Denkt man an Games unter Sonys Schirmherrschaft, dann sind das in erster Linie cineastische Blockbuster für Einzelspieler. Helldivers 2 von Arrowhead Game Studios pfeift auf diese bewährte Formel und trumpft trotzdem mit einem bombastischen Endergebnis auf. Wir haben uns mit den Füssen voran in die Hölle gestürzt, wieder und wieder und wieder, denn das Suchtpotenzial kann gefährlich werden!
Eine grosse Storyline gibt es nicht, dafür ein sehr amüsantes Intro. In der Zukunft steht es um die Über-Erde nicht so gut. Die Menschheit ist im ganzen Universum von blutrünstigen Feinden umzingelt. Auf der einen Seite die Automatons. Roboter mit grosser Feuerkraft und riesigen, metallischen Konstrukten, die für Verwüstung sorgen. Auf der anderen Seite der Sternkarte sind die Terminiden im Anmarsch. Diese übergrossen Käfer scheinen in endlosen Wellen aus ihren Löchern zu kriechen und werfen sich ohne Zurückhaltung in den Kampf. Zum Glück haben die Menschen die Helldiver, eine Elite-Einheit von Super-Soldaten. Sie stürzen sich in ihren Pods in jede noch so heisse Kampfzone, ausgerüstet mit dem besten Arsenal und heftiger Feuerunterstützung ihrer massiven Sternkreuzer im Orbit.
Die Geschichte entsteht aus dem Gameplay und nicht durch seitenweise Lore, Dialogen oder Zwischensequenzen. Die Missionen, die Schlachtfeldkameradschaften, die adrenalintreibenden Gefechte, die man auf fremden Planeten austrägt, sie alle schreiben die "Story". Es gibt auch noch eine weitere Ebene, auf der es um den galaktischen Krieg geht. Helldivers 2 kann ausschliesslich online gespielt werden, selbst wenn man nur solo in den Kampf zieht. Das bedeutet, dass jedes Match Einfluss auf den weiteren, intergalaktischen Kriegsverlauf hat. Siege schwingen das Pendel in unsere Richtung und sollten wir scheitern, gewinnen die Gegner an Boden. Einen spürbaren Einfluss auf das globale Geschehen haben die einzelnen Sessions nicht. Trotzdem bekommt man schon nach den ersten Erfolgen oder Niederlagen das Gefühl, ein Teil dieser unaufhaltsamen, immer weiter marschierenden Kriegsmaschinerie zu sein. Wer sich mehr Anleitung oder Struktur wünscht, wird davon alles in allem aber nichts finden.
Auf der galaktischen Karte wählt man eine Mission und einen Schwierigkeitsgrad aus. Man kann zwar wie erwähnt alleine spielen, gemacht ist das Spiel aber für kooperativen Spielspass für bis zu vier Spieler. Dabei können PlayStation und PC dank Crossplay zusammen spielen. Zwar macht es mit Freunden und Voice Chat am meisten Spass, aber meine Erfahrungen mit zufälligen Kameraden per Matchmaking sind durchwegs positiv. Mitspieler unterstützen sich gegenseitig, markieren wichtige Punkte von Interesse auf der Karte und verhalten sich (zumindest nicht absichtlich) antagonistisch oder unfreundlich.
An dieser Stelle muss ich (leider) die seit dem Release bestehenden Serverprobleme ansprechen. Helldivers 2 feiert, absolut verdient, einen grösseren Erfolg, als Publisher Sony oder die Entwickler vermutlich erwartet hätten. Deshalb passiert es immer wieder, dass die Server komplett voll sind oder Online-Spiele wegen Verbindungsproblemen abgebrochen werden. Auch mussten Arrowhead für einen kurzen Moment sogar das Matchmaking deaktivieren. All dies werfe ich ihnen aber nicht vor. Sie beweisen aktuell Tag für Tag, wie viel ihnen die Community bedeutet und arbeiten mit Hochdruck an stabileren Games und Patches. Ich muss das aber erwähnen, weil sich die Probleme nicht nur auf einen einzelnen Tag beschränkten und unseren Test einschränkten. Ich bin jedoch zu 100% überzeugt, dass schon in wenigen Wochen ein reibungsloser Ablauf zur Tagesordnung gehören wird.
