Das original Mercenaries "Playground of Destruction" war anno 2005 eines der spassigsten und interessantesten "Sandbox" Games und gehört für mich immer noch zu den 10 besten Xbox Spielen. Mercs 2 bietet alles aus Teil 1, plus noch ein paar feine Erweiterungen wie z.B. einen CoOp-Modus.
Mercenaries 2 "World in Flames" hat alles, was man von einem Nachfolger erwartet: Bessere Grafik, mehr Waffen, mehr Fahrzeuge, eine grössere Map und noch fettere Explosionen. Statt im vom Krieg zerrütteten Nord Korea kämpft ihr diesmal im grafisch abwechslungsreicheren Venezuela, ein malerischer Ort, den bereits Held Rico aus Just Cause in Schutt und Asche legen durfte. Die Helden in Mercs 2 sind die alten geblieben. Noch immer wählt ihr zwischen dem tättowierten Mattias "Rambo" Nilsson, dem farbigen Christopher "Mr. Strategy" Jacobs und Jennifer "Ninja-Girl" Mui und habt je nach Wahl andere Vor- und Nachteile im Kampf.
Die drei Söldner nehmen einen Auftrag des venezuelanischen Drogen-Bosses Solano an und werden prompt übers Ohr gehauen. Mehr noch: Solano versucht sich unserer Freunde sogar zu entledigen, ein grosses "No-Go" und ein Vergehen, dass richtige Söldner nicht so einfach durch gehen lassen. Also begebt ihr euch auf einen persönlichen Rachefeldzug. Fans des ersten Teils fühlen sich von Beginn weg zu Hause. Gameplay und Steuerung sind praktisch unverändert. Ihr könnt immer noch Fahrzeuge kapern, Luftunterstützung in Form von Item-Drops oder Airstrikes anfordern und auf eine Vielzahl durchschlagskräftiger Waffen zurück greifen. Neu dürft ihr es euch neben Autos, Panzern, Helis und Motorrädern auch in Booten oder auf dem Jet-Ski bequem machen. Ausserdem kann euer Held neuerdings Schwimmen.
Das grosse Highlight von Mercs ist nach wie vor das offene Missions-Design, und natürlich die brachiale Zerstörung, die meist in Form der unterschiedlichsten Airstrikes daher kommt. Neu im Arsenal sind nukleare Sprengkörper und die sogenannten MOABs (Mother Of All Bombs), die ganze Landstriche verwüsten. Die Effekte sind berauschend und befriedigend, da ihr diesmal wirklich ALLES im Spiel zerstören könnt. Es kommt nur noch auf die Feuerkraft an. Wer Airstrikes und Luftunterstützung anfordern will braucht aber nicht nur Kohle, sondern auch Benzin, welches ihr überall auf der Map finden und stehlen könnt. Wer die Gegend erkundet findet aber nicht nur Benzin, sondern auch Waffen, Upgrades, Munition und viel, viel Geld. Wie im ersten Mercs arbeitet ihr Aufträge für verschiedene Fraktionen ab, erhaltet so "Reputation" und natürlich Kohle, mit der ihr neue Team-Mitglieder rekrutiert und euer Waffenarsenal kontinuierlich ausbaut. Die Aufträge der einen Fraktion können aber den Missmut der anderen nach sich ziehen. Es ist also angebracht, die Missionen mit Bedacht auszuwählen, will man es sich mit einer Gewissen Gruppierung nicht verscherzen. Welches sind denn diese Gruppierungen? Da wäre die PLAV, die Peoples Liberation Army of Venezula, die Chinesische Armee, Universal Petroleum (ein Öl-Gigant), die Piraten, die UN und die immer feindlichen Rebellen der VZ, dem Regime von Solano.
