Mit Medal of Honor: Heroes 2 erscheint bereits das zweite MoH-Spiel in relativ kurzer Zeit für Nintendo's Wii. Electronic Arts will es wirklich wissen. Uns soll es recht sein, denn schliesslich können wir - allen Unkenrufen zum Trotz - nicht genug kriegen vom 2. Weltkriegs-Szenario. Warum? Lest selbst...
Es geht den Nazis wieder einmal an den Kragen. Ihr kennt das Szenario und natürlich ist auch diesmal wieder alles beim Alten: Sandstrände stürmen, Gefechtsstellungen ausheben, Sprengsätze legen und dazwischen mit Thompson und MP40 dem Feind aus Deutschen Landen das Fürchten lehren. Nichts neues an der Front... Stopp! Nichts Neues? Falsch. Diesmal geht ihr mit Wiimote und Nunchuck im Anschlag auf die Jagd, oder am besten gleich mit Nintendo's Zapper!
Letzterer bietet das wohl beste Spielerlebnis, das man in diesem Genre findet und gehört soweiso in die Sammlung eines jeden Shooter-Fans. Kriegs-Veteranen entscheiden sich zu Beginn für einen von zwei Spiel-Modi: Arcade und Kampagne. Der Arcade-Mode lässt sich am ehesten mit Klassikern wie House of the Dead oder Time Crisis vergleichen. Ihr wandelt auf fixen Pfaden und führt euer Fadenkreuz mit der Wiimote über den Bildschirm, schiesst auf Erste Hilfe Packs um eure Lebensenergie aufzuladen oder schüttelt das Nunchuk um Handgranaten zu werfen. Eure Waffe seht ihr in diesem Modus nicht. Hier kommt es vor allem auf schnelle Reflexe an. Dafür ist der Arcade-Mode auch für absolute Shooter-Anfängern leicht zugänglich.
Etwas anders sieht das mit dem Kampagnen-Modus aus, wo ihr euren Helden selber durch die Levels steuert. Ausserdem bekommt ihr hier eure Knarre zu Gesicht und könnt über Kimme und Korn zielen, ganz im Stil herkömmlicher Egoshooter. Das kann zu Beginn ganz schön irritieren und es braucht einige Zeit, bis ihr euer Konterfei 'im Schlaf' durch die Gegend steuert. Habt ihr aber den Dreh erstmal raus, fängt das Spiel erst richtig an. Medal of Honor Heroes 2 macht eine Menge Spass, was vor allem an der tollen Steuerung liegt, die sich auch vor Genre-Primus Metroid nicht verstecken braucht. Die Lock-On Funktion von 'Heroes 2' ist zwar mit dem A-Button etwas ungünstig positioniert - zumindest für Zapper-User - gleicht diese Tatsache aber mit Präzision in der Bewegungs-Abfrage wieder aus. Es spielt sich einfach göttlich!
Arcade- und Kampagnen-Modus unterscheiden sich aber nur spielerisch. Ihr kämpft euch in beiden Modi durch die gleichen Szenarios. Davon gibt es leider gerade mal 7 Stück, womit 'Heroes 2' in die Fuss-Stapfen von 'Airborne' tritt, welches ebenfalls recht kurz geraten ist. Die Action ist aber nicht minder fulminant und schliesslich sorgt das bekannte Medallien-System für die nötige Langzeitmotivation. Wem das nicht genügt, kann sich immernoch dem Multiplayer-Modus widmen und zusammen mit sage und schreibe 31 Spielern (!) an Online-Battles teilnehmen. Zur Verfügung stehen zwei Deathmatch Varianten und eine CtF-Variante, 'Infiltration' genannt. Schade gibt's auf der Wii keine Sprachübertragung. Ohne die ist taktisches Teamplay so gut wie unmöglich und so verwundert es kaum, dass die Online-Kämpfe wenig Tiefgang bieten. Auf XBOX 360 oder PS3 ausweichen könnt ihr diesmal auch nicht, denn Medal of Honor Heroes 2 erscheint exklusiv für Wii (mal abgesehen von der PSP Version).
Electronic Arts hat sich sichtlich Mühe gegeben, die Bewegungssensoren der Wii spassbringend einzusetzen. Durch Drehbewegungen des Nunchuk stellt ihr beispielsweise den Timer eurer Sprengladungen ein, sucht Frequenzen am Funkgerät oder verstellt den Abschuss-Winkel des Mörsers. Seid ihr hinter einer Deckung, wird durch Neigen des Nunchuk um die Ecke geschaut. Eine Menge Einstellungsmöglichkeiten im Options-Menü bieten vermutlich für jeden die passende Steuerungs-Methode, selbst für Linkshänder.
Die Präsentation von Heroes 2 ist auf gewohnt hohem Niveau. Vor allem optisch macht das Spiel einiges her. Man könnte behaupten, das wir es hier mit einem der schönsten Wii-Spiele zu tun haben. Vor allem die Waffen- und Charakter-Modelle sind hübsch, und die sind bei einem Egoshooter besonders wichtig. Die Missionen sind spannend inszeniert. Die detailreichen Areale bieten einiges an Abwechslung und sogar eine kleine Physik-Engine, d.h. zerstörbare Objekte. Musik und Sound-Effekte sind wie gewohnt filmreif. EA versteht es nach wie vor, ihre Spiele gut in Szene zu setzen und da macht der neue Medal of Honor-Ableger keine Ausnahme.
Schlecht aufgestossen ist mir eigentlich nur die starke Verharmlosung der Thematik. Selbst kleinste Blut-Effekte fehlen, getötete Feinde verschwinden noch während der Sterbeanimation ins digitale Valhalla. Auf Uniformen und Flaggen suchen wir die authentischen Symbole wie Hakenkreuze vergebens und in Sachen Sprachausgabe packt EA alles andere, nur nicht Englisch auf die Disk. Schade, denn so wird einiges an Stimmung im Keim erstickt. Besitzer einer US-Wii wirds freuen, wobei allerdings auch dort nationalsozialistische Symbole fehlen...
Fazit:
Nach Medal of Honor: Airborne weiss auch 'Heroes 2' zu überzeugen. Die Serie scheint den Glanz vergangener Tage wieder erreicht zu haben. Ich hätte nie gedacht, dass mich ein Wii-Shooter derart in den Bann ziehen würde und ich habe sie alle gespielt... In Sachen Inszenierung, Steuerung und Spass kann da wirklich nur noch Metroid mithalten. Zu Beginn habe ich zwar geflucht wie ein Rohrspatz, weil ich den Dreh mit der Steuerung nicht sofort im Griff hatte. Meine Mühen und mein Ehrgeiz wurden aber belohnt. Wer die Steuerung intus hat und einen Wii-Zapper sein Eigen nennt, wird mit Medal of Honor: Heroes 2 eine Menge Spass haben, soviel steht fest! Schade ist das Spiel so kurz und der Multiplayer-Modus nicht mehr als ein Sahnehäubchen.
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