Nach 'Soldier of Fortune Payback' liefert Cauldron gleich noch einen Egoshooter ab. Obwohl es sich dabei um einen Weltkriegs-Shooter handelt, ist das Szenario des Spiels wenig ausgelutscht. In Battle for the Pacific kämpft ihr ausnahmsweise nicht gegen Nazis in der Normandie, sondern gegen die nicht minder gefährlichen Japaner auf einzelnen Inseln im pazifischen Ozean.
Wer sich in die richtige Stimmung für 'History Channel: Battle for the Pacific' bringen will, kann sich Filme wie 'Flags of our Fathers', 'Letters from Iwo Jima' oder 'Thin Red Line' rein ziehen. Alles beeindruckende Meisterwerke, die den Pazifik-Krieg realistisch und aus verschiedenen Blickwinkeln zeigen. Cauldron und Activision inszenieren die virtuelle Geschichtsstunde optisch zumindest ebenso opulent. Dies dank tatkräftiger Unterstützung von Treyarch, die sich bekanntlich für Call of Duty 3 Big Red One und Call of Duty 3 verantwortlich zeichnen.
Neben der Grafik gibt es leider nicht viel erfreuliches. In der (äusserst kurzen) Singleplayer Kampagne nehmt ihr als namen- und gesichtsloser GI an historischen Schlachten in Guadalcanal, auf Wake Island, bei Henderson Field, und schliesslich auf Iwo Jima teil. Die Schlacht von Iwo Jima, die 1945 - also am Ende des Krieges - stattfand und in nur einem Monat etwa 21.000 Japanern und etwa 7.000 Amerikanern das Leben kostete, bildet dabei den Höhepunkt Spiels. Am Ende kommt ihr gerade noch rechtzeitig, um das berühmte Hissen der Ersatzflagge mitzuerleben. Im Multiplayer-Modus dürft ihr nicht nur als GI, sondern auch als Japaner zum Bajonett greifen. Battle of the Pacific bietet Deathmatch, Team Deathmatch, CtF, Elimination und Team Elimination Modi. Nichts Neues an der Front. Erfrischend ist allerdings - im Single- wie im Multiplayer Mode - dass ihr neben bekannten amerikanischen Waffen auch auf weniger bekannte, japanische Knarren zurückgreift, wie z.B. die Nambu Offiziers-Pistole, die Typ-100 MP oder das Arisaka 38 mit Geradezugverschluss. Ausserdem dürft ihr in Luftabwehrgeschützen Platz nehmen und feindliche Kamikaze-Jäger vom Himmel pusten. Ein Spass für Gross und Klein.
Grafisch sieht Battle for the Pacific einem Call of Duty zum verwechseln ähnlich. Das liegt daran, dass Cauldron auf die Entwicklerbibliotheken und -Routinen von Activision/Treyarch zurückgreifen durfte. Das Spiel erschien international unter dem "Activision-Value" Label - die Budget Abteilung von Activision. Warum dies bei uns in der Schweiz nicht der Fall ist, und wir den Vollpreis berappen müssen, wissen und verstehen wir nicht. Wir verstehen es vor allem nicht, weil die Qualität des Spiels neben der Grafik nur noch "Budget" schreit. Bugs, Ruckler, Abstürze und asynchrone Vertonung sind keine Seltenheit sondern eher Standard. Fast könnte man meinen, man habe es mit einer frühen Beta-Version zu tun. Für so ein Produkt knapp 100 Franken zu verlangen, ist schlicht und ergreifend eine Frechheit. Das soll nicht heissen, dass man mit dem Titel keinen Spass haben kann.
Die Singleplayer Kampagne bietet einige erinnerungswürdige Momente. Jede Mission wird genreüblich mit original Filmen aus dem 2. Weltkrieg eingeführt. Diese Aufnahmen stammen aus den Archiven des History Channels, sind also historisch wertvoll und korrekt. Spieler, die sich für den zweiten Weltkrieg oder für Kriegs-Egoshooter begeistern können, werden mit dem Spiel sicher die eine oder andere vergnügliche Stunde verbringen (und ein paar einfache Achievements freischalten). Neben einem Call of Duty (egal welcher Teil) gewinnt Battle for the Pacific jedoch keinen Blumenstrauss. Die Inszenierung ist hanebüchen, das Missions-Design verwirrend und ultra-linear. Selbst kleinere Exkursionen in die grüne Flora und Fauna des optisch schönen Dschungels wird mit militärischer Härte bestraft, weil als Ungehorsam eingestuft. Es folgt ein Game Over. Dem Spieler wird zu jederzeit ein höherer Offizier vorgesetzt, der jegliche Abenteuerlust im Keim erstickt, weil er peinlich genau darauf achtet, dass man eben nur das tut, was verlangt wird, nicht mehr und nicht weniger. Warum darf ich mir die Grafik nicht mal genauer ansehen, schliesslich ist das das Einzige, was an diesem Spiel richtig gut ist! Solche Patzer, die bereits erwähnten Unschönheiten, die durch die Qualitätskontrolle geschlüpft sind und der hohe Preis machen History Channel: Battle for the Pacific leider nur wenig attraktiv.
Fazit:
Wenn selbst ich als Egoshooter-Maniac und 2. Weltkriegs-Junky die Nase rümpfe, dann soll das was heissen. Normalerweise begeistere ich mich ziemlich schnell für Spiele (und Filme) aus dieser Epoche. Was uns Cauldron und Activision hier vorsetzen, ist aber einfach nur bedauerlich. Ich wollte dieses Spiel lieben. Der Pazifik-Krieg ist ein noch wenig ausgelutschter Background für einen WW2-Shooter. Der Titel kränkelt aber an allen Ecken und Enden und als Spiele-Tester kann und darf man sowas einfach nicht durch lassen. Schliesslich bekommt ihr als Spieler eure Games nicht wie wir kostenlos zur Verfügung gestellt. Als Gratis-Spiel (oder eben Budget-Titel im Preis-Range von ca. 40.- Franken) hätte Battle for the Pacific durchaus seine Daseinsberechtigung. Aber so: No Way! Vergessen wir diesen Fehltritt und freuen wir uns auf Hell's Highway...
Comments