In knapp einem Jahr haben bereits diverse Nintendo-Ikonen dem 3DS die Ehre erwiesen, sei es in Form eines fantastischen Remakes in dem wir Ocarina of Time in der dritten Dimension erleben durften, oder durch ganz neue Titel wie Super Mario 3D Land. Doch so gut diese Titel sein mögen, treue Nintendo-Jünger haben bisher auf etwas völlig neues gewartet. Diese Gebete wurden erhört, Vorhang auf für Kid Icarus Uprising.
Obwohl die Franchise über 25 Jahre alt ist, wartet man bereits seit 20 Jahren auf einen Nachfolger. Die Hauptfigur, der Engel Pit, ist den meisten wohl aus dem mitreissenden Chaos namens Smash Bros. Brawl bekannt. Uprising soll der neue Anfang eines längst vergessenen Helden sein und markiert damit einen weiteren Meilenstein im Lebenszyklus des 3DS. Erneut kann Nintendo den Fans und Kritikern des Handhelds beweisen, dass man fähig ist herausragende Titel für die Westentaschekonsole zu veröffentlichen. Auch wenn Uprising nicht fehlerfrei ist, nimmt man dennoch an einem fabelhaften Abenteuer teil, welches es schafft eine neue Welt aus einer Serie zu formen die man für Vergessen hielt.
Entwickelt wurde der Titel von niemand geringerem als vom Super Smash Bros. Schöpfer Masahiro Sakurai und seinem Project Sora Team.
Hinter Kid Icarus verbirgt sich ein Hybrid-Shooter, zum einen fühlt man sich in den Railshooter Segmenten die sich in luftiger Höhe abspielen in eine vergangene Zeit versetzt, zum anderen kommt am Boden moderne Third-Person Action zum Zug. Das Spiel trennt diese Konzepte sehr deutlich und beide funktionieren ausgezeichnet. Pit kämpft sich in jedem Level durch eine gefährliche Horde von Gegnern um am Ende jedes Abschnitts seine Kräfte mit einem Bossgegner zu messen. Uprising bleibt dabei dem Erfolgsrezept anderer Toptitel wie Super Mario 3D Land und Resident Evil Revelations treu. Die Levels sind knapp gehalten und können in ca. 10 Minuten bewältigt werden. So kann man auch problemlos im Bus oder in der Kaffeepause einen Abschnitt meistern.
Uprising kann mit einer erfrischenden Storyline auftrumpfen. Auch wenn man es in der knapp 12 Stunden dauernden Kampagne mit diversen Endzeitszenarien zu tun bekommt, schwatzen die Helden sowie die Bösewichte frei von der Leber drauf los. Dabei geben sie wichtige Plotpoints sowie diverse Tips zum Besten. Meistens läuft es aber auf witzige Pointen und Sprüche hinaus die wirklich auch komisch sind. Diese Debatten unter den Charakteren gehören mit zum Besten was der Titel zu bieten hat, es ist erfrischend, dass die Texter keinen Hehl daraus gemacht haben das sie für ein Videospiel schreiben, so nehmen sich die Charaktere selber nicht zu ernst was die Stimmung auflockert. Allerdings kann man auch eine gute Sache übertreiben und so kommen die Dialoge ein wenig zu oft vor und lenken so ein wenig von der Action ab. Es ist mir mehr als einmal passiert, dass ich die Dialoge ausgeblendet habe und so wichtige Details verpasst habe oder aber mich zu sehr auf das Gesprochene konzentriert habe und so regelrecht verprügelt wurde
Während es in den Luft- und Bodenmissionen im Grunde das selbe Ziel verfolgt wird, namentlich alles was sich bewegt auszuschalten, sind die Spielkonzepte doch ganz unterschiedliche Erfahrungen, nicht nur in der Umsetzung sondern auch beim Handling. In der Luft kontrolliert man das Zielen und die Bewegungen von Pit, während die Vorwärtsbewegung automatisch stattfindet. So kann man sich auf das Eliminieren der feindlichen Einheiten konzentrieren. Auch wenn dieses Konzept an sich nichts neues ist und sogar in der Star Fox Serie zum Zuge kam haben es die Entwickler verstanden ein atemberaubendes Geschwindigkeitsempfinden einzubauen. Dies wurde dazu noch mit unglaublich abwechslungsreichem und überwältigendem Leveldesign gepaart. Obwohl die Charaktere und Kreaturen technisch nicht ganz so beeindruckend sind wie z.B. bei Capcoms Resident Evil Revelations stellt die Kreativität einen Höhepunkt auf dem 3DS dar.
Die Einfachheit der Luftsegmente hilft dem Titel. Diese versuchen nie mehr darzustellen als sie Schlussendlich versprechen und sind darum bis am Schluss eindrucksvoll. Am Boden tut sich Uprising ein wenig schwerer. Man benutzt den Analogstick um Pit zu bewegen und den Stylus um zu zielen und um die Kamera einzustellen. Wie man sich vorstellen kann ist es nicht gerade bequem den 3DS in einer Hand zu halten. Allerdings bietet der Titel erstaunlich viele Möglichkeiten die Steuerung anzupassen, so ist ein Linkshänder-Modus integriert und man hat die Möglichkeit die Knöpfe seinen Wünschen anzupassen. Leider wird der Circle Pad Pro nicht unterstützt, was eine Steuerung mit zwei Analogsticks ermöglicht hätte.
