Erinnert sich noch jemand von euch an „Folklore“? Das ambitionierte Spiel gehörte damals zu den ersten, die für die neue PlayStation 3 erschienen. Verantwortlich dafür zeichnete sich das Entwicklerteam von Game Republic. Nun steht mit „Majin and the Forsaken Kingdom“ deren neuer Titel in den Händlerregalen. Man setzt auf Teamplay, umrahmt von einem uralten, asiatischen Mythos.
„Es war einmal in einem Königreich“. So fangen viele Märchen an. Und auch „Majin and the Forsaken Kingdom“ ist ein solches Märchen, das mit wundervoll inszenierten Scherenschnitt-Sequenzen erzählt wird. Wie in so vielen Märchen, geht es auch hier um den Kampf zwischen Gut und Böse. Das einstmals so friedvolle Königreich wird von einer dunklen Macht beherrscht, die sich alle Menschen Untertan macht, beziehungsweise versucht, diese auszulöschen. Helfen kann nur ein Fabelwesen; der Majin. Doch dieser wird im Königspalast gefangen gehalten und hat einen Grossteil seiner Kräfte verloren. Eines Tages macht sich ein junger Dieb auf, um den Palast zu durchsuchen und den Majin zu befreien. Dabei helfen ihm verschiedene Tiere, deren Sprache er versteht. Diese Waldbewohner sind es, die den Helden immer wieder mit Tipps versorgen.
Nachdem unser Held das Monster befreit hat, stellt er schnell fest, dass der Majin alles andere als ein furchteinflössendes Ungeheuer ist. Denn der tollpatschige Riese hat zunächst mehr Furcht, als man hinter seiner enormen Gestalt vermuten könnte. Doch während des Abenteuers wird der Majin durch Früchte, die er isst, immer stärker und tapferer. Und auch der Dieb macht eine Wandlung durch. Diese wundersame Beziehung zwischen Mensch und Fabelwesen ist es, was das Abenteuer ausmacht und den Titel zugleich von der breiten Masse zahlreicher Videospiele abhebt. Denn ähnlich wie bei „Enslaved“ kommt es auch hier auf kooperative Teamarbeit an. So kann der Majin die dunklen Gegner vermöbeln, und lässt euch im Anschluss den Vortritt zum entscheidenden Schlag. Mit seiner unglaublichen Kraft kann der Majin Mauern zum Einsturz bringen, welche dann auf darunter stehende Gegner stürzen. Aber auch mächtige Feinde können am besten im Zusammenspiel vernichtet werden.
Während ihrer gemeinsamen Reise bestehen die beiden ungleichen Helden jedoch nicht nur eine Menge Abenteuer. Immer wieder erfahren sie etwas mehr voneinander. In zahlreichen Flashbacks beginnt der Majin, sich an seine Vergangenheit als Beschützer der Menschen zu erinnern. Und so lernen auch wir als Spieler nach und nach etwas über die beiden Protagonisten kennen. Dass die beiden schnell Freunde werden, seht ihr nicht nur daran, dass der Majin dem scheinbar namenlosen Dieb den Namen Tepeu gibt. Vielmehr unterstützt er ihn, wo immer er kann. Denn der gutmütige Riese dient auch gerne als Leiterersatz oder Türöffner. Steuern könnt ihr ihn allerdings nicht direkt. Befehle erteilt ihr als Tepeu, indem ihr beispielsweise auf eine Tür zeigt und dem Riesen die Anweisung gibt, mit dieser zu interagieren, oder sich in die Hocke zu begeben, damit ihr einen Schalter umlegen oder generell an höher gelegene Orte gelangen könnt.
Zwischen den Rätseln und Kämpfen gibt es immer wieder Schleicheinlagen, in denen ihr um die Gegner manövrieren müsst. Das ist aber immer sehr fair und einfach, zumal die Feinde weder gut sehen noch hören können. Alternativrouten findet ihr innerhalb weniger Sekunden oder erhaltet diese von den Tieren.
Während die Story und das Teamplay klar die Stärken von „Majin and the Forsaken Kingdom“ sind, ist die Grafik ein zweischneidiges Schwert. So glänzt der Titel zum einen zwar mit sehr abwechslungsreichen Levels, welche euch recht viele spielerische Freiheiten ermöglichen. Dem gegenüber stehen allerdings grafische Unzulänglichkeiten, die auf den aktuellen Konsolen als veraltet bezeichnet werden können. Auch wenn das riesige Königreich sehr liebevoll und mit einer schier unendlichen Vielzahl an Details gestaltet wurde, kommt es immer wieder zu Tearing, Pop-ups, Kantenflimmern und schlecht aufgelöste Texturen finden sich allerorts. Da gefällt das Design des Majin viel besser, der mit seiner blühenden Wiese auf dem Rücken, seinen gelben Knopfaugen und den grossen Hörnern einfach nur geknuddelt werden will. Passend sind auch die Stimmen des Majin (der uns mit seinen verdrehten Sätzen immer wieder an Yoda oder Jar Jar Binks erinnerte) und die des Diebes. Weniger gelungen sind die sich oft wiederholenden Bemerkungen der Ratte, die die beiden Protagonisten begleitet, und diejenigen einiger anderer Tiere.
Fazit:
Abgesehen von der grafisch mittelprächtigen Präsentation und den stellenweise unpassenden Synchronstimmen ist „Majin and the Forsaken Kingdom“ ein Titel, der euch von der ersten Minute an in seinen Bann ziehen wird. Namco Bandai präsentiert einen mutigen Gegenpol zum üblichen Action-Brei der Konkurrenz. So geht man entgegen der populären und wahrscheinlich auch ertragreicheren Norm und versucht sich an der Erzählung einer bewegenden, gefühlvollen Geschichte. Mit fordernden Rätseln und fehlenden Navigationshilfen lädt Majin zum Erkunden der Umgebungen ein. Doch dadurch kann auch Frust entstehen, denn die Lösung liegt nicht immer gleich auf der Hand. Meist hilft jedoch logisches Denken oder die genaue Untersuchung der näheren Objekte. "Majin and the forsaken Kingdom“ verzaubert mit märchenhaften Umgebungen und der herzergreifenden Geschichte zweier Freunde, die unterschiedlicher nicht sein könnten und, durch ein gemeinsames Ziel verbündet, doch zueinander finden. Top!
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