Das Adventure Genre ist auf den Konsolen nicht sehr breit vertreten und gute Adventures sind leider nur sehr schwer zu finden. Mit der Umsetzung des erfolgreichen Comics von Philippe Francq Largo Winch - Empire under Threat versucht UbiSoft das Genre neu zu beleben.
Vielen dürfte die Welt des Largo Winch schon durch den gleichnamigen Comic bekannt sein oder möglicherweise kennen auch einige die TV Serie, die unlängst auf Pro 7 ausgestrahlt wurde. Diejenigen dürfen sich natürlich auf ein Wiedersehen mit ihren Lieblingscharakteren freuen. Alle anderen müssen aber auch nicht verzweifeln, auch ohne umfangreiches Vorwissen hat man sich schnell in die Welt des Largo Winch eingelebt. Largo Winch, Playboy, Herzensbrecher und Multimilliardär ist natürlich der Held des Spiels.
Largo war nicht immer ein reicher Mann und man kann kaum sagen, dass er mit einem silbernen Löffel im Mund aufgewachsen ist, denn vor seiner überraschenden Erbschaft, hat er sich doch mit einigen üblen Halsabschneidern abgegeben. Sein alter Freund Simon zeugt noch von dieser wilden Vergangenheit. Also kein typischer Milliardär, aber er leitet auch keinen typischen Konzern, denn viele seiner Abenteuer gründen darauf, dass er wieder einmal über eine Leiche im Keller der W Group gestolpert ist. Denn, wie er relativ schnell herausgefunden hat, ist auch hinter der Fassade seines gewaltigen Hochhauses in New York nicht alles Gold was glänzt.
Largo Winch ist ein klassisches Adventure im Stil eines Grim Fandango, Indy 4 oder Monkey Island 4. Man nimmt Objekte auf, die man zum richtigen Zeitpunkt benutzt oder clever mit anderen Objekten kombiniert, um daraus etwas Neues herzustellen. Oft muss man auch kleine Rätsel lösen, um beispielsweise ein Türe zu öffnen und ab und an führt man auch Gespräche im typischen Multiple Choice Adventure Stil, um beispielsweise aus dem Gegenüber wichtige Informationen herauszulocken. Jedoch bietet Largo Winch noch mehr, einige interessante Minigames fanden den Weg ins Spiel. Wenn man beispielsweise einen fremden Computer hacken will, ist Denkarbeit gefragt, da das Hacking Interface als eine Art rudimentäres Strategiespiel dargestellt wird. Mit der Zeit werden diese Hacking Aufgaben immer komplexer und der Spieler muss seine Züge genau planen, sonst wird er schneller vom System rausgeschmissen, als er auf drei zählen kann.
Ein anderes Mini Game sind die Kämpfe. Ähnlich einem Rollenspiel kann man sich rundenbasiert mit verschiedensten Gegnern prügeln. Auch diese Kämpfe verlangen ein gewisses Mass an Taktik, da sowohl die Gegner, als auch man selbst über verschiedene Spezial-Attacken verfügen. Zu wissen, wann welcher Angriff eingesetzt werden sollte und wann welcher Gegner auszuschalten ist, entscheidet über Sieg oder Niederlage. Aber im Gegensatz zu den bereits genannten Lucasarts Adventures, richtet sich Largo Winch eher an den älteren Spieler. Zum Einen ist das Szenario ziemlich komplex. Andererseits muss man während des Spiels immer wieder Entscheidungen betreffend der Zukunft der W Group fällen. Dafür ist es nötig, umfangreiche Dossiers und Emails zu bearbeiten. Man muss , ziemlich viel Text lesen und die ganzen darin enthaltenen Informationen auch noch auswerten, um schlussendlich die richtige Entscheidung zu fällen. Zusätzlich hat Largo auch ein Liebesleben, welches aber etwas im Kontrast zum üblichen Auftreten von Largo Winch steht, denn man erwartet von einem Mann wie ihm schon etwas mehr Klasse und Stil, als beispielsweise von einem Mallorca Urlauber, der aus heiterem Himmel gleich zum Akt kommt.
Grafisch ist Largo Winch durchwachsen. Viele Locations, vor allem die im Mittelmeer, sind zwar sehr schön geworden, aber leider sind auch einige Orte, die man während des Abenteuers besucht, etwas trist geraten. Dazu kommt noch, dass die Entwickler das Problem mit dem Flicker Fixer nicht ganz in den Griff bekommen haben und ab und zu ein Flimmern zu bemerken ist. Ebenso gerät das Spiel des Öfteren ins Ruckeln, beispielsweise wenn die Kamera einen grossen Schwenk macht. Und obwohl die Charaktere gut und detailliert gestaltet wurden, wirken sie oft hölzern und unnatürlich in ihren Bewegungen. Die Stimmen sind gut auf Englisch gesprochen und die Untertitel machen Sinn. Der Soundtrack plätschert aber eher unauffällig nebenher und ist weder störend noch bemerkenswert.
Fazit:
Largo Winch beendet die Dürre im Adventure Genre und dafür werden viele Fans schon extrem dankbar sein. Aber leider wurde zu viel ausgelassen, um das Game uneingeschränkt zu empfehlen. Irgendwie hätte man sich etwas mehr gewünscht und oft entsteht der Eindruck, die Entwickler hätten einiges an Potential verschenkt. Die Grafik ist zwar stimmig, aber das Flimmern und das Ruckeln machen ebenso zu schaffen, wie das teilweise etwas seltsame Verhalten der Akteure. Adventure Fans werden an Largo Winch sicher ihre Freude haben. Alle anderen sollten vielleicht vor dem Kauf das Spiel kurz anspielen, wobei das bei einem Adventure natürlich nicht ganz einfach ist.
Commentaires