Kinect Sports liess uns im heimischen Wohnzimmer Fussball spielen, ohne dass die liebgewonnenen Vasen und weiteren Ausstellungsstücke der besseren Hälfte erst in Sicherheit hätten gebracht werden müssen. Kinect Sports Season 2 kommt ohne Fussball, aber auch ohne Vasen.
Bescheuerter Einleitungstext, und mindestens genauso bescheuert werden es einige alteingesessene Videospieler mit der Entscheidung von RARE halten, sich auf umstrittene Kinect Spiele zu fokussieren. Die Frage ist: Was erwarten wir von einem Videospiel. Die Zeiten, geprägt durch Gemütlichkeit auf der Couch, scheinen vorbei zu sein. Zumindest für Besitzer von Kinect, die dem Sensor seinen Daseinssinn bewahren möchten. Alle anderen, oftmals als Coregamer bezeichneten Spieler, sollten sich weder Kinect Sports zwei zulegen noch brauchen sie den nachfolgenden Text zu lesen – auf dem Sofa wird hier erneut nicht gespielt.
Stattdessen wird der Salontisch vor dem Fernseher weggestellt und ein Auge auf die sechs verschiedenen Sportarten geworfen. Die aus dem ersten Teil bekannten Aktivitäten hat RARE indes entfernt um Platz für Neues zu schaffen. Ein breitgefächertes Sammelsurium des Sports erwartet uns auch in Season zwei. So werfen wir Strikes oder schlagen Homeruns im Baseball, werfen Pfeile gen Dartscheibe oder schlagen Eagles beim gemütlichen Golf. Ergänzt wird das Sextett mit Slalom, American Football sowie Tennis.
Letztgenanntes, auf Nintendos Konsole so was wie ein Aushängeschild für die neuartige Steuerung, funktioniert bei Rare mehr schlecht als Recht. Tennis ist klar das ungenauste und somit auch spassfreiste Spiel der Runde. Die Bewegungserkennung funktioniert hier schlicht zu schwach, als dass es zu mehreren Partien einladen würde. American Football funktioniert zwar, wie alle anderen Sportarten, einfach gestrickt – hier aber fast zu einfach. Die für diesen Sport massgebende Defensive wurde mehr oder weniger ausser Acht gelassen. Mit einigen geschickten Spielzügen suchen wir den Touchdown, macht zwar Spass – hier wäre aber mehr möglich gewesen.
Ganz im Gegensatz zum hervorragend funktionierenden Golf. Die Bälle ab zu schlagen ist eingängig und der Konkurrenzkampf um das bessere Handycap wird entfacht. Man darf sich die Schläger sogar mittels Sprachbefehl aussuchen. Ähnlich gut umgesetzt wurde Dart wie auch Baseball. Beide scheinen wie gemacht für eine Bewegungssteuerung – auf welcher Konsole spielt hier kaum eine Rolle. Entsprechend positiv ist der Eindruck, den die englische Entwicklerschmiede hier hinterlassen hat. Die Pfeile lassen sich zielgenau auf die Scheibe werfen und dem Punkten steht nichts mehr im Wege. Trotz eingängiger Steuerung wird die Sportart nicht zu einfach gemacht. Ähnlich verhält es sich mit Baseball. Das richtige Timing zweier Spieler vorausgesetzt, kann sich ein spannendes Spiel entwickeln.
Last but not least ist da noch die Slalom Abfahrt. Die immer gleiche Strecke langweilt auch den bekennenden Skinarren eher früher als später. Typische Haltungen wie die Hocke zwecks Temposchub und das links und rechts lehnen um die Bretter in die gewünschte Richtung zu lenken klappen wunderbar, zumal sich die Tore immer ganz links und rechts befinden und so kaum Feingefühl von Nöten ist.
In audiovisueller Hinsicht verspricht Kinect Sports Season 2 nicht mehr, als man erwarten darf. Einfache aber nicht unschöne, bunte Grafik passt zum Geschehen. Die Musik fügt sich zudem gut in jenes ein. Technische Höhenflüge darf man aber nicht erwarten – tut der potentielle Käufer aber auch kaum. Dass Season 2 zuletzt auch online gespielt werden darf und mit einigen Herausforderungen für Freunde aufwartet, rundet das Spiel weitestgehend ab, ohne dabei die Spieler mit offenen Mündern dastehen zu lassen.
Fazit:
Wer sich und bestenfalls sein Umfeld mit dem Vorgänger gut unterhalten hat, darf und soll sich auch Season 2 ins Wohnzimmer holen. Neue und mehrheitlich gut bis sehr gut funktionierende Sportarten rechtfertigen den Kauf allemal. Kinect Sports Season 2 ist mit eines der lohnendsten und spassigsten Kinect-Spiele, speziell mit Freunden und einem genügend grossem Wohnzimmer. Bewegungsmuffel brauchen aber auch den Nachfolger nicht ins Auge zu fassen.
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