar und heilen Wunden mit Bandagen, Desinfektionsmitteln, chirurgischem Faden oder Antiseptika. Dieser Aspekt ist aufwendig und zeitintensiv, aber sehr spannend und ergänzt das Jagen und Pilzesammeln, das wir nebenbei auch noch erledigen müssen, um am Leben zu bleiben. Da brutzeln wir auch mal eine Schlange über offenem Feuer, um den Hunger zu stillen (Snake Eater!). Obwohl man durch Heil- und Food-Items oft auch Stamina zurückgewinnen, sollte man stets auf die Ausdauer achten. Ohne Ausdauer wird selbst das Zielen und Schiessen zur Tortur und wegrennen klappt dann auch nicht mehr!


Eine weitere Neuerung in MGS 3 sind die zahlreichen Tarnungen. Durch das neue Camouflage-System kann man mit seiner Umgebung regelrecht verschmelzen, was uns quasi unsichtbar macht. Je nach Umgebung muss man häufig die Kleidung und Gesichtsbemalung wechseln, um diesen Effekt ideal zu nutzen. Wenn man zum Beispiel an einer roten Backsteinmauer lehnt, ist ein ockerfarbenes Outfit ideal. Versteckt man sich im Gras, sollte man olive-grüne Kleidung und grüne Gesichtsfarbe bevorzugen usw. Eine coole Idee, auch wenn man sich dafür umständlich und oft durch das Inventar-Menü klicken muss.


Optisch ist Metal Gear Solid 3: Snake Eater ein absolutes Brett, das nur das PS2-übliche Flimmern und etwas Tearing getrübt wird. Die Vielfalt der Schauplätze ist ein enormer Fortschritt im Vergleich zu früheren MGS-Spielen. Es gibt zwar auch hier die übliche Militärbasis, aber mit dem dichten Dschungel, verwinkelten Höhlen, Reisfeldern, Sümpfen und stinkenden Abwasserkanälen wird viel Abwechslung geboten. Abgesehen davon ist auch das Design der Charaktere nahezu perfekt. Die Mitglieder der Cobra-Einheit sind nicht nur imposant, es macht auch mächtig Spass sie einen nach dem anderen in impostanten Boss-Fights zu eliminieren.


Der Soundtrack von Harry Gregson Williams steht dem in nichts nach, mit einem Retro-Theme, das ganz im James-Bond-Stil gehalten ist. Der Komponist hat das Wesen von Metal Gear voll und ganz verinnerlicht. Die Musikstücke sind allesamt von extrem hoher Qualität und man wird sich wohl noch lange an die Musik von Snake Eater erinnern. Überhaupt ist sie ein integraler Bestandteil des Spiels.


Wenn du dir Sorgen um die Lebenszeit machst, solltest du wissen, dass sie mit den verschiedenen Schwierigkeitsgraden, die du freischalten kannst, auf einer Linie mit ihren Vorgängern liegt. Außerdem gibt es einen eigenen Modus für die europäische Version, in dem du alle Bosse des Hauptabenteuers bekämpfen kannst. Nicht zu vergessen ist der Modus „Schlange gegen Affe“, in dem du die Affen von Ape Escape fangen musst, indem du mehrere abgeschlossene Level aus dem Szenario-Modus durchläufst. Ein lustiges, aber nicht fesselndes Extra.


Schlussendlich ist auch MGS 3 ein Spiel, das man mehrmals durchspielen kann und wird. Somit sollte man locker für 30-40 Stunden beschäftigt sein. Zudem laden einige Extras dazu ein, wie z.B. Snake vs. Ape, ein Modus, indem wir die Affen von Ape Escape einfangen sollen (wie es zu dieser kuriosen Kollaboration kam würde mich mal interessieren!). Oder man gibt sich den Boss-Fights hin, die in einem separaten Modus noch einmal gespielt werden dürfen. An Inhalten mangelt es nicht!


Fazit:

Metal Gear Solid 3 gehört zu der seltenen Kategorie von Spielen, die einen von Anfang bis Ende gebannt vor die Flimmerkiste fesseln. Man vergisst die Zeit um sich herum und hat kaum Möglichkeiten für Verschaufpausen. Etwas zu bemängeln fällt mir schwer. Wenn, dann könnte man sich über die teils störrische Kamera ärgern, die oft nicht immer das zeigt, was man sich wünscht oder dass die abermals elend langen Codec-Gespräche und Cut-Scenes ermüdend sein können. Über die PlayStation-üblichen Grafik-Fehler wie enormes Flimmern und auch mal Tearing sehe ich aber locker hinweg, wenn der Rest so dermassen bombastisch inszeniert ist. Mit Metal Gear Solid 3: Snake Eater hat Hideo Kojima genau an den richtigen Stellschrauben gedreht und sein Magnus Opus erschaffen (und sich selbst ganz nebenbei zur Legende gemacht). Und auch wenn der Meister meint, seine Trilogy damit zu einem Ende gebracht zu haben bin ich zuversichtlich, dass wir nicht zum letzten Mal von Snake gehört haben. Das Spiel ist einfach zu gut, um hier einen Schlussstrich zu ziehen!


Metal Gear Solid 3: Snake Eater PS2 Classics Test, Review, Testbericht.

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