Jurassic Park ist nicht nur ein Film, sondern auch eine Marke. Mit Teil eins erschuf Steven Spielberg ein Phänomen, welches mit fünf Fortsetzungen im Kino und zahlreichen Videospielen seinen wohlverdienten Spitzenplatz in der Popkultur verdient hat. Die Spiele waren unterschiedlicher Natur und zuletzt mit "Jurassic Park: The Game" eher schlecht als recht. Frontier Developments (Rollercoaster Tycoon) nimmt sich mit "Jurassic World Evolution" neu der Thematik an und macht daraus einen echten Strategie-Knüller.
Als "Jurassic World: Fallen Kingdom" angekündigt wurde, vergassen die Produzenten auch nicht, gehörig die Werbetrommel zu rühren. Überall wo man hin sah, konnte man Dinos oder Merchandise Artikel erspähen, nicht zuletzt mit der Augmented Reality App "Jurassic World Alive". Plötzlich, ohne viel Vorwarnung, aber beeinflusst durch die unzähligen Werbestrategien, erblickte ich im PS4 Store "Jurassic World Evolution". Erinnert an meine Kindheit lud ich das Spiel herunter und fing an, in die Welt der Dinos einzutauchen.
Der Bildschirm erhellt sich in saftigem Grün. Schön animierte Wälder und die Musik des Kino-Knüllers erklingen aus den Fernsehboxen. Sofort verfalle ich in ein nostalgisches Gefühl und denke zurück an meine Kindheit. Wie toll ich es doch damals gefunden hätte meinen eigenen Jurassic Park zu besitzen. Und genau diesen Traum erfüllt mir dieses Spiel. Ich baue mir meinen eigenen "Jurassic Park"!
Wie bei jedem Simulations-Strategie-Spiel beginnen wir mit einem Tutorial, wenigen Gebäuden und begrenzten Ressourcen. Strategie-Spiele auf einer Konsolenplattform besitzen den eher negativ behafteten Touch dank gewöhnungsbedürftiger Steuerung im Gegensatz zu PC-Versionen. Um diesem Aspekt entgegenzutreten machte sich Frontier Development ein wichtiges Element zu Nutze: Simplizität! Die Steuerung ist so simpel gehalten, dass man mit wenigen Buttons zu allen relevanten Infos, Bauinventaren und Navigationspunkten gelangen kann. Entzückt von der wirklich schönen, atmosphärischen und natürlichen Landschaft beginnen wir mit der Errichtung einer Forschungsstation, einem Expeditionszentrum und einer Fossilienstation. Alles müssen wir mit Strassen verbinden und mit Elektrizität versorgen. Die Umwelt können wir nach Belieben mit Wäldern schmücken, Seen graben oder Berge und Täler erschaffen. Immer mehr gleicht unser kleiner Jurassic Park unseren Vorstellungen und die ersten Besucher betreten die Spielwiese.
Mit dem Bau einer Ranger- und einer AUC-Station haben wir langsam alles in der Hand, um unsere ersten Dinos zu züchten. Wir bauen unser erstes Gehege, versehen es mit Wäldern, Seen, einer Ausblickstation für unsere Besucher, einer Futterstation und einer Brutstätte. Darin wächst nun unser erster Dinosaurier, ein Struthiomimus. Wir lassen den Dino frei und eine wunderbare Zwischensequenz präsentiert uns dieses kleine, schön animierte Kerlchen, das sein neues Zuhause inspiziert.
