Nachfolger sind niemals so gut wie Originale! Bioware – u.a. bekannt durch das PC RPG Baldur’s Gate - lehrt uns da aber was ganz anderes, und macht aus MDK das, was es schon vorher hätte sein sollen: Ein humorvolles Shooting-Erlebnis der Extraklasse! Liegt es nun an der besseren Hardware oder ist Bioware wirklich so viel besser als Shiny? Lest unser Review und entdeckt den Sleeper-Hit des Monats April: MDK 2!
Wieder einmal wird die Erde von Aliens bedroht und wieder einmal ist es Zeit für Kurt, seinen Coil-Suit zu montieren und den Invasoren zu zeigen wo der Hammer hängt. Diesmal bekommt er jedoch Unterstützung von Max, einem Robo-Hund mit 4 Armen, und von Dr. Hawkins persönlich, der Erfinder von Max und des genialen Coil-Suit. Während Ihr im Game voranschreitet, übernehmt Ihr abwechselnd die Kontrolle über alle drei Charaktere und macht von den individuellen Fähigkeiten und Waffen gebrauch. Kurt hat immernoch seine Sniper-Gun dabei und kann mit seinem Parachute lange Distanzen gleitend zurücklegen. Der Action-Held Max kann neben seinem Jet-Pack maximal 4 unterschiedliche Waffen gleichzeitig einsetzen und da er ein Roboter ist, hat er auch am meisten Lebensenergie von den Dreien. Der verwirrte Doc muss schliesslich mit viel Hirn verschiedenste Items und Objekte aus der Umgebung kombinieren, um daraus durchschlagskräftige Waffen zu „konstruieren“ und sich so der Monster zu erwehren. Aus einem Toaster und etwas radioaktiven Müll lässt sich z.B. ein prima Atom-Toaster basteln, der strahlende Toast-Scheiben verschiesst!
MDK’s Level-Struktur ist linear aufgebaut. Ein kleiner Movie leitet das jeweilige Level ein, Ihr kämpft Euch dann von Checkpoint zu Checkpoint und besiegt am Level-Ende einen Boss-Gegner. Danach gibt’s wieder einen Movie, der den nächsten Level einläutet, usw. Das soll jetzt aber nicht heissen, dass MDK 2 langweilig ist, im Gegenteil! Jede Menge Mini-Games zwischen den Leveln sorgen dafür, dass die Shooting-Action nicht zu eintönig wird. So gilt es z.B. mit einer Rakete Asteroiden auszuweichen (2D Sidescroller) oder Ihr müsst mit einem Fisch durch ein Abwasserkanal schwimmern um für den Doc einen unerreichbaren Schalter zu drücken! Ausserdem spielen sich Max, Kurt und Doc Hawkins wirklich total verschieden, Langeweile kommt also niemals auf! Das wirklich „erfrischende“ bei MDK 2 ist aber, dass sich das Game nicht ganz ernst nimmt! Bioware hat das Spiel mit jeder Menge pop-kultureller Gags vollgepumpt. Der Oberbösewicht ist beispielsweise ein riesiges (ca. 30 mal grösser als Ihr!!), lila-farbenes Alien mit Sonnenbrille, das bei der Ankunft auf der Erde nichts besseres zu fragen weiss als: „Who’s your daddy??“. Oder der Endboss von Level 1, der Euch ständig den Finger zeigt! Oder die furzenden Cone-Heads, die „Dünnflüssiges“ auch mal als Fensterputzmittel verwenden und sich dabei einen pfeifen! Echt abstrakt, aber unglaublich komisch!
Jeder Charakter hat eine Unmenge von Jokes auf Lager und auch Anspielungen auf bekannte Hollywood-Movies fehlen nicht! Die Aliens unterhalten sich untereinander, wenn sie Eure Anwesenheit noch nicht bemerkt haben, geben urkomische Laute von sich oder Lachen und Scherzen über Eure dummen Fehler. Es ist schon erstaunlich, wieviel Arbeit man in diese kleinen Details gesteckt hat, die sie ja eigentlich überhaupt nichts mit dem Gameplay zu tun haben. Grosses Lob! Die eingängige Steuerung könnte besser nicht sein und benutzt eine Art Turok-Layout. Die Main-Buttons dienen zum links und rechts Strafen, sowie zum vorwärts und rückwärts Laufen und mit dem Analog-Stick bewegt Ihr den Kopf und verändert somit auch die Laufrichtung. Die Schulter-Buttons sind zum Jumpen und Schiessen und mit dem Digi-Pad wechselt Ihr die Items/Waffen/Ziel-Modi oder könnt Gegenstände benutzen. Besser könnte es wirklich nicht sein und alle kommenden 1st Person Shooter sollten sich dieses Schemas annehmen! Das eigentliche Highlight des Games ist aber die Grafik! Mann oh Mann! Bioware macht wirklich von den Fähigkeiten des Dreamcast gebrauch und hat das Game nicht einfach lieblos vom PC rübergezogen. Lob, Lob! Riesige Gegner, scharfe und sehr detaillierte Texturen mit kräftigen Farben,! Die Level-Kontruktionen (vorallem in den Alien-Schiffe), sind mit den vielen bläulichen Lichtquellen schlichtweg atemberaubend designt. Man fühlt sich tatsüchlich in ein fremdes Raumschiff versetzt und ich hab sogar Nachts noch davon geträumt! Das irdische Mutterschiff des Docs – die Jim Dandy – wurde hingegen mehr irdisch designt, während die Alien-Schiffe wirklich „alien“ aussehen, eine wahre Pracht sag ich Euch!
