"Lord of the Rings"; ein grosser Name. Wie gross der Name noch ist, wenn er auf einer Videospiele-Verpackung steht, bleibt allerdings abzuwarten. Die bisherigen Umsetzungen waren zwar alle ganz passabel – mehr aber auch nicht.
Gleich vornweg: Der Krieg im Norden hat ein nicht unwesentliches Problem. Um genau zu sein, sogar mehrere. Das Setting vom Herrn der Ringe brauche ich hier hoffentlich keinem im Detail zu erklären. Nur so viel dazu: Es gibt Unmengen an Orks, denen wir als Zauber-Elfe, Kampf-Zwerg oder Jäger-Mensch auf die Pelle rücken. Wieder zurück zum ersten Problem: In diesem Herbst und Winter verbringen wir bereits unzählige Stunden im famosen Dark Souls und werden uns schon sehr bald aufmachen, die gewaltige Welt Skyrims zu entdecken. Wer hat denn da noch Zeit, sich um die Orks des Tolkien Universums zu kümmern, ganz zu schweigen von der Lust dazu?
Mögliche Käufer für das erste „Herr der Ringe“ Spiel (dies ist seit längerem so) sind somit ausschliesslich Fans der Vorlage sowie Freunde von kooperativen Spielen. Erstere freuen sich über eine komplett losgelöste Geschichte: Zwar spielt der Krieg im Norden zur selben Zeit wie die Film-Trilogie, aber uns erwartet ein bisher unbekannter Oberbösewicht. Jener macht aber schlussendlich nicht viel anders als sein Meister Sauron – er schickt uns Orks auf die Pelle; und davon nicht zu wenige. Zusätzlich begegnen wir im Verlauf des Spiels weiteren bekannten Gesichtern, um nicht zu vergessen, dass wir uns in der Tolkien-Welt bewegen.
Die Zweiteren besonders und auch die restlichen Herr der Ringe Spieler erfreuen sich über einen Multiplayer-Modus, den zumindest die beiden Konkurrenztitel in dieser Form nicht aufweisen. Zu dritt hackt es sich gleich viel besser durch die Gegnerhorden. Leider auch deswegen, weil wir ebenfalls im Trio unterwegs sind, wenn keine menschlichen Begleiter aufgetrieben wurden. Die KI macht ihre Sache zwar ordentlich, doch der Spassfaktor leidet dennoch merklich. Die CPU-Unterstützung schaut ganz gut für sich selbst, auch ohne unser Zutun.
Das Spielprinzip beruht auf dem Ausradieren von sich leider oft wiederholenden Gegnermassen. Dadurch kriegen wir immer wieder die Möglichkeit, unsere Waffen aufzuwerten. So gewinnen die unzähligen Schlachten an Unterhaltungswert, werden aber auch so nicht zu dem Epos, woran man sich noch Jahre später erinnern möchte. Das liegt zudem daran, dass die Charaktere äusserst flach ausgearbeitet sind und kaum ein Spannungsbogen in die Geschichte gepackt wurde. Interessante Gespräche suchen wir derweil vergebens, genau wie die Sorge, um die Charaktere – diese sind uns durchgehend egal.
Weniger egal sind die nicht immer idealen Rücksetzpunkte im Falle eines Todes. Auch nicht ganz verständlich: Wieso können wir im Spiel nicht zwischen den drei Recken nach Belieben hin und her schalten? Das hätte besser gelöst werden können. So hätte das kaum spannende weil sich stetig wiederholende Schlachtengetümmel wenigstens durch einen Charakterwechsel zu mehr Begeisterung geführt. Was bleibt ist ein von Sammel- und Aufwertungswut getriebenes Action-RPG, das insbesondere im Multiplayer-Modus punktet.
Fazit:
'Bessere Durchschnittskost' umschreibt den Krieg im Norden trefflich. Leider reicht dieser Status im aktuellen Jahr nur Fans des Settings, um das vorzeitige Weihnachtsgeld dafür liegen zu lassen. Entdecker spielen Skyrim und die Liebhaber von beinharter Rollenspielkost sind schon längst mit Demon’s Souls Nachfolger unterwegs. Habt ihr willige Mitspieler zur Hand und seid der Tolkien-Welt noch nicht überdrüssig, lohnt sich ein Blick aber allemal. Etwas Neues sollte man jedoch nicht erwarten und das repetitive Gameplay wird kaum zum nächtelangen Dauerspielen verlocken. Das wiederum kann bei der gegenwärtigen Spieleflut schon fast wieder als Vorteil gewertet werden…
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