Der Fokus bei Helldivers 2 liegt auf dem Gameplay und das rockt auf ganzer Linie. Im Gegensatz zum Vorgänger haben wir es hier mit einem waschechten 3rd-Person Shooter mit optionaler First-Person Ansicht zu tun. Im Vergleich zu Genrekollegen ist Helldivers 2 erbarmungslos hart. Rest-Munition nicht komplett leer geschossener Magazine geht beim Nachladen verloren. Friendly Fire ist immer aktiv, was besonders bei pausenlos feuernden, automatischen Geschützen und Air-Strikes fatal sein kann. Im Stehen oder Laufen zu schiessen ist brutal ungenau, besonders auf weite Distanzen. Schwere Gewehre und Werfer können nicht während der Bewegung nachgeladen werden und ohne Unterstützung von einem weiteren Spieler dauert der Vorgang in der Hitze des Gefechts anstrengend lang. Und all das ist verdammt gut so! Es macht das Gameplay extrem immersiv. Gezieltes Teamwork ist zwar nur auf den höheren der 8 Schwierigkeitsgraden zwingend notwendig, fühlt sich jedoch zu jedem Moment unbeschreiblich befriedigend an. Es ist kaum in Worte zu fassen wie cool es ist, mit einem Raketenwerfer riesige Bugs in die Luft zu jagen, während ein Freund einem permanent neue Munition nachlädt.
Neben den Hauptzielen in den Missionen gibt es auf jedem Planeten in der Regel noch viel Spielraum zur Erkundung. Wer nicht nur direkt zum Primärziel läuft, findet mehr Vorräte, die für den Sieg sorgen können, und auch wertvolle Ressourcen, um permanente Verbesserungen freizuschalten. Der Einsatz von normalen Feuerwaffen fühlt sich wuchtig an. Mit einer Schrotflinte und von zig Käfern umringt, wild herum zu schiessen, ist genauso exzellent wie gezielt mit Einzelschüssen aus liegender Position Robotern die Rüben wegzuballern. Genauso wichtig wie die Schiesseisen ist die Taktikausrüstung. Auf jeder Mission können mehrere davon mitgenommen werden und wer sie einsetzen will, muss, ganz à la Prügelspiel, eine kurze Kombination an Richtungsangaben eingeben, um sie nutzen zu können. Ein weiterer unglaublich cooler Kniff. Ist alles ruhig, kann man ganz locker aufs D-Pad wechseln und sich Unterstützung rufen. Vom Gegner umzingelt und mit Explosionen in nächster Nähe? Da wird das schon schwieriger. Per Pod darf man getötete Mitspieler wieder ins Spiel rufen, Munitions- und Granatevorräte aufstocken oder schwere Waffen wie Mörser oder Raketen-Werfer einpacken. Richtig explosiv ist jedoch die Feuerunterstützung unserer Sternkreuzer im tiefen Orbit. Gatlingbeschuss, massive Bomben oder Napalmteppiche können das Blatt im richtigen Moment und innert Sekunden wenden. Diese Unterstützung anzufordern und damit Gegner einzuäschern ist ein weiteres Element, was Helldivers 2 extrem cineastisch und so "cool" macht. Zwischen den Missionen kann man in seinem eigenen Kreuzer, der Lobby, neue Taktikausrüstung freischalten oder das Schiff selbst verbessern, wodurch man die Ausrüstungen öfter oder mit weniger Cooldown einsetzen kann. Alle System greifen elegant ineinander, wodurch langer Spielspass garantiert ist.