Das Prinzip der Züchtung eines Dinosauriers verläuft immer gleich. Zuerst benötigen wir Bernstein oder andere prähistorische Fragmente, aus denen wir in der Forschungsstation DNA ziehen können. Diese Fragmente erhalten wir, wenn wir unser Expeditionsteam auf Forschungssuche schicken. Haben wir genug Fragmente und DNA gesammelt, steht uns ein neuer Dino zur Verfügung. Zu Beginn mit einer Züchtungswahrscheinlichkeit von 50%, da gewisse Embrios vor dem Schlüpfen sterben können. Mit Hilfe der Forschungsstation entwickeln wir jedoch Lösungen, um solchen Problemen aus dem Weg zu gehen. Auch können dort neue Gene, Gebäudeupgrades oder weitere Parkattraktionen erforscht werden. Neue Gene sind ein praktisches Hilfsmittel, die Lebenserwartung wie auch die Immunität gegen neue Krankheiten zu steigern. Diese werden dann jeweils dem entsprechenden Genom vor der Geburt hinzugefügt und je eher es man sich versieht, hat man eine Vielzahl an Dinosauriern, die für das 21. Jahrhundert gewappnet sind.
Ein Dinosaurier hat allerlei Bedürfnisse, die von Art zu Art verschieden sind. Um diese kümmern sich die Ranger-Teams. Wir verteilen allerlei Aufgaben wie Futterstationen auffüllen, Krankheiten heilen oder Netzwerkstörungen beheben. Ein tolles Feature am Park ist, dass man die Aufgaben auch selbst übernehmen kann. Wir setzen uns in einen Ranger-Wagen, fahren durch den Park, heilen mit Arzneiampullen Dinosaurier oder schiessen Fotos von den lebenden Attraktionen, um unsere Kasse aufzufüllen.
Strategisch hat das Spiel einige knifflige Eigenheiten die es zu lösen gilt, denn die Bedürfnisse der Dinosaurier sind breit gestreut. Die eine Art bevorzugt mehr Wald, die andere mehr Grasland. Einige sind gerne in sozialer Gesellschaft unterwegs, andere wie z.B. ein Tyrannosaurus Rex können weitere Artgenossen nicht ausstehen. Sobald sich ein Dinosaurier nicht mehr in seinem Habitat geborgen fühlt, fängt er an zu randalieren und durchbricht seinen Zaun. Dann muss die AUC-Station schnell handeln, den Dinosaurier per Helikopter betäuben und wieder in seinen für ihn nun besser geeigneten Lebensraum, den wir hoffentlich zuvor an seine Bedürfnisse angepasst haben, transportieren.
Um noch ein wenig mehr Spielspass zu generieren erhalten wir etliche Nebenaufgaben, mit denen wir unsere Entwicklungskasse auffüllen können. Zum Beispiel einen Tyrannosaurus beim Jagen fotografieren, zwei weitere Spezies entdecken oder gewährleisten, dass der Park für die restlichen 10 Minuten ohne Stromausfall betrieben wird.
Fazit:
Jurassic World Evolution ist ein Feuerwerk aus Abwechslung, Spannung, Ehrgeiz, gepaart mit einer nostalgischen Kindheitserinnerung. Es ist ein Spiel, dass ich mir schon immer gewünscht habe. Die simple Steuerung, die schöne (wenn auch nicht ganz zeitgemässe) Grafik und der Drang, tolle Dinos zu züchten brachten mich dazu, dass ich nach den ersten fünf Minuten bereits in das Spiel verliebt war. Am Anfang noch recht einfach gehalten, wachsen die Aufgaben mit der Grösse des eigenen Parks. Ich entspanne mich im Ranger-Auto, fahre durch meine selbsterschaffenen Attraktionen und schiesse Fotos von meinen gezüchteten Dinosauriern. Das für dieses Spiel so wenig Werbung gemacht wurde, ist für mich unverständlich. Vielleicht hatte man noch die Geister der Vergangenheit im Rücken. Aber ich kann mit ruhigem Gewissen sagen, diese wurden mit Jurassic World Evolution in die prähistorische Vergangenheit verbannt. Wer schon immer ein Flair für Jurassic Park hatte, kommt um dieses Spiel nicht herum. Ich ziehe meinen Hut vor Frontier Development, dass sie diesen riskanten Schritt gewagt und so ein tolles Spiel in aller Stille entwickelt haben. Es macht unheimlich Spass, ist ein gnadenloser Zeitfresser und besitzt erhebliches Potential zum meinem Sucht-Strategie-Spiel des Jahres zu werden.
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