Habt ihr euch jemals gewünscht, dass Gears of War ein halb-kooperativer Dungeon Crawler wäre? Nein? Grossartig, das ist nämlich eine zimlich dämliche Idee. Dennoch greifen die Entwickler inXile genau diese Idee in Hunted The Demon's Forge auf.
Hunted ist, kurz gesagt ein Mix aus Gears of War und einem halbherzigen RPG/Action-Adventure. Ihr spielt entweder als Haudrauf-Barbare Caddoc oder als die leichtbekleidete Elfe E'lara. Caddoc ist ein Panzer und genau das, was man von einem Typen erwartet, dessen Name in keltisch 'Kampf' bedeutet. Die zierliche E'lara setzt auf Pfeil und Bogen und ist genau das, was man von einer Elfe erwartet, die ein Apostroph in ihrem Namen hat. Beide sind mit Nah- und Fernkampf-Waffen ausgerüstet, jedoch eignet sich Caddoc logischweise hauptsächlich für Kämpfe mit Tuchfühlung. Seine Armbrust hat praktisch keine Wirkung. Umgekehrt sind E'laras Schwertattacken nicht wirklich zu gebrauchen.
Gekämpft wird mit X und Y, wobei X ein leichter und Y ein deftiger Schlag ist. Mit dem L-Trigger versteckt ihr euch hinter eurem Schild. Mit dem R-Trigger wird gezaubert. Caddoc und E'lara haben beide 6 Kampfmagien im Repertoire, wobei jedoch 3 jeweils identisch für beide sind. Eispfeile, Wirbelsturm oder Blitzangriffe lassen sich via Digipad auswählen, jedoch müsst ihr euch die effektgeladenen Zaubereien erst einmal verdienen. Dazu kommt ein mehr oder weniger funktionierendes Cover-System, was auch den genannten Gears of War-Touch ausmacht.
Als Erfahrungspunkte dienen in Hunted Kristalle, die ihr überall in den Levels entweder als Ganzes oder als Bruchstücke findet. Mit diesen Kristallen verstärkt ihr via einfachem Talentbaum eure Fähigkeiten und Zaubersprüche.
Wie ihr euch vorstellen könnt, zeugen die Kämpfe in Hunted mit solchen Grundlagen nicht gerade von Spieltiefe. Eigentlich sind sie eher langweilig und stellenweise gar frustrierend. Nichts davon ist wirklich neu. Andere Spiele haben all das bereits schon einmal gemacht, die meisten davon besser. Stellt euch einfach Gears mit laschen Wummen vor. Gegen Ende der rund 8-10 Stunden langen Kampagne wird Hunted besser, dann nämlich, wenn man seine Equipment ordentlich gepimpt hat. Die Spiel+ Option ermöglicht euch einen zweiten Durchgang mit besserer Ausrüstung. Doch irgendwie hat man dazu nur wenig Bock. Da helfen auch die zwei verschiedenen Enden nicht, die das Spiel zu bieten hat.
Während das Charakterdesign in meinen Augen noch in Ordnung geht, fallen die Figuren selber aber bestenfalls uninteressant aus. Wer sind sie? Warum kämpfen sie? Fragen, die in einem Action-Adventure beantwortet werden wollen, schliesslich soll man sich als Spieler mit den Helden identifizieren. Am meisten nervte mich das dauernde Geblabber. Ständig müssen die beiden irgend einen unlustigen Senf zu den Geschehnissen auf dem Bildschirm abgeben. Sogar wenn ich wieder einmal in einer der tausend 'versteckten' Kisten Gold finde. Einiges davon soll wohl lustig sein, ist es aber leider nicht, schon gar nicht auf Deutsch. Und die englische Tonspur fehlt natürlich in meiner PAL Version, na toll! Und warum muss ich jedesmal einen Knopf drücken, wenn ich Gold aufsammeln will?
Hunted kann zu zweit kooperativ und wahlweise im Splitscreen oder über Xbox LIVE gespielt werden. Zugegeben, ein Pluspunkt! Der KoOp-Aspekt wird aber nur sehr selten ausgereizt. Puzzles in denen sich die Spieler gegenseitig helfen müssen oder andere Wege beschreiten gibt es so gut wie keine. Spielt man solo, kann man zwischen Caddoc und E'lara umschalten, allerdings nur an speziell dafür vorgesehenen Kristall-Shrinen. Eine weitere designtechnische Fehlentscheidung.
Grafisch bietet Hunted die ganze Bandbreite, von herrlich bis schrecklich, wobei letzteres überwiegt. Das Spiel ist sehr dunkel und kontrastarm. Der ständige willentliche Farbtonwechsel der Unreal-Engine irritiert. In manchen Höhlen ist es praktisch völlig dunkel. Will man eine Fackel tragen, muss man sein Schwert dafür abgeben. Also tappe ich lieber im Dunkeln, als mein Level 30 Dämonenfeuer-Schwert für eine popelige Fackel herzugeben. Wer denkt sich denn sowas aus? Dazu kommt, dass Hunted an einigen Stellen bekannte Genrekonventionen komplett über den Haufen schmeisst. Wände mit denen man interagieren soll, heben sich nicht von der Hintergrundgrafik ab. Nur wenn ich 2mm davor stehe merke ich dank eingeblendetem Button, dass ich hier was zu tun habe. Das sorgt für manchen Hänger und Frust.
Das Leveldesign in linear und uninspiriert. Lauf vorwärts, töte ein paar Feinde, lauf vorwärts und suche einen Ort, wo Du den B Button drücken kannst, um eine Tür zu öffnen oder durch ein Loch zu schlüpfen. Lauf vorwärts, töte ein paar Feinde, löse ein idiotensicheres Puzzle und drücke B. Ihr kriegt zwar 'Quests', das sind aber immer Aufgaben wie 'Töte diesen oder jeden' oder 'sprenge irgendwas in die Luft'. Das zuvor erwähnte Cover-System funktioniert auch mehr schlecht als recht. Über hüfthohe Hindernisse darf man beispielweise nicht überall klettern und in Deckung gehen funktioniert auch nicht überall.
Fazit:
Hunted The Demon's Forge ist ein recht trostloses, monotones Höhlen-Gekloppe geworden, das sich höchstens durch seine überdurchschnittliche Länge (für ein Action-Spiel) auszeichnet. Die Grafik ist charakterlos und viel zu dunkel, das Level-Design uninspiriert und extrem linear. Trotzdem wird das Spiel seine Fans finden, da bin ich mir fast sicher. Es ist kein kompletter Reinfall, speziell nicht, wenn ihr auf hirnlose Actionspiele steht und euch nicht länger als 45 Minuten pro Tag damit beschäftigt. Schraubt ihr eure Erwartungen runter und sucht ihr nach einem kurzen Gemetzel für Zwischendurch, könnte Hunted durchaus etwas für euch sein.
Comments