Es war im Mai 1984 als Roberta Williams Kings Quest auf die Computer Spieler los liess. Mehr als 30 Jahre später nun der Re-Launch des ehemaligen Kassenschlagers. Kann das neuerliche Abenteuer an die Qualität der PC-Klassiker anknüpfen?
Statt eines MS-DOS Rechners bedient sich die Reihe nun der XBox One als Plattform. Roberta Williams ist ebenso nicht mehr von der Partie und grafisch erwartet die Spieler mehr als die spartanischen 16-Farben. Wirklich neu ist allerdings der Weggang vom üblichen Vollpreis-Titel hin zum kommerziell erfolgserprobten Serien-Format. Entsprechend haben wir uns ausschliesslich den ersten Teil von Grahams komplett neu geschriebener Jugend-Geschichte angesehen, weitere werden in den nächsten Monaten folgen. Gekauft wird, wie von anderen Spielen gewohnt, einzeln oder in Form eines Season-Passes. Dieser bietet einen exklusiven, zusätzlich spielbaren Prolog.
Als begeisterter Spieler der ersten sechs Kings Quest-Titel sollte meine Erwartungshaltung ungewöhnlich hoch sein. Glücklicherweise hat Sierra selbst mit Teil sieben und insbesondere dem ungewöhnlich anmutenden und im Vergleich zum Rest abfallenden achten Part die Erwartungshaltung an eine mögliche Fortsetzung erheblich gesenkt. Umso erfreuter ist der passionierte Kings-Quest Spieler, entdeckt er die wirklich schön gezeichnete Grafik, die butterweichen Animationen und die immer wieder sichtbare Liebe zum Detail. Das zeigt sich auch in den gewählten Sprechern. Niemand geringeres als Christopher Lloyd wurde als Erzähler im Hintergrund engagiert. Der zum Grossvater gewandelte King Graham erzählt so seiner Nichte Gwendolin die eigenen Erfahrungen als Jungspund im Ritter-Alltag, bzw. wie er zu jenem adligen Titel gelangt ist. Übrigens ist auch die deutsche Version erstklassig vertont und es macht Spass, dem Fortgang der Geschichte zu folgen; nicht zuletzt dank dem immer wieder eingestreuten Humor.
Wie gut man diesen im dritten Anlauf noch findet, mag variieren. Denn auch nach einem tödlichen Zwischenfall bleibt es unerwünscht, die Zwischensequenzen oder Dialoge abzubrechen. Genau so wenig bedient uns Kings Quest übrigens mit einer Schnellreise-Funktion. Alteingesessene Adventure-Fans geniessen die langwierigen Gehwege durch bereits bekannte Screens, um neue Wege auf des Rätsels Lösung zu finden. Neuzeitliche Videospieler wünschen sich schlicht eine Beschleunigung, was möglicherweise mit ein Grund für das rare Auftreten herkömmlicher Grafik-Adventures im aktuellen Videospiele-Markt sein könnte. Dem schlichten Point-and-Klick Adventure hat auch der neuste Sierra-Streich abgesagt, so werden die Rätseleinlagen immer wieder durch einfache Action-Sequenzen aufgelockert. Das wirkt auch deswegen kaum aufgesetzt, da Graham sich mehr steuert wie Crash Bandicoot als etwa Guybrush Threepwood in seinen früheren Tagen. Das stört aber in keinster Weise und wirkt schlicht moderner und weniger "trocken".
Das Kernstück, die Rätsel, sind dabei mehrheitlich gut zu meistern. Auf die hinlänglich bekannten, Sierra typischen Logik-Ungereimtheiten hat man grösstenteils verzichtet. Kenner des Genres empfinden Episode eins unter Umständen als zu wenig fordernd. Jene wissen den eher einfachen Beginn eines Adventures aber auch korrekt ein zu stufen, bekanntlich werden die Spiele mit fortschreitender Spieldauer zunehmend komplexer.
Fazit:
Das neuste Kings Quest reiht sich wunderbar ein, in die lange Liste der bekannten Vorgänger. Die erste Episode des Spiels überzeugt Audio-Visuell und bietet ein halbes Dutzend Stunden nette Rätsel-Kost. Genau wie bei den Vorgängern verhindern auch hier einige Probleme eine unbeschwerte Reise durch das Königreich von Daventry. Waren es damals teils haarsträubend wirre Rätsel oder nervige „einen Pixel zu weit gelaufen“ Tode, sind es heute Ladezeiten und fehlende Schnell-Reise Möglichkeiten. Insgesamt bleibt aber eine äusserst unterhaltsame Geschichte die man jedem Adventure-Fan ans Herz legen darf, Kings Quest Fans vergangener Tage holen sich den Titel blind auf die Harddisk, besser als der unrühmliche achte Teil ist die vorliegende Episode 1 der Neuauflage allemal. Zumal die humorvoll erzählte Geschichte den angehenden König stets bestens bei der Stange hält und zum Weiterspielen motiviert.
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