Das Spiel muss zwingend mit dem Stylus gespielt werden, häufig muss man sehr schnell und präzise agieren. Während man in den Luftkämpfen noch ein gewisses Mass an Spielraum hat, sieht es bei den Kämpfen am Boden ganz anders aus. Ausweichen, zielen und die Kamera kontrollieren sind Aktionen die konstant angewandt werden müssen um zum Erfolg zu kommen. So hat Uprising ein geniales Game Design und eine Steuerung, welche zumindest in der Theorie funktioniert. Doch das eigentliche spielen ist unbequem. Ich habe etliche Male überlegt wie ich den 3DS am Besten halten kann um das spielen so erträglich wie möglich zu machen, was schlicht absurd ist. Zwar wird dem Spiel ein Ständer mitgeliefert, der aber in der Praxis nur wenig bringt da man eine flache Unterlage braucht um ihn zu verwenden.
Trotz der frustrierenden Steuerung, welche mit einem zweiten Analogstick vielleicht hätte vermieden werden können, bleibt Kid Icarus Uprising süchtig machend. Hier kann man klar erkennen, dass mit Sakurai einer der ganz Grossen am Steuer war und er mit seiner Vision etwas Spektakuläres erschaffen hat, dass man wieder und wieder spielen möchte, obwohl es sich nicht fehlerfrei steuern lässt. Masahiro Sakurai hätte einfach ein farbenfrohes Spiel ohne Tiefgang veröffentlichen können und alle wären zufrieden gewesen, doch mit Mittelmass gibt sich der Schöpfer nicht ab. So verfügt Uprising beispielsweise über verschiedene Schwierigkeitsgrade, Kinderleicht bis unglaublich herausfordernd ist alles dabei. Das an sich ist nicht so spektakulär, doch es geht soweit das man sogar auf sich selber wetten kann, um so bessere Beute zu erhaschen.
So ist der Spieler frei sich sein Weiterkommen selber in die Hand zu nehmen. Entweder dreht man schon am Anfang des Spiels am Limit und profitiert dabei von besseren Waffen, oder man nimmt es gemächlich und baut sich sein Arsenal Schritt für Schritt auf. Das Spiel bietet über 100 verschiedene Waffen die ihr mit unzähligen Extras und Boosts aufrüsten könnt. So bietet sich eine schier unerschöpfliche Variation die ihr völlig frei und selbst bestimmen könnt. So gibt es nicht nur Areale eines Levels die nur auf einem höheren Schwierigkeitsgrad begehbar sind, so gibt es auch andere Belohnungen wenn sie auf schwierigern Stufen gemeistert werden. Doch das ist noch nicht alles, Uprising bietet sogar ein eigenes Achievment-System, und davon gibt es 360 die freigeschaltet werden wollen! Überwältigend was für ein Tiefgang in diesem Titel steckt.
Damit hätten wir den Singleplayer-Modus abgehandelt. Alle Waffen und fast alle Fähigkeiten die ihr im Abenteuer erlangt könnt ihr mit oder gegen eure Freunde einsetzten. Bis zu sechs Spieler können Online sowie Offline in zwei verschiedenen Modi gegeneinander antreten. Im einen kämpft jeder gegen jeden und im anderen könnt ihr Teams bilden um euch gegenseitig auszuschalten. Doch leider gibt es auch beim Multiplayer-Modus einige Schwachstellen zu beklagen. Zum Einen ist das Geschehen sehr chaotisch und unkoordiniert und die Steuerung macht uns abermals einen Strich durch die Rechung. Nichtsdestotrotz ist es erfreulich, dass man sich die Zeit genommen hat dem wirklich gigantischen Titel auch noch eine Onlinefunktion zu spendieren.
Fazit:
Kid Icarus Uprising ist ein fantastisches Spiel voller ausgereifter Action, beeindruckender Grafik und Design, unglaublicher Musik (etwas vom Besten was Nintendo zu bieten hat), humorvoller Dialoge und solidem Gameplay. Ungeachtet dessen leidet der Titel auch an diversen Kinderkrankheiten, inklusive den angesprochenen Steuerungsschwierigkeiten, Charaktere die zu viel plappern und Action die manchmal das kleine Display des 3DS überfordert. Fakt ist aber, dass die Stärken von Kid Icarus Uprising die Schwächen überwiegen. Es macht schlicht süchtig. Ähnlich wie die Smash Bros. Serie von Masahiro Sakurai ist Kid Icarus Uprising nicht frei von Makeln aber ihr werdet so beschäftigt sein Spass zu haben, dass es euch nicht viel ausmachen wird.
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