Pausenlos abkratzen, fluchen und das Pad an die Wand schmeißen; ist das motivierend oder einfach nur nervtötend?
Im äusserst kampflastigen Action-Adventure „Lords of the Fallen“ übernimmst du die Rolle von Harkyn. Er ist ein übler Geselle und hat in seinem Leben offensichtlich der Sünde und dem Verbrechen gefrönt. Das sieht man ihm an, denn finstere Runen zieren seine Haut.
„Lords of the Fallen“ spielt in einer mittelalterlichen Fantasy-Welt, die von einer üblen Dämonenarmee belagert wird. Es liegt an Harkyn, die Lords und Generäle zurückzudrängen. Wer sich beim Spiel stark an die Dark-Souls-Franchise erinnert fühlt, hat vollkommen Recht. „Lords oft the Fallen“ ist Dark Souls Light. Das Spiel verfügt über ein ziemlich komplexes Kampfsystem, welches sehr auf das Timing von Blocks, Ausweichmanövern und Schlägen ausgelegt ist. Ausserdem wartet der Titel mit einer Vielzahl an Waffen, Rüstungen und ein bisschen Magie auf.
Die bombastische Optik und der absolut herausragende Soundtrack tragen die Geschichte in „Lords of the Fallen“. Die Grafik ist unglaublich, mit lebensechten Charakteren und einer Umgebungen, die ihresgleichen sucht. Zu Beginn des Abenteuers wirst du aufgefordert, die Magie-Art und deine Ausrüstung zu wählen. Es gibt verschiedene Zaubertypen zur Auswahl: Magie für Krieger, Magie für Diebe und Magie für Kleriker. Die Auswahl bestimmt zum grössten Teil, wie sich das Gameplay gestalten wird. Wer Dieb nimmt, vertraut mehr auf Schleichen und kritische Treffer, wer Krieger wählt steht mehr auf dicke Waffen und Blocken.
Das Spiel beginnt mit einer schönen Intro-Sequenz, nach deren Ende du auch schon deine ersten Rhogar platt machen musst, so startet nämlich das Tutorial. Die ersten Gegner im Spiel sind ziemlich einfach, aber je weiter du kommst, desto schwieriger und anspruchsvoller werden die Kontrahenten. Bei „Lords of the Fallen“ musst du, wie in jedem anderen RPG der Welt, Objekte und Schlüssel finden und sie irgendwo platzieren oder Türen damit aufschliessen, um Quests zu beenden und EXP zu kassieren. Während deinem Dungeon-Durchgang findest du noch eine Vielzahl nützlicher Gegenstände wie Audio-Notizen, geheime Türen, Schmuckstücke, Energiescherben, Ausrüstung und und und.
Der Erste Boss ist dann auch um ein paar Stufen schwieriger als die Feinde, die du bisher im Spiel ausgeknipst hast. Meine Prognose: Der Durchschnitts-Gamer wird einige Male sterben. Der erste Tod gibt übrigens auch gleich ein Achievement – als Trostpreis. Wer stirbt, verliert alle seine gesammelte Erfahrung und muss beim letzten Checkpoint wieder anfangen. Die Exp, die als weisser Schimmer auf dem Boden liegt, verliert über Zeit an Wert; es lohnt sich also die Beine in die Hand zu nehmen und an den Ort der Niederlage zurückzukehren. Jeder besiegte Gegner erhöht einen Exp-Multiplikator, der bei einem Verteilen der Erfahrung an einem Checkpoint auf Magie- und Attributspunkte, einem Wiederauffüllen der Heiltränke oder dem eigenen Tod wieder auf Null gesetzt wird. So ergibt sich ein perfides Spiel im Spiel. Sammle ich weiter immer mehr Erfahrung (und muss mich beim Ableben durch 15 Minuten Monster-Respawn kämpfen) oder spiele ich auf Nummer Sicher und aktiviere Checkpoints. Ach ja; es gibt übrigens keinen Schwierigkeitsgrad. Entweder du packst das Spiel so wie es ist, oder du packst es auf Ricardo.
„Lords of the Fallen“ dauert rund 20+ Stunden und bietet eine solide Geschichte. Nach dem Durchspielen gibt’s die Option auf ein New Game +, wo man weitere Dinge freischalten darf. Waffen und Magieupgrades dürfen behalten und bessere Ausrüstung gesammelt werden. Hier ist auch ein grosser Unterschied zu „Dark Souls“ erkennbar: „Lords of the Fallen“ ist viel mehr Loot-fokusiert, ganz ähnlich einem Diablo-Titel.
Fazit:
Mir hat „Lords of the Fallen“ gefallen, ich finde es grundsätzlich ein tolles Spiel. Die Grafik ist in dem Genre unübertroffen, der Soundtrack ist einen Platz auf dem Handy-Speicher wert. Mir als Warhammer-Fan gefällt auch der Grafik-Stil sehr gut. Massige Rüstungen mit Spikes, Helme mit Hörnern, eine Waffe riesiger als die andere, sowas lässt mein Herz höher schlagen. Beim Nachfolger gibt es vielleicht auch noch abwechslungsreichere Levels, als bloß Burgen, Burgen und nochmals Burgen. Die Schwierigkeit wirkt manchmal etwas aufgesetzt, in der Mitte des Spiels wird man mit dem richtigen Min-Maxing aber zum Halbgott. Hingegen manövriert man sich bei einer etwas freieren Verteilung der Punkte in eine Sackgasse, aus der man fast unmöglich wieder herauskommt. Man sieht, der Titel leidet unter Balancing-Problemen, die einen direkten Einfluss auf das Gameplay haben. Ausweichen z.B. ist massiv viel einfacher und ergiebiger als Blocken, was schade ist. Magie bringt am Anfang nix und wird dann übermächtig. Einzelne Waffen sind dermaßen viel besser als andere, dass sich ein Abwechseln jener fast nicht lohnt. Trotzdem: Ich hatte viel Spass an Lords of the Fallen. Es ist kein Spiel, das man haben muss, es hat aber durchaus seine Daseinsberechtigung. Wem „Dark Souls“ zu schwierig war, schafft vielleicht seine kleine Schwester.
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