Mario Party war immer schon gut für ein Ründchen mit Freunden für zwischendurch. Es stellt sich aber doch meist die Frage, wie gut der jeweilige Teil auch für ein gelegentliches Solo-Ründchen geeignet ist.
Nach Spielstart präsentiert sich ein recht ungewöhnlicher Modusauswahlbildschirm. Zum einen können wir mit den Steuerkreuzen links und rechts eine Spielfigur zum jeweiligen Bereich bewegen, zum anderen können wir auf dem Touchscreen direkt auf den Modus unserer Wahl tippen. Der Charakter ist natürlich nach belieben veränderbar. Eigentlich eine ganz nette Idee.
Zu Beginn steht uns der rote Toad zur Verfügung und der Spielmodus"Toad-Tour" bereit. In diesem Modus geht es darum sich eine bestimmte Welt bzw. ein Spielfeld auszusuchen, um dort gegen drei KI-Mitstreiter zu spielen. Ziel ist es, so viele Münzen und Sterne einzusammeln wie möglich. Es wird immer gemeinsam gewürfelt und entsprechend des Wurfergebnisses an Feldern weitergerückt. Natürlich wäre das alleine etwas banal, so hat sich Nintendo mehrere Dinge einfallen lassen, die Geschehnisse etwas zu würzen.
Die erste Zutat wären Gegenstände. Sobald ein Spieler auf einem "?"-Feld landet, bekommt er einen zufälligen Gegenstand. Dieser ermöglicht zum Beispiel den Gegner zu sabotieren oder eine fixe Anzahl an Feldern extra zu laufen. Weiterhin gibt es Spielpartner, die während dessen mitgenommen werden können. Diese tauchen während des Spielverlaufs auf und warten darauf von euch mitgenommen zu werden. Jene haben charakterspezifische Eigenschaften, welche euch helfen euren Gegner auszuboten. Damit allerdings nicht einer alle Partner wegschnappt, gibt es "Partnerkämpfe". Sehr kleine Minispiele wie beispielsweise "Würfel die höchste Zahl" oder "Zähl bis fünf Sekunden". Es gibt auch Gegenstände die solche kleinen Battles initiieren. Ist so ein Spiel gewonnen, darf ein Partner vom Gegner ausgewählt werden, der daraufhin das Team wechselt. Partner helfen insofern auch, da sie zusätzliche Wurfpunkte beisteuern. Diese Partner können auch als Hauptfigur selektiert werden, was dann die Spezialeigenschaften freischaltet und euch andere Wurfwürfel gibt. Das ultimative Ziel einer Spielwelt ist aber es gegen die Weltenbosse zu kämpfen, um noch mehr Sterne und Münzen zu bekommen.
Was hat es nun aber mit den Münzen und Sternen auf sich, von dene ich die ganze Zeit rede? Nun, um eine Welt erfolgreich mit möglichst vielen Punkten zu beenden gilt es viele Sterne zu sammeln. Sterne erhält man direkt durch Bosskämpfe und spezielle Sterne-Ballons, ansonsten für je zehn gesammelte Münzen. Natürlich versuchen die Mitspieler ebenso fleißig die Münzen vom Feld zu sammeln. Eine weitere Quelle für Münzen sind die Minispiele, welche durch spezielle Münzballons getriggert werden. Derjenige der so einen Ballon eingesammelt hat, darf natürlich auch eins von mehreren zur Auswahl stehenden Minispielen aussuchen.
Die Minispiele sind recht abwechslungsreich und bedienen sich den meisten Möglichkeiten die der 3DS bietet: Mikrofon, Touch und normale Steuerung. Darunter fallen u.a. "Schiffchen pusten", "Klecksen", "Kuchen schneiden", "Wolkentrampolin". Je nachdem wie die KI eingestellt wurde ("Normal" bis "Meister" (freischaltbar)), sind die Spiele (auf Grund der Gegner) eine Herausforderung oder nicht. Weiterhin werden meist zufällige Teams gebildet, handelt sich um ein Teamplay-Minispiel. Außerhalb von der Toad-Tour können diese Minispiele auch in einem eigenen Modus geübt werden. Dies ist im Übrigen für das jeweilig aktive Minispiel (vor Beginn dessen) auch direkt möglich.
