Wer mittlerweile die Übersicht im Metroidvania-Genre verliert, befindet sich in bester Gesellschaft. Unzählige Titel mit unterschiedlichen Mechaniken und Einflüssen stehen zur Auswahl. Für Hardcore Puristen und Samus Aran Fans, die auf jeglichen Schnickschnack verzichten wollen, bleibt die Ausbeutung jedoch gering. Mars 2120 schafft Abhilfe. Mit einer Heldin im Future Look und klassischem Leveldesign fühlt man sich direkt in den Nintendo Klassiker zurückversetzt.
Na endlich! 2120 landen die ersten Menschen auf dem roten Planeten. Die Mission scheint ein voller Erfolg zu sein. Als plötzlich ein Notruf die Vereinten Nationen auf der Erde erreicht, fackelt die Weltregierung nicht lange. Sgt. Anna „Thirteen“ Charlotte wird auf den Plan gerufen, um die Ursachen des mysteriösen Hilferufes auf den Grund zu gehen. Kaum auf unserem Nachbarplaneten angekommen, legen wir eine Bruchlandung hin. Mit einem beherzten Kick durchschlägt Anna die Frontscheibe ihres Raumschiffs und befindet sich in einem wüstenähnlichen Aussenbezirk.
Nachdem wir uns versichert haben, dass die Elektroknarre geladen und der schicke Exosuit intakt ist, kommt schon die erste Ernüchterung. Der Mars ist gar nicht unbewohnt. Zwei fliegende Insekten Aliens nehmen Anna unter Beschuss, werden aber relativ schnell vom Himmel geholt. Nach ein paar Übungspassagen, um unser Doppelsprung Verhalten zu testen, erreichen wir endlich die Basisstation. Doch anstatt auf Überlebende treffen wir auf eine zerstörte Eingangshalle. Ein herrenloses Audio Log informiert uns, dass durch einen Sicherheitsbruch sämtliches Kolonie-Personal in die unteren Stockwerke geflüchtet sind. Als wir das Innere der Station erreichen, mischen wir einen weiteren Gegner auf, diesmal in Form eines Biest ähnlichen Ausserirdischen, der sich gerade an zwei Toten Kolonisten labt. Es ist klar; wir sind auf uns allein gestellt.
Mars 2021 übernimmt quasi die Blaupause von Nintendo's Metroid und schickt uns auf eine knapp 8-stündige Bergungsmission durch die weitläufigen Sektoren der Mars Kolonie. Schnell stossen wir auf verschlossene Türen aus Plasma, Feuer und Eis. Veteranen verstehen den Wink mit dem Zaunpfahl und erforschen dank der detaillierten Karte sämtliche verfügbaren Optionen. Nach ein paar Scharmützeln mit verschiedenen Mitgliedern der Feindesfraktion treffen wir auf das erste Upgrade. Der Wall Jump führt uns zu neuen Abschnitten und wir entdecken den ersten Save Raum. Neben dem Speichern dient das Relais auch als Upgrade Station für sekundäre Buffs. Wer aber umgehend seine erwirtschafteten Credits von verblichenen Gegnern in bessere Rüstung, Schussgeschwindigkeit, Elementarresistenz usw. umtauschen möchte, schaut vorerst in die Röhre. Nur wenn wir mit Anna das benötigte Item in einem der diversen Levels aufspüren, dürfen wir unsere Heldin aufmöbeln.
Ein klassisches Schnellreisesystem mit Teleportern existiert in Mars 2120 nicht. Wir nutzen ein Untergrund Tram, welches uns an jede der 11 Haltestellen bzw. Level Parts transportiert. Aber auch hier müssen wir jeweils stets ein Terminal freischalten, damit das Tram auch an der gewünschten Stelle hält. Leider dürfen wir auf der Map keine eigenen Markierungen setzen. Gnädigerweise informieren uns die Entwickler mit einem Icon, in welchem Gebiet ungefähr der nächste Boss sitzt. Im Laufe der Zeit greifen wir auf ein amtliches Repertoire an neuen Fähigkeiten zurück. Mit der Firekick zertreten wir mit einem Schlag Normalogegner und springen zusätzliche durch lodernde Feuerwände ohne Schaden zu nehmen. Die Eisgranate zerbröselt Status anfällige Gegner im Nu und erzeugt zudeem Plattformen über ansonsten unüberwindliche Wasserabschnitte. Der Elektro Dash hilft uns nicht nur grössere Abgründe zu meistern, sondern fegt bei Feindkontakt den selbigen vom Bildschirm.
Wie ihr seht haben viele von Anna's Fähigkeiten zwei unterschiedliche Funktionen, die nicht selten kombiniert werden müssen. Ein Metroidvania ohne Bossfights ist wie ein Winter ohne Schnee. Auch in diesem Bereich müssen wir uns keine Sorgen machen. Deftige Kanzler und fiese Obermotze tauchen regelmässig auf. Macht euch auf ein paar wuchtige Actiongranaten gefasst! No Spoiler!
Unterschiedliche Schwierigkeitsgrade stehen nicht zur Auswahl. Im umfangreichen Accessibility-Menu entscheiden wir uns aber, ob wir z.B. Autoaim aktivieren, unseren Schadensoutput verstärken, die Upgrades gleich freischalten oder uns mit Permadeath das Leben schwerer machen wollen. Selbst für Farbenblinde Spieler besteht eine Option aus drei verschiedenen Kolorierungen.
Fazit:
Als alter Metroid Fan war mir Anna gleich nach den ersten Minuten sympathisch. Grossartiges Bewegungsmuster, stattliches Basisgerüst und hervorragende Optik mit knackigen Soundeffects machen Mars 2120 zu einem extrem soliden Genre Vertreter. Ich gehe sogar so weit und behaupte, dass es Anna locker mit ihrem Vorbild Samus aufnehmen könnte, wäre der Umfang ein wenig grösser ausgefallen. Als ich endlich alle Fähigkeiten zusammen hatte freute ich mich auf ein paar herausfordernde Levels, die alle Mechaniken clever kombinieren. Doch dann stand ich schon vor dem finalen Schurken und zerdrückte beinahe eine Träne, als die Credits sich ankündigten. Auch wenn ich intensiv nach negativen Kritikpunkten suche, gibt es bis auf die erwähnte Spieldauer keine.
Ehrlicherweise muss ich noch einstreuen, dass ich eine Antwortmail von den Entwicklern erhalten habe, als ich an einer gewissen Stelle feststeckte. Erstens hätten QUbyte Interactive meine Anfrage ignorieren können, und zweitens habe ich zwar den korrekten Lösungsansatz angewendet, jedoch nicht korrekt exekutiert. Mein Fehler! Mars 2120 ist ein wunderbarer Vertreter des Genres, in dem gewaltiges Potential steckt, das hoffentlich bald mit einem Nachfolger ausgereizt wird.
Mars 2120 ist digital für PS4, PS5, Xbox One und Series X|S, Nintendo Switch sowie den PC erhältlich. Wir haben uns die PS5-Version angesehen. Das frühe Test-Muster stammt von QUbyte Interactive, wofür wir uns herzlich bedanken!
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