Live a Live ist ein Rollenspiel von (damals) "Squaresoft", das 1994 exklusiv in Japan für das Super Nintendo erschien. Square-Enix macht weiterhin einen guten Job ihren Katalog an Klassikern neu aufzulegen, denn Live a Live wurde für die Switch nicht nur lokalisiert, sondern gleich neu aufgelegt. Wir sagen euch jetzt, wieso wir im Westen damals etwas verpasst haben.
Eigentlich fange ich meine Reviews in der Regel mit einer Zusammenfassung der Geschichte an. Dieses Mal ist das ziemlich kompliziert. Die Story in Live a Live besteht nämlich aus 8 Kurzgeschichten, die über verschiedene Zeit Epochen verteilt sind. Zur Auswahl stehen die Urzeit, das antike China, das feudale Japan, der Wilde Westen, die Moderne, die Nahe und die Ferne Zukunft. Ist das alles abgeschlossen gibt es noch ein achtes Kapitel, das wir hier nicht spoilern wollen und einen Epilog, der die Geschichte als Ganzes sauber abschliesst.
Jedes Kapitel hat seine eigene, in sich abgeschlossene Prämisse und Gameplay-Elemente. In der Urzeit übernimmt man die Kontrolle über Pogo und seinen Affen-Kumpel. Sowas wie gesprochene Sprache gab es damals noch nicht, weshalb die ganze Erzählung nur über Gesten und Piktogramme abläuft. Das ist einzigartig, erfrischend und definitiv nicht für Jedermann. In der amerikanischen Grenzsiedlung "Erfolg" schlüpft man in die Rolle des Revolverhelden Sundown Kid. Zusammen mit dem Kopfgeldjäger Mad Dog muss man die kleine Stadt und ihre liebevollen Einwohner vor einer blutrünstigen Bandenbande beschützen.
Diese und alle anderen Kapitel sind wundervoll auf englisch und japanisch vertont, sowie mit deutschen Texten versehen. Jedes der anfänglichen Kapitel dauert je nach Spielstil zwischen einer und drei Stunden, während das ganze Spiel in etwa 25 bis 30 Stunden in Anspruch nimmt. Wenn jemand eines der Kapitel also vielleicht weniger gefällt, kann man mit gutem Gewissen weiterspielen mit dem Wissen, dass es schon bald wieder einen Stilwechsel geben wird. Die Gesamtlänge mag zwar verhältnismässig kurz ausfallen, was aber auch bedeutet, dass es knackig ist und kaum überschüssiges Fett hat. Die einzige Ausnahme bildet dabei das letzte Kapitel. Dieses ist zwar gewollt langatmig, aber das macht es nicht erträglicher. Die Geschichten sind auf jeden Fall gut geschrieben, interessant, witzig und wie schon erwähnt vor Allem abwechslungsreich.
Gleiches gilt auch für das Gameplay, denn die verschiedenen Kapitel bieten auch alle einen einzigartigen Kniff. Prinzipiell ist Live a Live ein ganz klassisches, taktisches Rollenspiel. Man bewegt seine Partymitglieder über ein Raster, um sie geschickt zu positionieren und in rundenbasierten Kämpfen die Gegner zu vermöbeln. Man verursacht Statuseffekte, stärkere Angriffe haben längere Aufladezeiten und Items können den Ausgang der Kämpfe stark beeinflussen. Für den Abschluss von Kämpfen gibt es Erfahrungspunkte und neue Ausrüstung verbessern die Werte von Charakteren. Es ist ein durchwegs kompetentes, solides JPRG der alten Schule, was kaum überraschend sein sollte. Die Tatsache das die Kapitel relativ kurz sind sorgt dafür, dass die Kämpfe und einsetzbaren Fähigkeiten zu jeder Zeit überschaubar bleiben. Kaum einer der Charaktere hat viel mehr als vielleicht ein Handvoll Skills. Das bedeutet gleichzeitig auch, dass nie allzu viel Tiefe aufkommt.
Interessant wird es durch die neuen Elemente, die jede Epoche mit sich bringt. In der Moderne lernt man neue Moves, indem man sich von Gegnern treffen lässt, was thematisch perfekt zur erzählten Story passt. In einem anderen Kapitel kann man die Gedanken aller NPCs lesen oder muss unter Zeitdruck Gegenstände sammeln, um aus diesen Fallen herzustellen. Erneut ein Faktor, der jeden Spielabschnitt vom Rest abhebt und das Spielgefühl ständig frisch hält. Einige dieser Elemente fühlen sich zwar mehr als oberflächiges Gimmick an, was aber in Ordnung geht. Das grundlegende Gameplay ändert sich nie und wer sich damit nicht anfreunden kann, wird trotz aller Abwechslung vielleicht nicht ganz glücklich.
Ein einziger Blick genügt schon um zu sehen, dass der Grafikstil der gleiche ist, der schon bei Octopath Traveler und Triangle Strategy zum Einsatz gekommen ist. Die hoch definierte 2D Grafik passt exzellent zu Squaresofts Klassiker und setzt die unterschiedlichen Zeitabschnitte mehr als gekonnt in Szene. Der Soundtrack wurde ebenfalls komplett aufgefrischt und klingt richtig gut. Megalomania ist ein geiles Boss-Thema und unterstreicht die epischen Kämpfe mit einer passenden, orchestralen Note. Die tolle englische bzw. japanische Sprachausgabe hilft weiterhin dabei den Klassiker für moderne Spieler zugänglicher zu machen.
Fazit:
Es ist eine wahre Freude das es Live a Live endlich zu uns geschafft hat. Das Spiel ist in fast allen Belangen super unterhaltsam. Die wenigen Längen die es hat, werden dank der gebotenen Abwechslungs fast schon wieder Wett gemacht. Dank der aufpolierten Grafik, dem neu aufgenommenen Soundtrack, der deutschen Übersetzung und den verfügbaren Sprachausgaben, fühlt sich dieser Klassiker aus vergangener Zeit nur selten wirklich alt an. Wer Bock auf ein frisches und kurzweiliges Old-School JRPG hat, macht hier wenig falsch!
Live a Live ist nur für Nintendo Switch erhältlich. Das Test-Muster haben wir von Nintendo erhalten, wofür wir uns herzlich bedanken!
Muessi unbedingt no zocke 🤗