Nebst den Minispielen ist das eigentliche Ziel die Weltenbosse. Davon gibt es mindestens einen pro Spielfeld. Auch hier trägt die KI ihren Anteil bei. Manchmal versucht diese so schnell wie möglich zum Bossfeld zu gelangen, was etwas problematisch ist, ist man selbst doch versucht eine möglichst große Anzahl an Münzen zu sammeln, damit mehr freigeschaltet wird. Sobald das Bossfeld von einem Spieler betreten wurde, gilt es, sofern es der Gegner war, so schnell wie möglich die A-Taste zu zimmern, denn der Bosskampf startet sofort und wartet nicht auf andere. Derjenige der zuerst in den Bossabschnitt kam, darf sofort loslegen und wichtige Punkte ergattern. Alle anderen müssen von ihrer Position aus so schnell wie möglich zu diesem Feld kommen. Die Abläufe an sich variieren je nach Boss. Beim schlafenden Riesen-Goomba müssen Äpfel gesammelt werden (je mehr im Korb, desto langsamer der Spieler), der Riesen-Blooper repräsentiert ein Kopfball-Rhythmusspiel, der Riesen-Kamek präsentiert eine Art Memory und noch weitere. Eure Partner "helfen" natürlich, in Anführungszeichen deswegen, weil sie doch etwas zu dämlich auf Gefahrensituationen reagieren. Jeder Treffer bedeutet natürlich auch gleichzeitig Verlust von wertvollen Punkten. Die KI kann also hin und wieder etwas frusten, vor allem wenn sie euch (knapp) den Sieg kostet.
Die Spielwelten an sich sind sehr abwechslungsreich gestaltet. In einigen Welten gibt es Willi-Kanonen-Roulette, das heißt von den aufgestellten Willis wird mindestens eine zufällig pro Runde abgefeuert. Für eure Figur heißt es dann "RENN!". Im schlimmsten Fall seit ihr dann erstmal recht weit vom Ziel weg. In den Lava-Zonen taucht auch mal das gesamte Spielfeld in die Lava. Wer da nicht vorher auf einer hohen Plattform stand, wird erst einmal auf eine, eventuell weit ab vom Schuss, sichere hingesetzt.
Soviel zur Toad-Tour, es gibt aber noch andere Modi wie das "Münzrennen". Ihr müsst euch dabei ein riesiges Feld vorstellen und jede ergatterte Münze ist äquivalent eines Wurfes. Eure Spielfigur rennt mehr oder weniger einen mindestens dreiründigen Rundkurs. Um die Münzen zu bekommen werden am laufenden Band Minispiele gespielt. Je besser dabei abgeschnitten wird, desto schneller rennt natürlich auch die entsprechende Figur. Wer besonders geschickt ist, bekommt natürlich viele Gegenstände, die dazu eingesetzt werden können, den Gegner zu sabotieren. Entsprechend der aktuellen Runde erhöht sich auch der Schwierigkeitsgrad der Minisiele. Bei diesem Modi gibt es zu anfangs nur "Herausforderung", also Spiele gegen vorausgewählte Gegner (inkl. deren KI-Stufe) und Minispiele. Später könnt ihr noch den "Freien Modus" freischalten und so das Rennen nach eigenem Gusto einstellen.
Als nächstes wäre da noch Ballonjagd, welches ähnlich wie Toad-Tour funktioniert. Allerdings gibt es hier eine fixe Anzahl an Runden und kleinere Spielfelder. Somit heißt es in ziemlich wenig Zügen eine maximale Anzahl Münzen zu ergattern. Dafür sind in diesem Modus viele Sterne- und Münzballons verteilt, was zu vielen Minispielen führt. Bosskämpfe gibt es natürlich auch. Kurzgefasst, ist es quasi Toad-Tour in Battle-Royal-Format.
Freunde von Rhythmusspielen kommen bei der "Musikbühne" natürlich auch auf ihre Kosten, wenn auch nicht in dem Format eines Guitar Heroes. Ihr dürft euch für ein Musikstück aus dem Mariouniversum entscheiden und dafür ein Instrument auswählen. Das Spielprinzip an sich ist simpel: Die Musik läuft ab und aus dem Hintergrund kommen Noten angeflogen. Je nach gewähltem Stück und Instrument mal sehr wenig bis extrem viel. Es taucht ein Kreis auf und im richten Moment muss der Spieler auf den Touchscreen tappen. Am Schluss gibt es noch eine simple Leistungsbewertung, die auch beim entsprechenden Stück im Menü angezeigt wird. Klingt simpel macht aber doch, zumindest mir, irgendwie auch sogar langfristig Spaß.
