Ich liebe Action-Adventures. Besonders dann, wenn ich mit meinem Helden brachiale Combos vom Stapel lassen kann und mir vielleicht noch etwas Magie zur Seite steht. Ausserdem mag ich fantasievolle, gut erzählte Geschichten. Knights Contract verspricht all das, schafft es aber dank einiger Design-Schnitzer trotzdem nicht in die Oberliga.
Die Geschichte von Knights Contract ist interessant und wird spannend erzählt: Wir befinden uns im Deutschland des Mittelalters, in einer Zeit, in der der 'schwarze Tod' über das Land zieht und hunderttausende dahinrafft. Schuld an dieser Misere seien die Hexen, zumindest wenn es nach dem Willen von Dr. Faust geht - dem Bösewicht des Spiels. Er ist es, der die Bevölkerung zur Hexenjagd aufruft. Wir übernehmen die Rolle des noblen Ritters Heinrich Hoffmann, der am Hofe von Dr. Faust als Henker fungiert, nichtsahnend und im vermeintlichen Glauben, die Hexen einer gerechten Strafe zuzuführen. Eine seiner Opfer ist die Hexe Gretchen, die Heinrich noch vor ihrem Tod mit einem Fluch belegen kann. Von nun an soll Heinrich als Unsterblicher durch die Lande ziehen.
Hundert Jahre später. Heinrich sucht verzweifelt nach einem Heilmittel gegen Gretchens Fluch, als plötzlich Monster und Dämonen wie aus dem Nichts auftauchen und das kleine Städtchen terrorisieren, in dem er sich aufhält. Auf der Suche nach einer Erklärung erfährt Heinrich, dass sieben Hexen, die er damals als Henker geköpft hatte, wieder auferstanden sind und nun Rache an der Menschheit nehmen wollen. Schon bald trifft Heinrich auf die auferstandene Gretchen, die ihre Hexen-Freundinnen jedoch aufhalten will. Dafür benötigt sie die Hilfe von Heinrich. Als Gegenleistung will sie den auf ihn gelegten Fluch rückgängig machen. Heinrich willigt ein. Nach einem kurzen Blutritual ist der Vertrag zwischen den beiden besiegelt und sie begeben sich auf eine fantastische Reise die Hexen aufzuhalten und das Land vom schwarzen Tod zu befreien.
Ihr müsst zugeben, das Video unten sieht ziemlich gut aus, oder? Das macht doch Lust auf mehr. Leider ist die Grafik im Spiel eher ernüchternd und enorm weit davon entfernt, diesem Trailer auch nur annährend zu ähneln. Vor allem die vielen Cut-Scenes sind optisch sogar noch schlechter, als das Spiel selbst. Texturen auf PS2 Niveau, Animationen aus dem letzten Jahrzehnt und langatmige, aufgesetzt wirkende Dialoge prägen das Bild und sorgen für enttäuschte Gesichter. Zum Glück kann das Gameplay einiges wieder retten. Eigentlich spielt ihr zwei Charaktere auf einmal. Heinrich ist für brachiale physische Attacken zuständig, während Gretchen für die nötige Portion Magie sorgt und ihm unterstützend zur Seite steht. Auf Knopfdruck lässt sie beindruckende Zaubersprüche auf die Gegner los, die mitunter in ziemlich brutalen Finishing-Moves enden.
Das Problem 'Beschützermission'
Heinrich ist wie erwähnt unsterblich. Ist er tödlich verletzt, geht er zwar zu Boden, kann durch Hämmern auf den A-Button aber wiederbelebt werden. Wenn hingegen Gretchen stirbt heisst das Game Over und Neustart am letzten Checkpoint. Das ganze Spiel ist essentiell also eine einzige Beschützermission. Gretchen kann nur mit einem 'Komm her'-Befehl manipuliert werden. Lässt ihr die Arme zu weit nach hinten fallen, bleibt sie stehen und heult schonmal los, während sich der Bildschrim lila verfärbt, um euch zum Umkehren zu zwingen. Der Mix aus Angriff und panischer Flucht, aus physischen und magischen Angriffen ist jedoch interessant genug um zu faszinieren.
Leider kommt es häufig vor, dass das gute Gretchen dumm in der Gegend rum steht und ein leichtes Ziel abgibt. Nicht selten ist man gerade damit beschäftigt sich wiederzubeleben, während man hilflos zusehen muss, wie die Monster Gretchen auseinander nehmen. Zum Glück kann Heinrich die kleine Hexe auf Händen tragen, während dessen sich die Lebensenergie der beiden schnell wieder erholt. Amulette und Power-Ups sorgen im weiteren Spielverlauf dafür, dass Gretchen mehr einstecken kann oder ihre Magiereserven sich schneller aufladen.
Der Rest des Spiels erinnert stark an Devil May Cry, ohne jedoch dessen Qualität zu erreichen. Getötete Feinde hinterlassen wie gewohnt Orbs, mit denen man seine Zaubersprüche stärkt. Versteckte Items wie Armreif oder Amulett sorgen für mehr Widerstandskraft, verkürzen die Manaregenerierung oder beschleunigen die automatische Heilung. Puzzles gibt es keine, ausser vielleicht das Level-Design selbst, dass eure Orientierung immer wieder mal auf die Probe stellt. Und genau wie andere Hack-n-Slay Spiele vor ihm hat auch Knights Contract mit einer nervösen Kamera zu kämpfen, die manchmal nicht so genau weiss, was sie eigentlich zeigen will.
Fazit:
Knights Contract als völlige Katastrophe darzustellen wäre nicht fair. Okay, das Spiel ist wenig zugänglich, die Cutscenes sehen schlecht aus und zu Beginn ist es alles nur mühsam und schwer. Man darf halt einfach nicht auf normaler Stufe beginnen, sondern sollte sich zuerst mit dem "Easy"-Level begnügen. Die Kapitel kann man später immer noch einzeln anwählen und mit allen Upgrades auf höheren Stufen durchspielen. Dann klappt es auch mit dem Spielspass und dann ist das Problem "Beschützermission" plötzlich keines mehr. Problematisch fand ich höchstens die nervöse Kameraführung und die hölzernen Animationen. Letzteres sollte im Jahre 2011 einfach der Vergangenheit angehören. Wer über die Schwachstellen hinweg sieht, bekommt mit Knights Contract ein unterhaltsames Action-Abenteuer, das eine spannende Geschichte erzählt und gute 8-10 Stunden an den Bildschirm fesselt.
Comments