Der Titel kommt euch bekannt vor? So gings mir auch, als ich vom Release gehört habe. Tatsächlich haben wir 2014 bereits Lords of the Fallen gespielt; allerdings eine deutlich weniger ausgereifte Version davon.
Für Fans der From Software Spiele ist 2023 ein guter Jahrgang. Würde der Elden Ring Download-Content nicht erst nächstes Jahr erscheinen, sogar ein sehr guter. Lords of the Fallen gehört dabei zur Kategorie «Besser gut kopiert als schlecht selbst gemacht». Schon das Intro versucht gar nicht erst seine Nähe zu Dark Souls zu verschleiern. Weiter geht’s mit der Charakter-Erstellung, die vom schweren Ritter bis zum Magier alle möglichen Charakterklassen abdeckt; wie bei From Software eben. So sind dem Spieler kaum Grenzen gesetzt, wie er die gut 40 Stunden angehen soll. Pyromane oder doch lieber mit dem Bogen, Schwert oder Zauber, ganz wie es euch beliebt.
Das Gameplay haben die Jungs von Hexworks wunderbar hingekriegt. Die Monster-Schlachterei fühlt sich griffig an und unser Charakter lässt sich gut über die verwinkelten Wege steuern. Dabei sei erwähnt, dass die Klasse von Elden Ring hier nicht erreicht wird, wie auch in keinem anderen Bereich des Spiels. Dass ich wie früher wieder mittels Reindrückens des Sticks zu einem Sprung ansetzen muss, gefällt mir weniger. Eine Spielmechanik, die mir schon bei Dark Souls nie wirklich zugesagt hat.
Wo wir schon beim Gameplay sind, müssen wir kurz auf die, trotz Patches immer noch vorhandenen, technischen Schwierigkeiten eingehen. Das Spiel läuft nicht immer flüssig. Die schlimmsten Ruckelorgien wurden zwischenzeitlich glücklicherweise behoben, dennoch ist die Technik des Spiels nach wie vor ein gutes Stück von «Perfekt» entfernt. Das beeinflusst auch direkt das Gameplay. Die verschiedenen Areale beeindrucken mit unterschiedlichem und teils richtig schönem Art-Design und machen damit stets Lust, noch mehr davon zu sehen. Die Technik ist zwar nicht perfekt, macht den Spielfluss aber keineswegs kaputt. Zumal das Spiel noch fleissig weiter gepatched wird. Selten habe ich ein Wort in einem Test öfters geschrieben, Patch!
Ein von From Software inspiriertes Spiel will auch mit einem deftigeren Schwierigkeitsgrad aufwarten. Das schafft das Spiel teilweise und an anderen Stellen wirkt es aufgesetzt. So sind die Bossfights zwar beeindruckend, bleiben aber kaum in Erinnerung. Das gewöhnliche Fussvolk überrascht immer wieder mit viel Doofheit. Gerne mal bleiben die Gegner in der Levelarchitektur hängen und lassen sich so noch leichter von uns eliminieren. Wenn das Spiel schwer wird, passiert das oft durch regelrechte Horden von Gegnern. Das wirkt dann eher aufgezwungen. Der letzte Punkt soll mit einem bald erscheinenden Patch etwas entschärft werden. Wer gar nicht weiter weiss oder wem der letzte Checkpoint schlicht zu weit entfernt ist, der darf seinen eigenen Samen pflanzen und damit einen Rücksetzpunkt nach Belieben festlegen. Insgesamt ist immer nur einer verpflanzt, aber immerhin. Eine schöne Idee, die auch den From-Spielen gut zu Gesicht stehen würde.
Es gibt einen Punkt, der sich klar vom grossen Vorbild unterscheidet. Unser Akteur trägt über die ganze Spielzeit eine Lampe bei sich, mit welcher er in eine düstere Parallelwelt abtauchen kann. Einzigartig? Nicht wirklich, schon Link in "Zelda: A Link to the Past" begab sich in die Schattenwelt, um Wege darin zu finden, die sonst unüberwindbar wären. Und genau das machen wir auch in Lords of the Fallen. Eine nicht überquerbare Brücke? Dann besser mal die Lampe anwerfen und schauen, wie das in der Parallelwelt so aussieht. Rüber wechseln dürfen wir jederzeit, zurück geht’s aber dann nur über ein Portal, welches wir natürlich erst erreichen müssen.
Das gesagt, verfolgen euch in der Unterwelt auch immer mehr Gegner, je länger ihr euch dort aufhaltet. Das schafft eine unterschwellige Form von Zeitdruck, die nicht jedem schmecken wird. All zu lange muss man sich aber nur in den seltensten Fällen dort rumschlagen. Das Prinzip ist nicht neu, funktioniert aber grad im Soulslike-Spiel hervorragend und verschafft dem Titel eine Prise Einzigartigkeit. Ab und an ziehen wir des Gegners Seele aus dessen Körper, mit der Lampe versteht sich; diese Mechanik hätte es meines Erachtens nicht gebraucht und nimmt dem Spiel eher Spielfluss, als etwas Positives dazu beizutragen.
Wie die grossen Vorbilder bietet sich auch hier die Möglichkeit, das Spiel mit einem Co-Op Partner anzugehen. Entweder mit einem Freund mittels Passwort oder einem zufälligen Spielepartner, durchquert sich die düstere Fantasy-Welt gleich viel entspannter. Im Gegensatz zu den Souls-Spielen verschwindet der Kollege dann auch nicht immer nach einem erlegten Obermotz. Der nächste Patch soll sogar Konsolenübergreifendes Cross-Play ermöglichen.
Fazit:
Lords of the Fallen ist vor allem eins: Viel besser als das Original aus dem Jahr 2014. Zusätzlich ist es auch eine insgesamt gelungene Kopie von Dark Souls. Dank Lampe und Parallelwelt wird genug geboten, um nicht nur als Kopie des From-Vorbilds in die Videospiel-Annalen einzugehen. Die Kämpfe fühlen sich griffig an und der Schwierigkeitsgrad ist durchaus fordernd, wenn auch nicht immer so, wie ich mir das gewünscht hätte. Statt Gegnermassen hätte ich lieber mehr anspruchsvolle, einzelne Gegner vorgesetzt bekommen. Die immer noch vorhandenen technischen Unstimmigkeiten führen zu einem wesentlichen Punkteabzug. Ausgehungerten Dark Souls Fans ist das Spiel jetzt schon zu empfehlen, alle anderen gedulden sich ein wenig, bis die grössten Patches durch sind. Die fleissigere Patcherei ist zwar äusserst erfreulich, wer das Spiel aber gleich zu Beginn gespielt hat, erhielt so eine deutlich schlechtere Version, eine fragwürdige und vermutlich von Termindruck forcierte Release-Politik. Action-RPG Freunde werden es aber keinesfalls bereuen, der düsteren Welt von Lords of the Fallen einen Besuch abzustatten.
Lords of the Fallen ist für PC, Xbox Series X|S und PlayStation 5 erhältlich. Wir haben die Xbox Series X Version getestet. Das Test-Muster stammt von CI Games, wofür wir uns herzlich bedanken!
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