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AutorenbildAlessandro Weiler

The(G)net Review: Kingdoms of Amalur Re-Reckoning

Kingdoms of Amalur: Reckoning erschien ursprünglich 2012 und war ein klassisches Fantasy-Abenteuer in einer Open-World. Zu den Mitwirkenden zählten Bestsellerautor R.A. Salvatore und Ken Rolston, Lead Designer von «Elder Scrolls IV: Oblivion». Mit dem Erscheinen von Re-Reckoning erhalten wir eine Remaster-Version, kein Remake. Wir wollten dieses Abenteuer in neuer Frische erleben.



An der Story hat sich nicht viel verändert: Wir erwachen unter Leichen und erfahren, dass wir eigentlich tot sein müssten. Doch irgendwie wurden wir zurück ins Leben geholt. In Amalur wird die Geschichte vom Schicksal bestimmt und alle Lebewesen sind in ihrem eigenen Schicksal «gefangen». Nur wir nicht, denn unser Schicksal ging wohl mit unserem Tod verloren. Damit haben wir nun die Macht, einerseits unser eigenes Schicksal zu bestimmen und können andererseits die dunkle Zukunft Amalurs beeinflussen.



Oberflächlich betrachtet wirkt die Geschichte immer noch gut, ist jedoch auf den zweiten Blick nicht mehr wirklich spannend. Held beschützt Königreich vor bösem König... Es mangelt für heutige Verhältnisse einfach an Tiefe. Wir erinnern uns hier an die packenden Geistergeschichten aus Witcher 3, oder an die vielen prickelnden und amüsanten Romanzen aus den neuesten Assassin’s Creed-Spielen. Sogar Skyrim hatte da und dort seine Intrigen und Dramen, die uns selbst 10 Jahre danach immer noch in Erinnerung sind. Im Vergleich dazu scheint die Story in Kingdoms of Amalur doch eher altbacken und klischeehaft.



Geschlecht und Aussehen unseres Helden/Heldin können wir zu Beginn des Spiels selbst bestimmen, was natürlich immer gefällt. Die Möglichkeiten sind leider ein wenig begrenzt. Wir dürfen Frisur, Haut- und Augenfarbe, Gesichtsform und Accessoires wie Tattoos oder Piercings auswählen. Kingdoms of Amalur war damals eines der ersten uns bekannten Spiele mit verschiedenen Dialogoptionen und richtig guten Synchronsprechern. Dass bei den Figuren die Mimik komplett fehlt, fällt heute umso mehr ins Gewicht. Bei keinem Dialog wird das Gesicht verzogen, egal, ob wir gerade wütend, traurig oder euphorisch sind. Auch wurde uns erst in diesem Remaster wirklich bewusst, dass unsere Entscheidungen den Verlauf der Geschichte nicht massgeblich beeinflussen. Erinnern wir uns jedoch daran, dass dieses Spiel schon 8 Jahre alt ist, sind unsere Erwartungen eventuell einfach ein wenig zu hoch.



Wie bereits erwähnt handelt es sich hier um ein Remaster, und kein Remake. «Verblüffende Grafik» steht beispielsweise auf der Rückseite des Covers. Uns erinnert die Optik aber eher an die Grafik von God of War auf PS3. OK, die Farben sind intensiver geworden, die Welt weniger blass, das Ganze ist schärfer und unsere Schwerter auf dem Rücken reflektieren den Sonnenschein. Es sieht definitiv hübscher aus als damals, kann aber mit den Neuerscheinungen dieser Zeit logischerweise nicht mithalten. Erwartet in diesem Bereich also nicht zu viel.



Gelungener ist das Gameplay. Fairerweise erwähnen wir hier, dass jenes bereits im Jahr 2012 sehr viel Spass bereitet hat. Die Welt ist offen und jeder Bereich von Anfang an frei zugänglich. Wir können die Reiche Amalurs in beliebiger Reihenfolge durchstreifen. Auf der enorm grossen Karte warten überall Quests, Gegner und Items auf uns. Ein Lob geht hier an die verbesserte Kameraführung. Sobald ein Kampf beginnt, erweitert sich unser Sichtfeld, sodass wir mehr Übersicht über das Geschehen erhalten. Das Kampfsystem ist dynamisch und aufregend. Timing ist wichtig und Fehler werden bestraft. Auch entwickeln wir im Verlauf des Spiels gewisse Spezialfähigkeiten. Diese Fähigkeiten folgen den klassischen RPG-Charakterklassen wie Krieger, Dieb oder Magier. Je höher eine Klassen-Fähigkeit ausgeprägt wird, desto mehr Schicksalspfade schalten wir frei. Diese gewähren unserem Charakter Angriffs-Boni, während die allgemeine Kampfkraft in erster Linie durch die Stärke unserer Waffen und Rüstung bestimmt wird.



