Eine neue Nintendo-Konsole, ein neues Mario Kart. Dieses Schema funktioniert seit der 16Bit Konsole. Dass sich die Kart Racer in den letzten Jahren kaum voneinander unterschieden, tat dem Erfolgsrezept keinen Abbruch. Dennoch, die eine oder andere Veränderung täte der Serie gut; und damit ist nicht nur der neuerliche 3D Effekt gemeint.
Nach dem Studieren des Covers und dem Einlegen des Spiels stechen uns kaum Innovationen ins Gesicht. Bis auf die neu dazugewonnene Zahl im Titel scheint sich auch in Teil 7 nicht viel getan zu haben. Aber mitnichten: Wie wir im weiteren Spielverlauf sehen, bringt unser Lieblingsklempner einige erfrischende Neuerungen auf die Strecke.
Wenig Neues gibts im Fuhrpark. Im Vergleich zur ebenfalls grossartigen Wii-Auflage der Rennen im Pilz-Königreich haben wir einige Fahrer weniger zur Auswahl. So wurde der liebgewonnene Waluigi ersatzlos gestrichen, wenigstens Wario sitzt nach wie vor sattelfest im Rennsitz. Ebenso fallen die Baby-Variationen weg. Aber sind wir mal ehrlich, wer hat denn ernsthaft mit denen die Rennen bestritten? Zu Beginn wählen wir einen von acht auswählbaren Charakteren und spielen uns in der schweren 150cc Klasse genauso viele frei.
Ebenfalls aus den Vorgängern bekannt sind die verschiedenen Rennklassen, welche den Schwierigkeitsgrad definieren, sowie acht unterschiedliche Cups mit jeweils vier Strecken. Die Hälfte davon wurde komplett neu designt, der Rest basiert auf Kursen aus vergangenen Tagen und dürften dem einen oder anderen Mario Kart Veteranen durchaus bekannt sein. Selbstverständlich holen wir uns noch immer in jedem Rennen den ersten Platz und den darauf wohlverdienten goldenen Pokal.
Um die begehrte Trophäe zu ergattern, werden im Rennen die verschiedensten Items eingesetzt. So setzen Yoshi, Bowser und Co. nach wie vor Bananenschalen oder zielsuchende rote Schildkrötenpanzer als Wurfgeschosse ein. Neu dazu kommt in der 3DS Auflage die Feuerblume, bekannt aus den diversen Super Mario Jump’n Runs. Genau wie in jenen ermöglicht sie uns, den Kontrahenten mit Feuerbällen das Leben zu erschweren. Das Item reiht sich wunderbar in das übrige Arsenal ein. Leider ist der zielsuchende blaue Panzer, der direkt auf den Erstplatzierten losgeht, noch immer im Repertoire. Es nervt schlicht und ergreifend, wenn man sich über 3 Runden an der Spitze befindet und dann kurz vor dem Ziel durch ein solches Geschoss, meist aus der Mitte des Fahrerfelds, um den Sieg gebracht wird.
Bis jetzt noch nicht viel Neues in Marios Rennzirkus. Doch diese Ausgabe wirkt unerwartet erfrischend. Nintendos Recken haben neu die Möglichkeit, einen Gleiter bzw. Schirm auszufahren und so über kurze Strecken zu schweben. Ebenso geht die Fahrt ab und an unter der Erde weiter – auch im kühlen Nass scheinen die Karts keine Probleme zu haben. Diese beiden Komponenten bringen die Mario Kart Erfahrung in eine völlig neue und unverbrauchte Dimension. Durch die vielfältigeren Weg-Möglichkeiten steigert sich die taktische Note nochmals deutlich. Zudem wird das Streckendesign so noch interessanter und bietet mehr Platz für eine wohlüberlegte Routenplanung.
Nicht neu, aber lange nicht gesehen sind die (den Super Mario Kart Kennern bekannten) Münzen. Jene hat man endlich wieder zurück auf die Strecken geholt. Durch Aufsammeln der auf der Strasse verteilten Geldstücke wird die Maximalgeschwindigkeit des Karts erhöht. Wieso diese einfache, aber erstklassige Möglichkeit in vergangenen Titeln schlicht wegradiert wurde, bleibt ein Rätsel. Ebenso nicht neu und genauso wenig unbekannt ist der liebgewonnene Battle-Modus. Hier sammeln wir in verschiedenen Arenen möglichst viele Münzen oder schiessen die meisten Gegner in der dafür vorgesehenen Zeit ab. Der '3 Ballons = 3 Leben'-Modus ist nach wie vor mit dabei.
Dass wir das Ganze jetzt sogar noch online spielen dürfen, erstaunt beim dafür nicht bekannten Hersteller umso mehr. Die Funktionen wurden nutzbringend eingebaut und funktionieren für Nintendo Verhältnisse überraschend unkompliziert. Einem Rennen gegen Onlinefreunde steht also nichts mehr im Weg.
Grafisch überzeugt Mario Kart 7 auf der ganzen Linie. Die neuen Strecken aus der Nintendo Welt reihen sich 1A ein ins Fahrvergnügen, während die Neuauflagen der bereits Bekannten durch die neuen Features an Spannung dazu gewonnen haben. Der 3D Effekt wirkt nicht zu aufdringlich und profitiert vom dafür geeigneten Genre. Eine erneute Innovation ist zu vermelden: Wir fahren auf Wunsch aus der Fahrerperspektive, direkt hinter dem Steuer. Die Daseinsberechtigung für eben jene Ansicht durfte man sehr wohl in Frage stellen. Doch Respekt: Das Umschalten der Perspektiven via Digikreuz funktioniert einwandfrei und die Egoperspektive macht unerwartet Laune und spielt sich mindestens genauso gut.
Fazit:
Mario Kart 7 ist für mich der beste Teil seit Super Mario Kart auf dem altehrwürdigen Super Nintendo. Die Strecken sind allesamt interessant und optisch schön gestaltet. Der ausfahrbare Gleitschirm sowie die Möglichkeit, unter Wasser weiter zu fahren, verleiht dem Spiel eine enorme taktische Tiefe und macht das Fahrvergnügen massiv interessanter als in den unzähligen Vorgängern. Auch Besitzer von Mario Kart DS müssen sich dieses Meisterwerk ins Haus holen. Ein Geniestreich, der dank kleinen aber feinen Änderungen an den richtigen Stellen zu eben jenem wurde. Kaum vorstellbar, dass Nintendo den neu gesetzten Level selbst noch zu übertreffen vermochte. Umso heisser sind wir nun auf eine hoffentlich bevorstehende Wii U-Entwicklung.
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