Es war einmal in einer Galaxie, weit weit entfernt... Biowares neustes Rollenspiel: Mass Effect ist seit kurzem im Handel erhältlich. Wir haben uns natürlich eine Version geschnappt und sind für euch in die tiefsten Ecken der Galaxie vorgedrungen, um euch davon zu berichten.
Bioware wurde durch die extrem populären Star Wars: Knights of the Old Republic Games sowie Jade Empire weltbekannt. Mit Mass Effect gehen die Entwickler ähnliche Wege. Doch dieses mal geben sie euch eine ganze Galaxie als Spielwiese zum Austoben. Zu Beginn des Spiels entscheidet ihr euch für eine der diversen Vorgeschichten zu eurem Charakter. Wollt ihr, dass eure Vergangenheit mit viel Dramaturgie erfüllt ist oder seid ihr eher der ganz normale Durchschnitttyp? Die Wahl bleibt euch überlassen. Nach der Geschlechterwahl, macht ihr einen kurzen Abstecher beim Gesichtschirugen und erstellt euer Alterego in einem umfangreichen Editor.
Auf dem Raumschiff Normandy angekommen erfahrt ihr, dass der Friede in der Galaxie durch einen ausserirdischen Specter - Specter sind eine Spezialeinheit der Föderation, für welche ihr auch arbeitet - bedroht wird. Eure Aufgabe besteht nun darin die Galaxie zu erforschen und ihm auf die Schliche zu kommen. Doch alles ist nicht so wie es scheint und viele Twists versprechen eine spannende Story bis zum Schluss. Nachdem ihr die Kontrolle über euren selbst erstellten Protagonisten erhalten habt, lauft ihr aus Sicht der dritten Person durch riesige Raumstationen, unbekannte Planetenoberflächen und erforscht dabei die Galaxie. Das Schwergewicht von Mass Effect liegt in vielen Dialogen, welche über Multiple Choice geführt werden.
Die Entscheidung, ob ihr eher den sanften oder den rüpelhaften Weg wählt, liegt ganz bei euch. Durch diese Interaktion der Gesprächsführung fühlt ihr euch viel tiefer in die Handlung mit einbezogen. Der nicht-lineare Spielablauf lässt freies Reisen zu den unterschiedlichen Systemen und deren Planeten zu. In jedem System kann auf genau einem Planeten gelandet werden. Mit der von Euch zusammengestellten, 3-köpfigen Party geht es dann an das Auskundschaften des Planeten. Zu finden gibt es - bis auf die Planeten des Hauptplots - überall das selbe. Neben einer Absturzstelle, diversen Mineralien, sind auch immer wieder Kämpfe gegen ausserirdische Lebensformen angesagt. Um die ganzen Wege nicht zu Fuss zurücklegen zu müssen, steht dem Team ein geländegängiges Fahrzeug des Typs 'Mako' zur Verfügung. Wobei die Steuerung des Selbigen noch stark verbesserungswürdig gewesen wäre. Auch bleibt euer Alterego gerne mal an einer Kiste hängen oder die Kameraden stehen etwas ungeschickt im Weg rum. Ansonsten ist sie leicht erlernbar und eingängig.
Die Steuerung der beiden Partymitglieder ist mehr oder weniger passiv. Ihr dürft ihnen die zu verwendende Waffe vom Typ Sniper, Rifle, Shotgun oder Pistole vorgeben. Des weiteren kommen auch die Spezialfähigkeiten der einzelnen Kämpfer immer wieder zum Zug. Wobei auch ihr hier die Auswahl trefft. Die in Echtzeit ausgetragenen Kämpfe erinnern stärker an ein Action-Adventure, als an ein klassisches Rollenspiel. Blindes Geballere bringt euch auch bei erhöhtem Gegneraufkommen nicht sehr weit. Dafür überhitzen die Waffen zu schnell. Sich taktisch von Deckung zu Deckung vorkämpfen und der Einsatz der unterschiedlichen Spezialfähigkeiten bringt euch eher ans gewünschte Ziel. Im Verlauf des Spiels werden eure Kameraden immer selbstständiger und setzen ihre Fähigkeiten gezielter und effizienter ein. Nach jedem Kampf werdet ihr mit Erfahrungspunkten belohnt. Wenn ihr genügend davon habt, steigt ihr einen Level auf und könnt euren Charakter ausbauen. Verschiedene Eigenschaften wie Präzision, Schusskraft, Defensive und vieles mehr lassen sich so verbessern.
