Als mehrfacher Katzen-Papa kann ich mich beim Anblick süsser Samtpfoten nur schwer zurückhalten. Bei dem Cover-Bild war für mich darum sofort klar, dass ich mir Little Kitty, Big City, das Debut-Spiel des US-amerikanischen Indie-Entwicklers Double Dagger, genauer anschauen musste. Gut, dass es zur Zeit Teil des Xbox Game Pass ist!
Stellt euch vor ihr seid eine Katze und macht gerade ein Nickerchen auf dem Fensterbrett eures kuscheligen Daheims, das sich im obersten Stock eines grossen Wohnblocks einer japanischen Grosstadt befindet. Als ihr aus eurem Schlummer erwacht, passiert jedoch das Unfassbare: Durch ein blödes Missgeschick stürzt ihr in die Tiefe und landet nur durch Zufall und dank der Hilfe eines vorbeifliegenden Raben ein paar hundert Meter weiter unten wieder auf euren Füssen. Puh, Glück gehabt! Aber wie kommen wir jetzt wieder nach oben? Genau das ist die Haupt-Mission in Little Kitty, Big City.
Geschwächt vom Fall und ziemlich hungrig, machen wir uns zunächst in den Gassen auf die Suche. Eigentlich könnten wir locker auf Autos und Vordächer springen oder an Ranken emporklettern, doch dazu fehlt uns nach dieser Tortur schlicht die Kraft. Darum heisst die erste Devise erst einmal "essen". Am besten einen leckeren Fisch! Für jedes schnabulierte Wassertier erhalten wir einen Kraftpunkt, der jeweils unsere Sprung- und Kletterkraft verbessert.
Auf der Suche nach Nahrung treffen wir auf allerlei tierische Freunde und Feinde und auch die unwirtliche Umgebung kann uns ab und zu Steine in den Weg rollen. So ist Wasser unser natürlicher Feind oder kläffende Hunde versperren uns den Durchgang. Das kühle Nass wird mit Plattforming-Einlagen geschickt umgangen, während wir die bellenden Vierbeiner mit einem Knochen ruhigstellen, den wir aber erst einmal finden müssen.
Würde man sich nur stur an eine lineare Spielweise halten, wäre das Ziel wohl schnell erreicht. Das Schöne an Little Kitty, Big City sind jedoch die vielen Nebenaufgaben und Aktivitäten, die hier sehr organisch eingeführt werden. Töpfe und Gläser von Tischen schubsen beispielsweise, oder Kopf voran in Mülleimer tauchen, Vögel jagen, laut Miauen oder einen der vielen aufs Handy starrenden Zweibeiner ärgern. Unterwegs treffen wir auch auf Artgenossen, die uns aber immer freundlich gesinnt sind. Sie geben uns Tipps oder bringen uns auch mal neue Moves bei.
Und dann wären da noch andere tierische Helfer wie ein Enten-Papa, der seine Ducklings verloren hat, ein von Social-Media besessener Käfer, ein Tanuki (aka "japanischer Waschbär") der für die Kanalisation und somit das Schnellreisesystem des Spiels verantwortlich ist oder ein Kameleon, dass sich partout nicht tarnen kann. Auch den eingangs erwähnten Raben treffen wir wieder, der total auf glänzende Items steht und uns für deren Beschaffung mit Hüten und anderen Schnickschnack versorgt. Diese „Währung“ in Form von Büroklammern, Flaschendeckeln oder Schrauben finden wir überall in der Stadt, in Mülleimern, Gebüschen, mitten auf der Strasse oder wir kriegen sie als Belohnung für erledigte Side-Quests. Bringen wir alte Aludosen zu Pfandautomaten, spucken diese auch was Glänzendes aus, das unser Raben-Freund als Bezahlung gerne annimmt. Gleichzeitig halten wir so "unsere Stadt" sauber. Win-Win!
Lasst euch von der rudimentären Optik nicht täuschen. Klar könnte man das noch besser machen, ich würde das Gesamtpaket aber durchaus als gelungen und für diese Art von Spiel sicherlich als zweckmässig bezeichnen. Die Animationen unseres felinen Freundes sind herzerwärmend, vor allem wenn wir uns durch enge Spalten zwängen, unter Zäunen hindurch kriechen oder wieder einmal mit Vollgas gegen eine Wand rennen. Gut, dass es auch ein paar ausdrucksstarke Posen und über 40 Hüte freizuspielen gibt, die nicht nur im Foto-Modus eine gute Gattung machen, sondern auch immer wieder zum Schmunzeln einladen.
Und damit wäre auch schon alles gesagt. Ich möchte hier gar nicht auf überraschende Puzzle-Elemente und andere unerwartete Dinge eingehen, weil jene genau der Grund dafür sind, dass mir das Spiel soviel Spass gemacht hat. Wer unwissend an die Sache herangeht, hat am meisten davon.
Zu meckern habe ich auch nicht viel. Lediglich die Navigation auf schmalen Geländern oder der eine oder andere pingelige Jump-n-Run Abschnitt kann nerven. Wenn man nach einer längeren Kletterpartie dumm abrutscht und wieder nach unten auf die Strasse knallt, ist das einigermassen übel. Die Steuerung erlaubt halt einfach nicht viel Raum für filigranes Movement.
Fazit:
Little Kitty, Big City ist das perfekte Spiel, um einfach mal abzuschalten. Es vermittelt dieses chillige, warme und ideal gemütliche Feeling, um nach einem langen Arbeitstag die Seele baumeln zu lassen. Hier gibt es keine Strafen, kein Game Over, keinen Stress oder nervenaufreibende Herausforderungen. Und erst recht keine Gewalt. Selbst die gefangenen Vögel werden brav wieder freigelassen, wir behalten nur eine Feder als Trophäe. Es ist ein Spiel für Jung und Alt gleichermassen und natürlich für Katzen-Fans und solche, die es noch werden wollen. Dass der Aufbau euch stets motiviert zurücklässt, weil alle paar Minuten eine Belohnung, ein Upgrade oder eine neue, lustige Aufgabe auf euch wartet, ist bei dieser Art von Spiel gar nicht mal so üblich. Dem gebührt ein Extralob! Ebenso für die gut geschriebenen Dialoge, die mich regelmässig zum Lachen brachten. Das Kameleon war der absolute Knaller! Ich hatte mit Little Kitty, Big City auf jeden Fall überraschend viel Spass, weswegen ich es euch wärmstens ans (Katzen-) Herz legen möchte.
Little Kitty, Big City gibt's digital für PC, Nintendo Switch, Xbox One und Xbox Series X|S. Wir haben das Spiel auf einer Xbox Series X gespielt. Ein Test-Muster brauchten wir nicht, da das Spiel zum Zeitpunkt dieses Tests Teil des Xbox Game Pass war.
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