Die Story in Mercs 2 ist jedoch vorhersehbar und uninteressant; Es dreht sich alles um politische Macht und ums Schwarze Gold. Ist euch eine Fraktion nicht mehr mehr wohl gesonnen, gibt es von dieser auch keine Aufträge mehr. Glücklicherweise lösen Schmiergelder solche kleinen Streitigkeiten in Luft auf. Neben den Hauptmissionen dürft ihr euch an einer Tonne Nebenmissionen und Challenges versuchen. Gerade die Challenges sind motivierend, da ihr Geld gewinnen (oder verlieren) könnt. Last but not least gibt es eine Reihe "Fetch-Quests", die den sammelwütigen unter euch sicher nochmal ein paar Stunden "Arbeit" abverlangen. In Mercs 2 wird also viel in die Luft gejagt und auch ihr werdet unweigerlich in die Luft gejagt, manchmal schneller als es einem lieb ist. Dies passiert besonders oft, wenn ihr mal wieder in einem Fahrzeug getarnt ins Feindesland fährt und eure Tarnung auffliegt. Dann bricht rund herum das Chaos aus und ihr beisst unweigerlich ins Gras. Da ist es gut, wenn man einen Freund an seiner Seite hat, der einen wieder belebt.
Jep, Mercs'2 Kampagne lässt sich von A-Z im CoOp Modus spielen. Dazu benötigt ihr aber Xbox Live, einen lokalen Splitscreen gibt es nicht. Der Einstieg in ein CoOp Spiel funktioniert einfach und schnell und zu jeder Zeit. Spielstände können on-the-fly geladen werden. Etwas schade ist die Tatsache, dass sich die Partner immer innerhalb eines ca. 500m grossen Radius aufhalten müssen. Ihr könnt also nicht an völlig unterschiedlichen Orten auf der Karte euer eigenes Ding durchziehen, wie das z.B. in Crackdown möglich ist. Es gibt Missionen, in denen diese Restriktion hinderlich ist, meistens jedoch zwingt sie euch zur Team-Arbeit und einem koordinierten Vorgehen, was wiederum eine gute Sache ist. Mercs 2 ist nicht ohne Fehler.
Die Intelligenz der Gegner ist mit der eines Steins zu vergleichen. Stur und ohne Eigeninitiative. Das macht so manche Mission zum Kinderspiel, da man sich diese Schwäche nur allzu oft zum Vorteil machen kann. Die Texturen sind stellenweise extrem verwaschen. Die fischähnlichen Lippenbewegungen der Protagonisten wirken lächerlich. Das Wasser sieht ziemlich übel aus und hat ein unschönes, weil zu gleichmässiges Muster. Zu allem Überfluss geht die Framerate ab und zu in die Knie. Ich kann die Herausforderungen in Sachen Programmierung bei einem Sandbox-Spiel ja nachvollziehen, speziell bei einer dermassen grossen und komplett zerstörbaren Spiele-Welt wie hier. Dennoch habe ich mir von Pandemic mehr Feinschliff erhofft, speziell nach der relativ langen Entwicklungsphase von dreieinhalb Jahren (und ein paar Verschiebungen).
Glücklicherweise macht Mercs 2 dermassen viel Spass, dass man über all diese Fehler hinwegsehen kann. Der Rest des Spiels sieht sogar ziemlich gut aus. Die Explosionen sind eine Augenweide, die rund 150 (!) verschiedenen Vehikel detailreich modelliert und die Zerstörung allgegenwärtig. Das Problem ist nur, dass viele Spieler nicht über die Anfangs-Level hinaus durchhalten werden, bis das Spiel wirklich an Fahrt gewinnt. Wenn ihr mit einem Kampfhelikopter mit Cruise-Missiles bewaffnet zwischen den Wolkenkratzern einer Grossstadt feindliche Panzer-Kolonnen auseinander nehmt wird euch bewusst, wie witz- und einfallslos die ersten paar Missionen doch sind. Und wer nicht mindestens einmal das "Fuel-Air RPG" abgefeuert hat, hat sich um eine wahnsinnig coole Spielerfahrung gebracht.
Fazit:
Abgesehen von den vielen technischen Problemen, die das Spiel als unfertig erscheinen lassen, macht Mercenaries 2 World in Flames eine Menge Spass. Hier dürft ihr ganze Städte auf Knopfdruck dem Erdboden gleich machen und die Explosionen sehen einfach atemberaubend aus. Ich schreibe dieses Fazit daher auch mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Mercenaries 2 hätte das Zeug zu einem AAA-Titel. So wie es jetzt in den Regalen steht, kann es diesem Anspruch jedoch nicht ganz gerecht werden.
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