Sechs Jahre nach dem letzten Teil der Hitman-Serie bringt IO Interactive endlich den lang ersehnten Nachfolger. Ob der neuste Teil des glatzköpfigen Assassinen mit roter Krawatte überzeugen kann, erfahrt ihr in unserem Test.
Fangen wir doch gleich mit der Story an: Die ist schnell erzählt und über das ganze Spiel gesehen (leider) auch zweitranging. Die „Agency“, euer Auftraggeber, will, dass ihr eine ehemalige Verbündete namens Diana, in ihrer Villa tötet. Dies ist sogleich auch eure erste Mission. Nachdem ihr den Auftrag erfüllt habt flüstert euch das sterbende Opfer zu, dass ihr auf ein geheimnisvolles Mädchen aufpassen sollt. Da Agent 47 selbstverständlich ein Herz für Kinder hat, nimmt er das Mädchen unter seine Obhut. Während seiner Abwesenheit aufgrund eines Einsatzes, wird das junge Ding natürlich entführt. Ab jetzt versucht Agent 47 von Mission zu Mission das Mädchen von den Bösen Buben zurück zu holen. Wieso der finstere Agent jetzt plötzlich den rettenden weissen Ritter spielt und wieso genau ihr die Dame töten musstet, wird nie genau erklärt. Zum Glück aber ist die Story auch nur sekundär, weil vom ersten Moment an wir der Spieler in die stimmungsvollen Levels mit einem durch und durch perfekten Soundtrack abgeholt.
Die Zwischensequenzen am Anfang der Missionen geben euch einen Eindruck über die Zielperson die es auszuschalten gibt. Wie genau ihr dabei vorgeht, ist euch überlassen. Hitman: Absolution ist auf verschiedene Weisen spielbar, obwohl die Entwickler grundsätzlich die „Schleich-Taktik“ fördern. Falls ihr euch aber lieber durch die Levels ballert und jeden der euch im Weg steht niederstrecken wollt, so könnt ihr die natürlich auch tun.Jedenfalls gibt es viele Möglichkeiten ans Ziel zu kommen und dies bezieht sich in zweierlei Hinsicht. Zum einen gibt es mehrere Wege von A nach B zu gelangen. Je nach Entscheid, müsst ihr auch anders vorgehen. Wer den offensichtlichen Weg nimmt, braucht oft eine Verkleidung. Wieso sich also nicht als Handwerker verkleiden um an den Wachen vorbei zu kommen? Aber aufgepasst, Gleichgesinnte werden euch erkennen und somit müsst ihr versuchen den anderen Arbeitern aus dem Wege zu gehen. Der andere Aspekt ist, wie ihr eure Gegner eliminiert. Die Optionen sind vielseitig. Agent 47 hat ein grosses Arsenal an Waffen und Gadgets die er bereits selber mitbringt. Die altbekannte Klavierseite inklusive. Zusätzliche sind die Missionen mit unzähligen, tödlichen Gegenständen ausgestattet. Diese reichen von einer Axt, Baseballschläger, Messer bis hin zu Benzinkanistern. Bei genauerem Hinschauen entdeckt der Spieler auch noch andere Alternativen um die Bösewichte zu beseitigen. Den Gasherd aufdrehen, Die Auto-Hebemaschine in einem günstigen Moment betätigen, Mahlzeiten vergiften usw. Dies sind eher die etwas aufwändigeren Methoden, weil oft eine Kombination von Massnahmen nötig ist. Dafür ist es im Endeffekt umso befriedigender wenn’s dann geklappt hat.
Im Verlauf der Missionen wird es immer wieder vorkommen, dass ihr entdeckt werdet. Aber das muss nicht das Ende bedeuten. In erster Linie sind die NPC’s misstrauisch und stellen euch zur Rede. In so einem Moment ist es am besten wenn ihr untertauchen könnt. Wenn nicht, eilen Polizisten, Securities oder Wächter herbei und wollen euch festnehmen. Es bleibt euch die Wahl durch einen Knopfdruck den Angreifer als Geisel zu nehmen. Hat euch niemand sonst gesehen, könnt ihr der Widersacher ausknocken und verstecken. Sind andere Personen in der Nähe die euch gesehen haben, stehen bald mehrere bewaffneter Männer um Euch herum. Um solche Situationen präventiv zu vermeiden hilft euch der Instinkt Modus. Dieser kann durch Knopfdruck aktiviert werden um relevante Gegenstände sowie Gegner durch Mauern zu sehen. Er hilft euch auch Personen zu passieren, die euch nicht als gleichgesinnten mit eurer Verkleidung wahrnehmen. Allerdings ist dieser Modus je nach Schwierigkeitsgrad nicht unendlich lange anwählbar.
Das Spiel kann in fünf verschiedenen Schwierigkeitsgraden gespielt werden. Wobei beim schwersten Grad, Purist, gar keine Hilfen oder Speicherpunkte vorhanden sind. Generell müssen Speicherpunkte in den Missionen aktiviert werden. Wer einen Einsatz absolvieren will, ohne gesehen zu werden und minimale Gewalt anwenden will, kommt fast nicht drum herum die Mission zuerst zu erkunden, um dann den optimalen Zeitpunkt für die Aktivierung des Checkpoints herauszufinden. Kleiner Tipp von mir: Bevor ihr den letzten Checkpoint neu ladet, weil z.B. eure Tarnung aufgeflogen ist, rennt in die Richtung in die ihr ursprünglich gehen wolltet. Somit habt ihr schon mal ein Bild was euch als nächstes erwartet und ihr könnt schon mal die nächste Deckung bestimmen. Das Bekanntheits-System aus Blood Money mit den Zeitungsartikeln nach jeder Mission fiel völlig dem Rotstift zum Opfer.
Waffen- und Kostüm-Freischaltungen und Upgrades gibt es noch, jedoch bleiben diese dem Mehrspielermodus „Contracts“/„Aufträge“ vorbehalten und haben keinen Einfluss auf den Einzelspieler-Part. In diesem Modus geht darum, die Story Missionen neu zu erfinden. So könnt ihr in der Erstellung eines Auftrages bis zu drei Zielperson(en) frei bestimmen die es auszuschalten gibt. Auch wie diese eliminiert werden sollen, ist euch überlassen. Es gilt einzig, dass der Auftrag erst nach eigener Durchführung für andere Spieler freigeschaltet wird. Dann gilt es für die anderen Spieler den Auftrag mit der vorgegebenen Ausrüstung und Einschränkungen zu erreichen oder gar zu überbieten. Dafür gibt es Geld, mit welchem ihr wiederum Waffenupgrades oder andere Gadgets kaufen könnt.
Die Grafik in Hitman: Absolution ist sehr überzeugend. Die Missionen sind sehr detailreich ausgestattet und die KI der NPC‘s bringen die Spielwelt zum Leben. Die Untermalung des Soundtracks zum aktuellen Geschehen ist perfekt und erhöht die Spannung. Die Schauplätze sind abwechslungsreich, auch wenn ab und zu etwas klein geraten. Die Möglichkeit die Aufträge aber in einer anderen Form zu absolvieren, erhöht den Wiederspielwert.
Fazit:
Der neuste Ableger der Hitman-Serie hat mich überzeugt. Spieler die gerne tüfteln und geduldig sind kommen vollends auf ihre Kosten. Wer sich einfach durchballern will verpasst viele interessante Momente, die Hitman: Absolution so gut machen. IO Interactive hat nach langer Entwicklungszeit einen guten Nachfolger entwickelt und ich bin gespannt, wie es mit dem Mann im schwarzen Anzug weitergeht.
Comments