"Elf Überfliiieger, elf echte Siiiieger!" In Japan ein Riesenhit, hat die Mannschaft um Mark Evans auch nach dem hervorragenden ersten Teil in Europa einen schweren Stand. Die Franchise hat in ihrer Heimat einen eigenen Manga, eine Animeserie, zwei Spiele für die Wii und schon einen dritten Teil (sogar für den 3DS) für den Handheld und Nummer 4 ist auch nicht mehr weit. In Europa muss man sich jedoch mit Hinterherhecheln begnügen. Woran könnte es hapern? Oder ist der Westen einfach ein Kostverächter? Hat der zweite Teil die Schwächen des Vorgängers beheben können? Siegt das Gute am Schluss? Fragen über Fragen!
Man glaubt es kaum: Mark Evans, der Torhüter aus dem ersten Teil, spielt immer noch gerne Fussball. So gerne sogar, dass er für die Liebe auf beiden Augen blind ist und bei “grossen Bällen” auch mitten in der Pubertät noch an das runde Leder denkt. Als Sieger der “Football Frontier” ruht sich der Goalie keine Sekunde auf den Lorbeeren aus, sondern sucht alsbald die nächste Herausforderung - und findet sie auch prompt, wenn auch anders als erwartet: Eine mysteriöse Gruppierung zerstört eine Schule nach der anderen - mit Fussball! Jawohl, richtig gehört: Aliens aus dem All, mit wundersamen Kräften und scheinbar niederen Absichten, haben es auf die Erdlinge abgesehen. Glücklicherweise befindet sich Mark mit seiner Mannschaft in einem Universum, in dem auch die grössten Konflikte und übelsten Grolle mit einer Partie Fussball gelöst werden, so dass er schnell dabei ist, mit dem treuen Mannschaftsbus aus neue Mitstreiter zu finden und sich stetig trainierend den verschiedenen Hürden zu stellen, die es zu überwinden gilt, um den Aliens den Garaus zu machen - pardon: den Ball an den Kopf zu werfen.
Das Prinzip ist das gleiche gelieben: Zwischen Oberwelt und Matches alternierend, treibt man entweder die äusserst lineare Story voran oder spielt Fussball. Erstgenannte Tätigkeit bringt auch schon den ersten Kritikpunkt mit sich: Es grenzt ziemlich oft an Frechheit, wieviel Laufarbeit man auf sich nehmen muss, gleichzeitig aber jede Denkarbeit abgenommen bekommt. 2 Minuten Zwischensequenz mit dem anschliessenden Befehl: Lauf dorthin. Dort angekommen: 2 Minuten Zwischensequenz mit anschliessendem Befehl: Geh dorthin. Dort angekommen... und so weiter, und so fort. Für die ganz Faulen unter uns ist der Weg grandioserweise auch noch mit fetten violetten Pfeilen beschildert, so dass man sich des Oefteren fragt, warum denn die Cutscene nicht einfach gleich am anderen Ort weiterging. Minuspunkte für die bescheuerte Navigation.
Massiv verbessert wurden hingegen die Sprites, beziehungsweise die ganze Oberwelt. Mit L und R lässt sich die Ansicht drehen, was die Einsicht auf Schatzkisten und versteckte Eingänge erleichtert und manchmal erst möglich macht. Die Grafik ist um einiges detaillierter und viel schöner anzusehen - ebenfalls wurden die Spezialangriffs-Sequenzen wesentlich aufpoliert und kommen sogar einigermassen ansehlich daher.
Ehrlich gesagt ist Inazuma Eleven 2 wie Inazuma Eleven 1. Nur noch etwas besser, und das fast überall. Was gut ist, wurde beibehalten: Die “langen” Matches machen unglaublich Spass, die ganze Menüführung ist smooth, es gibt über alles gesehen nur sehr wenig auszusetzen. Sogar die Dauer des Spiels wurde (zugegebenermassen bisweilen künstlich) in die Länge gezogen: mit gemütlichem Pacing habe ich den (richtigen) Abspann nach knapp 20 Stunden gesehen - bei einem zweiten Durchgang wäre es wohl auch in 10-15 möglich.
Beim IE1 habe ich noch die repetitive Musik bemängelt - auch hier wurde nachgebessert, wenn auch nur minimal. Manche Jingles und Stücke hängen mir so sehr zum Hals raus, dass ich mich seit längerem hüte, die Musik des 3DS überhaupt noch anzustellen.
Fazit:
Inazuma Eleven 2 ist gut! Wirklich, ihr müsst das spielen. Wer die Chance hat, mal testweise während einem “richtigen” Match Mark, Axel, Sharp und Co. mit dem Stick über das Spielfeld zu dirigieren, der sollte sie nutzen - denn das Spielprinzip macht Spass und süchtig. Die Mischung aus Action, Strategie, Rollenspiel, Sport, Herzblut und Kampfgeist ist gelungen und macht Freude. Es wäre zu wünschen, dass die Franchise auch hierzulande dieselbe Begeisterung erfährt wie in Japan - sie hat es definitiv verdient. Glücklicherweise kommt Ende September schon Nachschub: Auch die Wii wird eine Truppe Inazuma-Recken beherbergen. Haben sich wohl die Europäer von Marks Kampfgeist anstecken lassen?
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