Ein schönes (frustbeladenes) Spielchen ist der Modus "Vor und zurück". Ziel des Ganzen ist es drei Spielfiguren von links nach rechts auf seiner eigenen Bahn über ein Spielfeld zu bringen. Klingt einfach, ist es aber nicht. Ihr würfelt mit zwei Würfeln. Das Spielfeld ist gespickt mit "+Feld" und "-Feld" Feldern. Landet ihr darauf heißt es entweder die Anzahl vor oder wieder zurück. Wird eine Spielfigur von einer anderen "übersprungen", so setzt diese aus und wird eine exakt getroffen heißt es zurück zum Anfang. Persönlich empfand ich den Modus irgendwo zwischen fesselnd und frustend, denn jedes Mal wenn ich kurz vorm Gewinnen war, hat die KI fast nur noch perfekte Würfe abgelegt und ich war besiegt. Natürlich spornt das auch an, es immer wieder und wieder zu versuchen.
Es gibt noch weitere Spielmodi, aber ich denke die dürft ihr gerne durch eigenes freispielen kennenlernen; ich möchte ja nicht zuviel vorweg nehmen. Das Freispielen an sich geschieht eher nebenläufig. Für jeden bestanden Level in einem Spielmodus gibt es eine entsprechende Anzahl an Punkten und für besondere Leistungen gibt es sogar noch mehr. Mit diesen Punkten erhöht ihr euer Spielerlevel und für jeden erreichten Spielerlevel gibt es etwas Neues, ein Charakter oder ein Spielmodus. Diverse Freischaltungen können auch frühzeitig durch entsprechende amiibos erreicht werden. Kompatibel sind im Grunde alle amiibos wessen Gegenpart auch im Spiel als Hauptprotagonist oder Antagonist vorkommt. Da ich allerdings diese kleinen Figuren nicht besitze kann ich auch keine weitere Aussagen zu den amiibo-Funktionen treffen.
Zum Multiplayer-Part muss ich leider sagen, dass es keinen Online-Modus gibt. Eine für mich doch etwas unverständliche Entscheidung. Im Gegenzug gibt es dafür einen lokalen Modus, für Freunde mit einer eigenen Kopie vom Spiel und einem lokalen Download-Modus für Freunde ohne eine Kopie des Spiels. Weiterhin besteht auch die Möglichkeit aus dem eShop eine abgespeckte Multiplayer-Only Version zu laden, welche nur für den lokalen Modus funktioniert. Da es keine Online-Multiplayer-Option gibt und meine Freunde eher weiter weg wohnen, kann ich auch hier keine Aussage über die Multiplayer-Qualität treffen. Ich stelle mir aber ein herrliches kompetives Chaos unter Freunden vor.
Ein paar Worte zur Präsentation muss ich auch noch loswerden. Typisch für Mario-Spiele gibt es schön präsentierte Welten mit Liebe zum Detail umgesetzt. Die tontechnische Untermalung ist ebenso typisch wie auch sonst. Effektiv nichts großartig Besonderes, aber grundsolide der Linie treu.
Was ich allerdings etwas unverständlich fand, waren die Framedrops. Habt ihr jemals eine Ladebildschirmanimation ruckeln gesehen? Beim Rhythmusspiel kommt es auch hin und wieder vor, dass die Note kurz ins Stocken gerät. Weiterhin werden Einführungsdialoge bei jeder neuen Spielsession aufs Neue gezeigt. Es ist leicht nervig, und es gibt keine Möglichkeit diese zu überspringen. Ich weiß, es ist Gemecker auf hohem Niveau, aber es sind trotzdem leichte Abzüge in der B-Note.
Fazit:
Mario Party: Star Rush eignet sich auch für Solo-Gamer hervorragend. Es gibt eine große Auswahl an Minispielen und Modi, die ermöglichen mal ein schnelles, mal ein langes Spielchen zu spielen. Eine gewisse Anzahl an freischaltbarem Content (Spielmodi, Charaktere) sorgt für den nötigen Ansporn sich in die (Mini)-Spiele hineinzufuchsen. Was ich in einem so modernen Spiel aber schon etwas (schmerzlich) vermisse ist ein globaler Online-Modus. Das wäre wirklich so das i-Tüpfelchen gewesen. Nichtsdestotrotz, das Spiel macht alleine Spaß und mit Freunden sicherlich um so mehr. Ich denke ich kann es jedem Partyspiel-Fan getrost empfehlen.
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