Die Multi-Licht-Effekte (mehrere Quellen gleichzeitig) suchen ihres gleichen und die Animationen von Freund und Feind sind ebenfalls sauber realisiert worden. Grafisch gibt’s absolut nichts zu bemängeln. Die Framerate geht dabei so gut wie nie in die Knie, und das obwohl die Levels eine enorme Weitsicht haben (ohne Nebel), aufwendig konstruiert und mit Monstern und grafischen Effekten nur so vollgepackt sind. Ein weiteres Highlight ist der 3D-Sound! Da fliegen die Laser-Salven direkt über Euren Köpfen hinweg, die Maschinerie an Board gibt’s komische Laute von sich, ein Surren, ein Plätschern, ein Lachen... Ihr könnt sogar höhren, aus welcher Richtung das jeweilige Geräusch kommt! Auch die Hintergrund-Musik wurde auf den jeweiligen Charakter abgestimmt und passt hervorragend zum Geschehen. An gewissen Punkten wechselt der Sound urplötzlich, entsprechend der Situation und macht somit noch mehr Stimmung, ganz wie in einem Kinofilm. Der einzige negative Punkt: Der happige Schwierigkeitsgrad! MDK 2 ist einfach sauschwer und selbst ich als Profi-Zocker (räusper..) war ein paar Male hart am Nervenzusammenbruch (jeder der im Sega-Zone Forum surft hat sicher meine Messages gesehen!) Anfänger sollten auf jeden Fall die Finger von diesem Game lassen, oder zumindest länger Probespielen. Zu schnell könnte sich sonst Frust breit machen. MDK 2 ist für den Hardcore-Gamer und solche, die es noch werden wollen! Es gibt zwar keine besonders unfairen Passagen, aber nur wer die Steuerung und die Waffensysteme präzise einzusetzen weiss, hat in den höheren Levels überhaupt eine Überlebenschance. Sowas wie einen Schwierigkeitsgrad kennt Bioware anscheindend nicht!
Die schlimmste Szene war z.B. in Level 5, wo man mit einem Raketen-Rucksack, den man während des Fluges (!) mit Hilfe von ebenfalls fliegenden Tanksäulen (!) wieder aufladen muss, (damit man genug Sprit hat um den Turm überhaupt hoch zu kommen), während man von allen Seiten von Aliens attackiert wird! Wahnsinn! Stürzt Ihr in die Tiefe folgt unweigerlich das Game Over! Krass! Die Endgegner sind ebenfalls hammerhart und vergeben Euch keine Fehler! Ihr müsst z.B. kleine Targets im Sniper-Mode (voller Zoom!) abschiessen, während Ihr den riesiegen Lasersalven des Bosses mit Strafen ausweichen und auch noch die Bodentruppen unter Feuerbeschuss nehmen müsst! Verrückt! Dazu kommt noch, dass es ab und an eine ganze Weile dauern kann, bis Ihr schnallt, auf was Ihr überhaupt schiessen müsst oder was Ihr zu tun habt! So kommt es nicht selten vor, dass Ihr die eine oder andere Passage wieder und immer wieder probieren müsst. Vorallem der Doctor, mit seinen unlogischen Denkaufgaben, hat mir fast den letzten Nerv (und Schlaf) geraubt!
Ohne diesen Aspekt wäre MDK2 aber sicherlich in einer 4-Stunden-Sitzung zu beenden. Trotzdem: MDK2 motiviert ohne Ende, da Ihr Euch bei Fehlern jedesmal Eurer eigenen Schuld bewusst seid und Ihr es nicht auf die Steuerung zurückführen könnt, da diese exakt reagiert und auch die Kollisionsabfrage ziemlich gnädig ist.
Fazit:
Ein Action-Shooter der Sonderklasse! Biowares MDK 2 übertrifft mit seinem skurilen Humor sogar den genialen Dave Perry (MDK1/Earthworm Jim)! Und dabei ist das Gameplay so actionlastig, dass sich selbst abgebrühte Contra-Söldner mit schweissnassen Händen ins Joypad krallen! Ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass MDK2 wohl eines der witzigsten und gleichzeitig besten DC-Games auf diesem Planeten ist und deswegen vergebe ich die beiden Ks wirklich gerne: Kult und Kaufempfehlung!
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