Lange hat’s gedauert: Nach Jahren der Enthaltsamkeit tummeln wir uns mit der altbekannten Nintendoriege wieder auf dem Spielbrett rum. Die Wartezeit hat sich insofern gelohnt, als dass sich so einiges geändert hat. Zum Guten?
Einige Worte zur Vergangenheit: Mario Party ist, sofern man sich darauf einliess, immer für einen geselligen Spieleabend gut gewesen. Die Mischung war trotz zweifellos vorhandener Designmängel gelungen. Münzen wollten gesammelt werden, damit im Rennen um die teuren Sterne genügend Kaufkraft vorhanden war. So entwickelte sich eine gesunde Portion Missgunst, der wiederum zum Antrieb in den unterschiedlichsten Mini-Spielen wurde. Das Spielprinzip war leider in jeder der bisherigen Versionen zu träge. Virtuelles Würfeln und langatmige Spielzüge verzögerten das Tempo deutlich, das erst in den 'Jeder gegen Jeden' oder Teamplay-Events wieder angezogen wurde.
Mario Party 9 ist die erste Minispiel-Sammlung, die nicht von den Bomberman-Jungs bei Hudson Software entwickelt wurde. Ein passender Moment, die oft kritisierten Mängel der Serie endlich auszumerzen. Zu Beginn hat sich aber wenig geändert. Immer noch wählen wir einen der mehr oder minder prominenten Nintendo Charaktere und steuern direkt den Party-Modus an. Singleplayer gibt’s zwar auch hier, macht aber, wie schon von den Vorgängern bekannt, kaum Spass. Einen Story-Mode hätte man sich nach der langjährigen Party-Pause durchaus erhoffen dürfen. Dem ist nicht so, also schnappen wir uns drei Freunde und wagen uns an die Multiplayer-Gaudi.
Markante Gameplay-Änderungen werden schnell offensichtlich. Zwar würfelt noch immer jeder Charakter der Reihe nach die Menge an Fortbewegungspunkten, doch sitzen die Jungs und Mädels allesamt in einem fahrbaren Untersatz. Aber nicht jeder hat sein eigenes Fahrzeug. Die Freunde des Klempners sitzen im selben Boot, beziehungsweise im selben Auto. Der Spieler am Zug wechselt nach vorne ans Steuer und manövriert die Karosse einem mehr oder weniger vorgegebenen Weg entlang, Weggabelungen inklusive. Alles was auf der zurückgelegten Strecke aufgesammelt wird, schnappt sich ausschliesslich der jeweilig aktive Fahrer. Münzen werden keine mehr gesammelt, als Ersatz fungieren sogenannte Ministerne.
Auf dem Weg zum Ziel der Truppe wartet aber selbstverständlich immer noch das eine oder andere Minispiel. Die Bewegungssteuerung wurde integriert, kommt aber nicht übertrieben zum Einsatz. Nicht nur deswegen sind die aktiven Kurzeinsätze gelungen und machen nach wie vor Spass. Umso fragwürdiger, weswegen in einer Runde insgesamt weniger Actioneinlagen aufgeboten werden als bei jedem der Vorgänger. Dadurch geht noch mehr an Dynamik verloren. Das aufgesetzte Teamgefühl will nicht so richtig überspringen. Wieso werden die neuen Zwischenbosse im Team malträtiert? Schluss und endlich will jeder Spieler die Runde für sich gewinnen. Die fehlenden Münzen wurden zwar adäquat ersetzt, trotzdem ziehe ich Goldene Währung den blauen Sternchen vor.
Dasselbe Prinzip auf verschiedenen Spielfeldern. Dabei warten die üblichen Verdächtigen aus der Super Mario Welt auf die vier Wettstreiter. Um die Motivationskurve oben zu halten, spielen wir mittels vermehrtem Spielen weitere Charaktere und Items frei. Nintendo Fans mit der Illusion, den Partyveteranen endlich online spielen zu können, werden derweil erneut enttäuscht.
Fazit:
Mario Party wurde merklich der Action beraubt. Leider auch der Action unter den Kontrahenten, und davon lebt dieser Titel mehr als manch anderer. Die kurzweiligen Minispielchen halten noch immer bei Laune, aber sie werden schlicht zu selten gespielt. Obschon sie unabhängig vom Partymodus angewählt werden dürfen, kauft sich deswegen keiner Mario Party. Insgesamt bin ich enttäuscht vom neunten Teil, die Wartezeit hat sich nicht gelohnt. Lieber lege ich den direkten Vorgänger ins Laufwerk und versuche, das Sterne-Wettrennen auf eigenständigen Pfaden zu gewinnen. Zusammen mit den Gegnern in einer Karre umher zu ziehen - eine nette Idee, die aber letztendlich nicht ganz funktioniert. Mario Party 9 ist keinesfalls ein schlechtes Spiel, aber deutlich unter dem Spielspass-Niveau der hochkarätigen Wegbereiter aus vergangenen Tagen.
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