Als GaaS-Titel gibt es ausserdem noch mehrere Ingame-Shops, in die man echtes Geld oder Ingame-Währung investieren kann. Einerseits kann man mit Credits neue Cosmetics kaufen, um seinen Charakter zu individualisieren. Man kann die Währung aber auch im Spiel verdienen. Andererseits gibt es die so genannten Kriegsanleihen, was man gemeinhin als Battlepass bezeichnen würde. Je mehr man spielt, desto mehr Medaillen verdient man sich. Diese wiederum investiert man in die Kriegsanleihen, wodurch neue Waffen, Buffs oder Objekte zur Individualisierung wie kosmetische Rüstungen oder Emotes freigeschaltet werden. Erfreulich ist dabei, dass die Kriegsanleihen niemals verfallen. Wer sich Dinge aus dem Katalog, die zum Release zur Verfügung standen, später kaufen will, kann das auch in einem Jahr noch machen. Dadurch wird der Umfang immer grösser und grösser, ohne dass man etwas verpasst. Es ist, neben dem fantastischen Gameplay und dem intergalaktischen Krieg, auch einer der Hauptanreize, immer wieder zum Spiel zurückzukehren.
Technisch kann Helldivers 2 ebenfalls überzeugen. Neben der flüssigen Bildrate, bildschirmfüllenden Explosionen, endlosen Wellen an Gegnern und amüsanten Ragdoll-Einlagen, hat besonders auch der Soundtrack einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen. Ob in verregneten Dschungeln auf der Jagd nach Robotern oder auf Wüstenplaneten gegen die Bugs: die Musik untermalt das Gameplay immer passend. Atmosphärische Klänge wechseln sich mit absolut epischen Hymnen ab, was die vielen coolen Momente noch viel legendärer macht.
Fazit Fabrice:
Sobald Arrowhead und Sony die Serverprobleme, die seit dem Release für Unmut sorgen, komplett behoben hat, ist Helldivers 2 ein absoluter Hit! Selbst in dem Zustand, unter welchem dieses Review entstanden ist, war die Frustration nur vorhanden, weil ich einfach mehr spielen wollte und nicht konnte. Das Gameplay ist durchwegs exzellent. Es zeigt keine Gnade vor dem Spieler und wer Erfolg haben will, muss mit seinem Team bis zu einem gewissen Grad zusammen spielen. Der Einsatz der explosiven Taktikausrüstungen, gepaart mit dem flüssigen Gunplay wird jedem Actionfan ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Einzig wer mehr Story will oder an der Hand gehalten werden möchte, wird vielleicht nicht ganz so viel Freude haben. Allen anderen, die etwas mit dem Genre anfangen können, ist Helldivers 2 ans Herz zu legen!
Fazit Sascha:
Kennt ihr den Film Starship Troopers? Wenn nicht, müsst ihr euch den Streifen unbedingt reinziehen, denn es wird bereits nach wenigen Sekunden klar, woher Arrowhead ihre Inspiration hat. Die Aufmachung, der Pathos und gesellschaftskritische Sarkasmus, der Sound und die Atmosphäre, der Humor... glasklar, dass sowas bei mir als Fan des Verhoeven Films sofort einschlägt wie ein orbitaler Präzisionschlag! Und dabei mag ich doch eigentlich gar keine GaaS-Spiele, was ist da los? Nun, Arrowhead versteht einfach, was ein gutes Spiel ausmacht. Es ist der simple Ansatz, gepaart mit dem durchdachten Gameplay, der den wiederkehrenden Loop so spassig und lohnend macht. Etwas, das selbst grosse Studios scheinbar nicht mehr gebacken kriegen. Auch die Gradwanderung zwischen in-game Loot und Microtransactions passt hier wunderbar und nervt überhaupt nicht. So kann ich es kaum erwarten heute Abend mit meinem Freunden erneut in die Hölle zu springen um den Bugs (und "Terminatoren") die Demokratie näher zu bringen!
Helldivers 2 gibt's für den PC und die PlayStation 5. Wir haben uns das Spiel auf der PlayStation angesehen. Das Test-Muster stammt von Sony Interactive Entertainment, wofür wir uns herzlich bedanken!
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