Keine Party ohne uns, immer mitten rein Da zu sein, wo das Leben tobt, ohne jedes Verbot. Sie war geil, diese Zeit, wir war’n zu allem bereit. Und wenn ich heute daran denke und es tief in mir schreit, tut es mir leid, daß ich nicht härter zu dir war. Denn ich ahnte die Gefahr, sie war da, sie war nah. Sie war kaum zu überseh’n, doch ich wollte nicht versteh’n. Der Wind hat sich gedreht, es ist zu spät!
Kenner kennen es: Die erste Strophe des Tic Tac Toe Hits aus den 90ern. Kritiker mögen sie kritisieren, diese Einleitung in ein Mario Party 10 Review. Mitleidende werden es verstehen. Einige unter den Lesern werden es gar völlig anders sehen. Doch zurück zum Anfang.
Vor Jahrzehnten gelang Mario der Sprung in den spassigen Multiplayer Bereich. Auf Nintendos 64 Bit Konsole startete die Serie in eine ruhmreiche Zukunft. Bis zu späteren GameCube Versionen gelangenden Entwicklern bei Hudson stets sinnvolle Verbesserungen im grundsätzlich eher gemächlichen, um nicht zu sagen langatmigen Gameplay. Doch dann kam die Wii. Casual Gamer sollen nicht nur mit neuen Spiele-Marken angesprochen werden, auch die bereits bekannten sollen vom neu erschaffenen Umsatz-Topf profitieren. Schnell einige Fuchtel-Spiele in die Mini-Game Sammlung integriert und fertig war die Wii-Version des Klassikers. Trotz meist wenig erfreulichen Wii-Mote spezifischen Spielen, hat uns Mario Party 8 viel Freude bereitet.
Womit wir zur näheren Vergangenheit gelangen: Der Vorgänger des aktuell getesteten Spiels, ebenso auf der Wii erschienen, lancierte ein weiteres Novum. Statt jedem der Spieler die Möglichkeit zu geben, seinen Nintendo-Charakter individuell über die verschiedenen Spielbretter zu bewegen, befinden sich alle vier sprichwörtlich im selben Boot. Wird dem virtuellen Würfel-Spiel dadurch mehr Dynamik verliehen? Eher nein. Geht dabei viel von der spassigen Multiplayer Schaden-Freude Dynamik verloren? Sicher ja.
Mit Argusaugen haben wir die Entwicklung von Mario Party 10, dem ersten Ableger auf dem Wii U verfolgt. Leider folgt die Enttäuschung gleich mit: Erneut befinden sich alle Mitspieler im selben Fortbewegungsmittel. Als ob das nicht reichen würde, wurden noch weitere spielspass-freie Regeländerungen eingeführt. So kriegt der Spieler, welcher sich als erstes durch eines der zahlreich auf dem Brett verteilten Tore würfelt, eine nicht unwesentliche Menge Cash, hier in Form der Ministerne. Für sich alleine genommen nicht nur schlecht. Das Problem dabei: Der Würfelglückfaktor wird so wesentlich mehr belohnt als der Gewinn eines Mini-Spiels, denn dort gibt es im normal Fall wesentlich wenige Sterne zu gewinnen.
Wäre alles noch verschmerzbar, würden endlich wieder spritzig witzige Minispiele mit im Paket dabei sein. Wie wir das von anno dazumal kennen, Mario Party 4 – über Stunden motivierten die erstklassige Mischung aus Glück und Können. Davon können Spieler im zehnten Teil leider nur noch träumen. Grösstenteils einfallslose Sammel- und Ausweich-Aktionen werden verlangt. Oftmals lässt sich das Getümmel auf dem Screen kaum punkt genau steuern, die Charaktere wuseln irgendwo umher und mit ein wenig Glück zählt der eigene Charakter am Schluss zum Sieger. Die unterschiedlichen Karten helfen hier genau so wenig wie die direkte Auswahl von ausschliesslich Mini-Spielen.
Was bleibt ist die Wii U exklusive Bowser-Jagd. Hier darf einer der Mitspieler die berüchtigte Riesen-Echse mittels Wii U Controller steuern. Die Attacke gegen Mario und seine Freunde reduzieren sich dabei grösstenteils auf Touch-Pad fingern in Kombination mit einem grossen Glücksfaktor, so richtig gezielt lassen sich Bowsers fiese Manöver nicht steuern.
Fazit:
Und warum? Nur für den Kick - für den Augenblick? Und warum? Nur ein Stück - von dem falschen Glück? Und warum? Nur für den Kick - für den Augenblick? Und warum? Du kommst nie mehr zurück - komm zurück ... Tja, warum eigentlich? Warum verschlimmbessert Hudson die ehemals dermassen Multiplayer-taugliche Spielserie von Jahr zu Jahr? Offensichtlich findet das Ein-Fahrzeug-für-alle grossen Anklang. Müssen wir nicht verstehen, werden wir auch nicht. Mario Party 10 macht sicher für einige Runden Laune, Langzeitmotivation suchen wir aber vergebens. Alleine taugt der Titel sowieso zu nichts, wie bereits von den neun Vorgänger hinlänglich bekannt. Couch-Party Fans holen sich bessern einen GameCube mit dem vierten Teil. Mario Party 10 ist kein schlechtes Spiel, ein gutes aber leider auch nicht. Für Spieler unter zwölf Jahren mag das ganze dann aber doch ausreichend Spielspass bringen, möglicherweise befinden wir uns schlicht nicht mehr im anvisierten Käufer-Kreis.
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