“Paul Stanley, Gene Simmons, Ace Frehley und Peter Criss sind zurück und zwar in FULL-EFFECT!!”. Leider fehlt KISS – Psycho Circus einfach der nötige Kick, und vor allem der nötige KISS- Soundtrack, um länger am Bildschirm zu fesseln... read on...
Basierend auf Todd McFarlane’s Comic-Book Serie KISS – Psycho Circus entstand im Hause 3rd Law ein wirklich spassiger 1st Person Shooter, der seinerzeit auf dem PC sogar den einen oder anderen Tester überzeugte. Noten wie 8 oder 8.5 waren keine Seltenheit. Grund dafür war die ausgereifte Grafik-Engine, das Thema KISS, deren Sound und die vielen, spassigen Online- und Multiplayer-Modes. Warum nur die Grafik-Engine die schnelle Konvertierung durch Tremor Entertainment auf Dreamcast überlebte, bleibt für immer ein Geheimnis. Die DC-Fassung hat weder KISS-Sound noch einen simplen 2-Player-Mode, von Online-Features wollen wir erst gar nicht reden.
Dabei ist KISS - Psycho Circus damals wie heute eigentlich gar nicht schlecht anzusehen, die Anzahl der OnScreen-Monster wurde in der Dreamcast-Version sogar nochmal erhöht. Das kann aber nicht über die immernoch teilweise recht armen Texturen hinwegtäuschen. Weitflächige Gebäude und vorallem der Boden, erreichen leider “nur” N64-Niveau. Auch die grafischen Effekte wie Explosionen, Spatter (oh ja, rotes Blut in Mengen!) und Licht-Effekte, wirken ziemlich billig und können mit einer Voodoo-gepowerten Windows-Version leider nicht mithalten.Warum diese Einsparungen, trotz Konvertierung mit Windows-CE ;) ? Keine Ahnung, schliesslich liegt es nicht an der Hardware. Man muss sich ja nur mal Quake III ansehen, das zwar mit weniger Frames, dafür aber mit gewaltigen Effekten aufwartet.
Die Gegner, 25 verschiedene an der Zahl, sind hölzern animiert und haben null taktisches Vorgehen. Seht Euch einfach die Screenshots an, man kann die steifen Animationen ja förmlich sehen. Ausserdem sind 25 verschiedene für den Umfang des Games einfach zu wenig. Von Abwechslung kann man nicht unbedingt sprechen. Manch einer mag jetzt sagen:"Dafür sind etliche Gegner gleichzeitig Onscreen!". Da hätte man aber lieber die Anzahl Gegner reduziert und den Figuren ein paar Polys mehr spendieren sollen. Viele Gegner machen das Gameplay sowieso viel zu hektisch. Das bringt mich zum nächsten Punkt. Das Gameplay errinnert stark an Turok. Die "Demigod" oder auch Elder genannt (KISS), sind für das Gleichgewicht im Universum verantwortlich. Aus irgendwelchen Gründen haben Sie jedoch ihre Kraft verloren (hört sich wie ihre Lebensgeschichte an..) und der uralte Erzrivale - Das Nightmare Child - versucht natürlich sofort an ihre Position zu gelangen! Dann wäre aber das Gleichgewicht im Universum mächtig gestört. Ein düsteres Zeitalter würde anbrechen, voll von Bösem!
Als Spieler ist Eure erste Aufgabe, den 4 Elder die Kraft zurückzubringen. Dazu müsst Ihr in den jeweiligen Realms des Elder eintauchen und dessen Armor (das legendäre KISS Kostüm des jeweiligen Charakters) wieder finden. Leider besteht dieses aber aus vielen, einzelnen Teilen. Nachdem Ihr alle Kostüme beisammen und somit KISS zum Leben erweckt habt, dürft Ihr das letzte Level betreten und Euch der ultimaten Herausforderung stellen. So steht es zumindest im Booklet. Die einzige Herausforderung im Spiel selbst ist aber nur, sich der vielen Gegner zu erwehren, die haufenweise und praktisch non-stop auf Euch zugeschossen kommen. Seit Doom wurde wohl nicht mehr so viel geschlachtet, wie in KISS – The Psycho Cirucus. Allerdings lässt sowas ziemlich schnell tiefsinnigere Gameplay-Elemente vermissen, am Schluss seid Ihr nämlich nur noch stumpfsinnig am Trigger und hetzt dem Exit entgegen. Die einzelnen Kleidungs-Stücke wurden nämlich nicht besonders gut versteckt. Dabei wäre gerade das die Challenge gewesen: wie in Turok die Levels zu durchforsten, auch mal ohne dabei ständig von Gegner “gestört” zu werden. Vielleicht auch mal eine kleine Geschicklichkeits-Einlage oder so. Fehlanzeige. Stattdessen zerstört Ihr einen Monster-Generator am nächsten, ganz in Gauntled-Manier, that's it.
Und der Sound, Mann oh Mann. Wie kann man nur ein KISS Game machen und dann einfach den genialen KISS Sound weglassen. Bis auf den Abspann-Sound hab ich nämlich kein einziges KISS-Stück gehört. Nur immer dumpfe und einschläfernde Synthi-Klänge, die sich zwar einigermassen düster anhören, aber mit KISS absolut nichts zu tun haben. Besonders enttäuschend ist das wenn man weiss, dass die PC-Jünger fetzige Songs aus dem Psycho-Circus Album zu hören bekamen. Sollte Sega/Tremor vielleicht “Linzez-Probleme” mit KISS’ Platten-Label gehabt haben? Egal, wichtig ist, was im Game ist, oder eben nicht ist, und fest steht, dass ein KISS-Game ohne KISS Sound einfach nur saugt, wenn Ihr wisst, was ich meine. Die Steuerung ist somit das einzige, was man nicht bemängeln kann. Das Spiel unterstützt aber leider keine Maus/Tastatur, sondern nur das Standard-Pad. Dieses wurde dafür korrekt mit allen wichtigen Ego-Shooter Funktionen belegt: Analog = Mouse-Look, die vier Buttons für Strafen Links/Rechts und Vorwärts/Rückwärts-Bewegungen, L/R-Button zum Jumpen und Shooten und Digi-Pad für Waffenwechsel, Items, etc. Viel zu verbessern gibts an diesem Layout sowieso nicht und ohne Multiplayer-Modes seid Ihr gegenüber “mousigen” Online-Gegner damit auch nicht im Nachteil. Wer trotzdem nicht zufrieden ist, darf alle Buttons auch selber belegen und die Empfindlichkeit des Analog-Sticks justieren.
Fazit:
Ich sags Euch gleich, ich war enttäuscht. Schliesslich war die PC-Version um ein paar Stufen besser und die Erwartungen in diese DC-Variante demnach hoch. Andere Hersteller werten ihre Dreamcast-Umsetzungen mit verbesserter Grafik, mehr Level oder neuem Sound auf. Bei KISS ist es genau umgekehrt. Versteht mich nicht falsch, das Game wird jedem Genre-Fan ein paar Chills entlocken können. Einige Levels sind sogar richtig spassig, aber eben nicht mehr. Und angesichts kommender und bestehender Ego-Shooter Perlen wie Quake, Halflife oder Outtrigger sieht Tremors Werk einfach irgendwie arm und unvollkommen aus.
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