Und da kommen wir auch schon zum wahren Suchtpotenzial des Spiels. Kingdoms of Amalur: Re-Reckoning offenbart uns eine riesige, frei zugängliche Welt, gefüllt mit unzähligen Quests und Aufgaben. Der Gameplay-Loop packt sofort: Wir wollen immer neue Quests beschreiten, weitere Gebiete erkunden und überall springen für uns neue Items heraus. Da will man schnell immer mehr! In der Natur versteckte Gegenstände werden auffällig leuchtend hervorgehoben und ziehen uns magisch an. Sogar Gegner lassen sich nach dem Kampf plündern und ihrer Rüstung und Waffen berauben. Legen wir diese an, hat das jedoch selten bis nie Auswirkungen auf unser Erscheinungsbild, lediglich die Schutz- und Schadenswerte verändern sich. An den Drops gibt es ansonsten nichts zu bemängeln. Die Remaster-Version des Spiels orientiert sich nach unserem aktuellen Level, so erhalten wir fast bei jeder Quest aufwertende Items. Brauchen wir sie nicht, dürfen wir sie im Inventar in den «Plunder» legen und mit einem Tastendruck beim Händler verkaufen.



So einfach wär’s, wenn da nicht die ewigen Ladezeiten wären. Bei jedem Betreten einer Höhle oder eines Gebäudes – wie beispielsweise die gerade erwähnten Läden, die wir SEHR oft aufsuchen – warten wir bis zu einer halben Minute! Das kann einfach nicht sein und ist der mit Abstand grösste Spasskiller im gesamten Spiel. Gerade bei einem Remaster hätte dieser Missstand unbedingt behoben werden sollen.



Zur Schwierigkeit des Spiels können wir sagen, dass Kingdoms of Amalur schon damals nicht besonders anspruchsvoll war. Im Original war es so, dass die Level unserer Feinde bei erstem Betreten eines neuen Gebiets festgelegt wurden, und zwar für immer. Neu wird das Gegner-Level bei jedem erneuten Betreten frisch festgelegt. So sind die Kämpfe anspruchsvoller als früher. Dem Spiel wurde zusätzlich ein neuer, hoher Schwierigkeitsgrad hinzugefügt, zum Glück. Beim Testen fingen wir mit der Schwierigkeit «normal» an und waren bereits kurz darauf völlig «OP». Wir empfehlen daher erfahrenen Spielern ruhig den Schwierigkeitsgrad hoch zu drehen, das verleiht dem Ganzen ein bisschen mehr Biss.



Fazit:

Kingdoms of Amalur: Re-Reckoning bringt vieles mit, was wir von einem Open-World-Rollenspiel erwarten: Eine grosse Fantasy-Welt, unzählige Quests und ein hohes Suchtpotenzial, wenn es darum geht, alles erkunden zu wollen und dabei immer neue und bessere Items zu finden. Die Grafik geht in Ordnung, könnte aber da und dort besser sein. Das Kampfsystem ist in meinen Augen das grosse Plus und lässt viel Spielraum für Individualität. Hie und da findet sich Kritik im Spiel-Design, dem Gameplay oder in der einen oder anderen, nicht so fesselnden Quest. Das liegt aber eher am Alter des Originals, als an diesem Remaster. Der grösste Pain bleiben die sehr langen Ladezeiten, die den Spielfluss immer wieder empfindlich unterbrechen. Da Genre-Fans zur Zeit auf die Nachfolger der grossen Namen unter den Rollenspielen warten, kommt Kingdoms of Amalur: Re-Reckoning trotzdem wie gerufen. Egal, ob man es 2012 bereits gespielt hat oder nicht, es lohnt sich definitiv dieses Action-RPG zu erleben.



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