Wieviel Metroidvania kann ein einzelner Mensch ertragen? Um gegen all die Hollow Knights, Oris und Samuses dieser Welt anzukommen, braucht es heute mehr als nur ausgefallene Grafik und eine launige Fantasylandschaft. Schafft es Imp of the Sun mit den Spitzenreitern mitzuhalten?
Ein paar unfreundliche Inka-Ganoven haben das Sonnenlicht geklaut. Die einzige Hoffnung auf zukünftige Sonnentage ist ein kleiner Feuergnom namens Nin. Wie jeder Aspirant eines anständigen Metroidvania verfügt auch der kleine Imp schon zu Beginn über ein paar kompetente Fähigkeiten. Mit einem Feuerspeer verkloppt er die Spitzbuben oder benutzt die Waffe, um entfernte Schalter zu aktivieren. Einen Doublejump gibt's gleich zum Start. Ein wenig später erhalten wir Airdash, Walljump und spezielle Supermoves.
Im Anfangsgebiet, einem peruanischen Dörfchen, werden wir von ein paar NPCs begrüsst. Ein rüstiger Greis übersetzt uns unleserliche Schriftstücke und treibt so die Lore von Imp of the Sun voran. Das junge Mädchen tauscht gefundene Schätze wie Masken, Mumien oder Artefakte in jeweils 500 Imp-Dollar um. Und dann haben wir noch Gevatter Tod, den knochigen Sensemann, den wir alle paar Abschnitte treffen. Er ist Gesprächspartner, Upgrader, Schnellreisehub und Rücksetzpunkt in Personalunion. Die eingesammelten Seelenklunker von erledigten Feinden verschachern wir beim Skelettkopf für mehr Lebenspunkte, eine längere Magieleiste oder mehr Wumms für den Feuerspeer. Unabhängig vom Skilltree finden wir in versteckten Räumen goldene Orbs und erweitern so unsere Combos.
Vier unterschiedliche Gebiete (Dschungel, Wüste, Anden und Katakomben) sollten von Nin befreit werden. Gleich zu Beginn dürfen wir frei entscheiden, welches Level wir zuerst angehen. Neben dem üblichen Plattformkrams, der teilweise viel Joypad Akrobatik erfordert, müssen wir des Öftern Schalter umlegen, um versteckte Pfade freizuschalten. Regelmässiges Gegneraufkommen erschwert Nins Rachefeldzug. Genreüblich treffen wir einen Levelboss am Ende jedes Abschnitts, dessen ellenlange Energieleiste nichts Gutes erahnen lässt.
Sobald wir jeweils ein Kartenfragment finden, wird die Worldmap erweitert, inklusive sämtlicher Standorte von Gevatter Tod im jeweiligen Abschnitt. Leider bietet uns die Karte nur einen groben Überblick über die einzelnen Welten und keine detaillierten Aufzeichnungen wie z.B. bei Metroid. Hat Nin die ersten vier Levelbosse geplättet, geht's zum finalen Bosskampf. Zuvor muss er aber noch 4 anspruchsvolle Trials abschliessen, bevor der Obermotz in die Mangel genommen wird.
Hat man das Spiel nach ca. 6 Stunden durch, kann man im New Game Plus mit sämtlichen erspielten Skills eine leicht abgeänderte Variante des ersten Durchgang wagen.
Fazit:
Selbst mit meinen 12 Dioptrien Kurzsichtigkeit erkenne ich gleich die Inspirationsquelle von Imp of the Sun. Platzhirsch Ori stand mehr als nur Pate für Nins Abenteuer, denn der kleine Imp könnte glatt Wegs der verlorene Bruder sein. Selbst die Animationen und Skills sind sich ähnlich. Dennoch erreicht Imp of the Sun nicht ganz die Brillanz des Microsoft Blockbusters. Leider fand ich Nins Kampffähigkeiten ein bisschen fade. Bis auf die anspruchsvollen Levelbosse sind die Standardgegner mit simplem Buttonmashing leicht zu erledigen. Technisch läuft das Game auf der Switch einwandfrei. Farbenfrohe Grafik und stimmungsvolle Sounduntermalung begleiten uns auf Nins Reise und auch das Gameplay macht die paar Stunden Spass. Nur bietet Imp of the Sun absolut nichts neues und macht in keinem Bereich etwas besser, als sein Vorbild. Und ich schaue in Sachen Metroidvania ein bisschen kritisch in die Zukunft. Zwar erwarten uns dieses Jahr knapp 12 neue Vertreter aus dem Genre, doch Alleinstellungmerkmale und besonders kreative, neue Spielelemente sind eine Seltenheit. So bleibt auch bei Imp of the Sun bis auf die exzellenten Bossfights nicht viel hängen.
Wir haben Imp of the Sun auf Nintendo Switch getestet, ist aber auch für den PC erhältlich (jeweils als Digital Version - no retail). Das Test-Muster stammt von Sunwolf Entertainment, wofür wir uns herzlich bedanken.
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