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The(G)net Review: ICO

Autorenbild: Sascha BöhmeSascha Böhme

Es gibt Spiele, die schon Monate vor ihrem Erscheinen hochgejubelt werden und dann viele enttäuschen. Ganz selten gibt es jedoch Spiele, die ohne Werbung und Trara auf den Markt kommen und nur durch ihre Genialität für Aufsehen sorgen. ICO zählt definitiv zu der letzteren Gruppe.


ICO PS2 Classics Test, Review, Testbericht.

Jeder Vater ist stolz auf seinen neugeborenen Sohn. Einmal pro Generation wird aber ein Junge geboren, dem zwei Hörner aus dem Kopf wachsen. So geschieht es auch beim Jungen Ico. Wegen den Hörnern soll er jedoch an seinem zwölften Geburtstag (als seine Hörner ausgewachsen waren), geopfert werden, um die bösen Geister vom Dorf fernzuhalten. Reiter holen Ico früh am Morgen ab und reiten mit ihm durch den Wald, bis sie zu einer gigantischen Ruine kommen. An der Wand stehen reihenweise Steinsärge. Ein Reiter öffnet einen davon, setzt den verängstigten Jungen rein und versiegelt den Sarg für alle Zeiten. Das Schicksal meint es jedoch gut, so dass Ico’s Sarg aus der Wand geschleudert und Ico dabei wieder befreit wird. Ab diesem Zeitpunkt beginnt das wohl faszinierendste Abenteuer, das Videospieler bisher erleben durften.


Ihr übernehmt die Kontrolle über Ico und tätigt eure ersten Schritte im riesigen Schloss. Kurze Zeit später gelingt euch die Befreiung von Yorda, der Tochter der bösen Königin, die die Ruinen beherrscht. Die Prinzessin, die nicht Ico’s Sprache spricht, begleitet euch ab diesem Zeitpunkt bei der Flucht durch die Ruinen, um ihrer Mutter zu entfliehen.


In ICO gibt es weder ein Menü, noch einen Lebensbalken. Euer Ziel ist es, Yorda zu beschützen und mit ihr zusammen zu flüchten. Der Haken dabei ist, dass Yorda nicht alle Bewegungen von Ico beherrscht, dass sie manchmal verängstigt wegläuft und dass die Spirits (schwarze Nebelmonster) ab und zu angreifen und versuchen, Yorda in schwarze Löcher zu ziehen. Das daraus resultierende Spielerlebnis ist schlichtweg genial: Ihr könnt Yorda zu euch rufen, sie an die Hand nehmen, müsst sie jedoch etliche Male - vor einer Tür beispielsweise - stehen lassen, während ihr weite Umwege zurücklegt und etliche Rätsel löst, nur um einen Weg zu finden, der auch für Yorda zugänglich ist. Sobald Yorda abstürzt oder von den Spirits in deren Welt gezogen wird, heisst es für euch „Game Over“.


Während es bei vielen Games für Next-Gen Konsolen nur darum geht, alles grösser, schöner und mit mehr Videosequenzen zu gestalten, setzt ICO auf pures Gameplay. Die gesamte Story wird mit einigen Sätzen erklärt, der Rest läuft „stumm“ ab. Was aber überhaupt nicht stört, denn die beiden Charaktere sprechen - dank tollen Animationen - durch ihre Handlungen und Bewegungen. Im Spiel hat es auch keine Musik. Die einzigen Geräusche sind der Wind, der Atem von Yorda und Ico, ihre Schritte, zwitschernde Vögel und raschelnde Blätter. Zusammen mit der phänomenalen Grafik, der unglaublichen Licht-, Schatten- und vorallem Tiefeneffekte, ergibt sich eine Atmosphäre, die fesselnder nicht sein könnte. Man fühlt sich regelrecht in Ico’s Haut versetzt und kann sich von diesem phänomenalen Erlebnis nicht mehr losreissen.


Dazu trägt auch die nahezu perfekte Kameraführung bei, die euch den vollen Durchblick zu jeder Zeit garantiert und nicht, wie in einigen andern 3d-Adventures, den ganzen Spielspass durch schlechte Sicht verdirbt. ICO ist nicht direkt in Levels unterteilt, sondern bietet verschiedene, thematisch unterschiedliche Abschnitte, die jedoch fliessend und realistisch ineinander übergehen, und man sich in einer fantastischen Welt aus einem Stück wähnt. Genauso fantastisch wie die Rätsel und das gesamte Leveldesign. Man sieht am Anfang des Games hoch auf die Spitze der gigantischen Ruinen und irgendwann im Laufe des Games steht man dort oben und blickt wiederum runter auf den Fleck, auf dem man am Anfang stand. Die bereits erwähnten Tiefeneffekte sind so verblüffend, dass man manchmal wirklich meint, hunderte von Metern über dem Boden an einer Klippe zu hängen.


Anders als bei den meisten Games machen die Kämpfe sehr wenig Spielzeit aus. Die Spirits, die die einzigen Gegner sind und in verschiedenen Variationen und Grössen vorkommen, sind die perfekten Gegner für ein solch märchenhaftes Spiel. Sie können sich überall materialisieren, existieren auf eine gewisse Weise, aber scheinen trotzdem mehr wie Traumwesen, und können überall in schwarze Löcher in ihre eigene Welt verschwinden. Weil kaum Gewicht auf Kämpfe gelegt wurde, gestalten sich diese auch sehr einfach: Mit einem Stock und später Schwerter, drischt ihr per 1-Button-Steuerung auf die Spirits ein, um eure zerbrechliche Begleiterin zu beschützen. Der Effekt der Kämpfe bleibt trotzdem nicht aus: Jedesmal, wenn ihr die Prinzessin knapp retten konntet, schliesst ihr sie mehr und mehr ins Herz und irgendwann hat man Angst, sie alleine zurückzulassen, weil die Spirits überall auftauchen könnten. Es entsteht eine sehr intensive Bindung, Beschützerinstikt eben!


Ausser Kämpfen beherrscht Ico so ziemlich alle Bewegungen, die man bisher kennt: Er klettert, springt, hangelt, schwingt an Ketten, legt Schalter um, schwimmt und verschiebt Kisten. Während den kurzweiligen acht Stunden Spielzeit öffnet sich auf eurem TV ein Tor zu einer anderen Welt. Acht Stunden sind nicht zu kurz, weil das Game zum Glück nicht künstlich gestreckt wurde und in diesen acht Stunden ein wahres Feuerwerk an Gameplay, Innovation und Spielwitz abgebrannt wird.


Fazit:

Ich kann mich kurz fassen: Das neue Sony-interne Team rund um Fumito Ueda hat mit ihrem Erstlingswerk (!) einen Meilenstein und die Referenz für fantastische 3D-Abenteuer geschaffen. Jeder, der dieses Game verpasst, ist selbst schuld! 


ICO PS2 Classics Test, Review, Testbericht.

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