Das selbe gilt auch für eure Teamkameraden. Für faule Naturen, lässt sich der Prozess auch automatisieren. Dann übernimmt die CPU für euch die Zuteilung der neu erworbenen Erfahrungspunkte. Nach einem anstrengenden und actionreichen Tag könnt ihr eure sauer verdiente Kohle bei den unterschiedlichsten Händlern in neue Waffen, Rüstungen oder auch Upgrades investieren. Danach ist euch freigestellt was ihr tun wollt. Unzählige Sidequest warten darauf entdeckt zu werden. Mass Effect sieht auf den ersten Blick wie ein Film aus. Die Gesichter der Charakteren sehen unglaublich lebendig und glaubhaft aus. Auch die verschiedenen Aliens wurden mit viel Fantasie erschaffen und passen hervorragend ins Spiel.
Leider vermindert ein Dauerruckeln die ansonsten ansprechende Grafikqualität. Auch die Planeten sehen nicht unbedingt weltbewegend aus und viele Animationen sind schlicht lächerlich. Obwohl die Gesichter wirklich toll animiert sind, fehlt es vielfach an glaubhaften Emotionen. Trotzdem ist die schiere Masse an Charakteren schon ein kleines technisches Meisterwerk. Mass Effect hätte aber definitiv mit ein wenig QA qualitativ hochwertiger sein können. Das im Spiel viel geredet wird, war von Anfang an klar. Die meiste Zeit werdet ihr unterhaltsamen Gesprächen lauschen. In der Deutschen Fassung überzeugen die meisten Sprecher und machen ihre Sache eigentlich gut. Vielfach vermisst man aber die emotionalen Aussprachen. Viele Sprecher tönen schlicht gelangweilt. Der Rest des Sounds kann sich hören lassen.
Die Orchestermelodien werden nur in bestimmten Situationen eingespielt und sind wirklich bombastisch. Ansonsten hört ihr viele natürliche Umgebungsgeräusche. Die Schusseffekte gehen ebenfalls in Ordnung. Mass Effect ist schlicht und ergreifend gigantisch. Die Welten, in die euch das Spiel führt, die unterschiedlichsten Charaktere die ihr trefft, alles wirkt schon fast erdrückend. Hier liegt auch der Hund begraben. Für viele wird es schlicht und einfach zu viel des Guten sein. Das Spiel wird leider recht trocken präsentiert. Liebhaber von RPGs und Science Fiction Spielen werden aber voll auf ihre Kosten kommen. Als schönes Goodie, gibt es noch die limitierte Sonderauflage des Spiels zu kaufen, in welchem sich eine Bonus DVD, ein Buch mit Hintergrundinfos und ein Artbook befindet.
Fazit:
Mich hat Mass Effect leider nicht so gepackt wie ich es mir erhofft hatte. Mir war der Spielverlauf und die Gespräche schlicht zu trocken präsentiert. Die meiste Zeit verbrachte ich mit zuhören. Obwohl man die Gespräche in gewisse Richtungen leiten kann, ging alles ein bisschen zu lang. Die Ballerabschnitte kamen mir etwas halbherzig vor, ganz zu Schweigen von den von den hässlichen Animationen. Dafür überzeugten mich die spannende Story, die realitätsnahen Gesichter und schlicht der gigantische Umfang vollends. Wer auf komplexe Rollenspiele und Science Ficton steht, wird mit Mass Effect sicher glücklich, allen anderen empfehle ich es zuerst Probe zu spielen.
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