Ein bisschen Glück hatten wir schon, denn Headhunter ist nun doch noch und nur als PAL-Version erschienen und wird in den Staaten und Japan nicht erhältlich sein. Schade eigentlich, dass diese Perle nur einigen wenigen, treuen Dreamcast-Fans vorenthalten bleibt.
Die Zukunft ist jetzt, und sie ist gefährlich. Vor allem, wenn du nicht weißt, wer du bist, wer deine Freunde und Feinde sind und vorallem warum.... Los Angeles, frühes 21. Jahrhundert. Bandenkriege und Gewaltverbrechen werden mit Mühe von einem fast faschistischen Regime unterdrückt. Die Medien unterliegen strenger Zensur, und vor den neuen Gesetzen wird alles und jeder an seinem Wert für den Staat gemessen. Straftäter werden durch „Chipping“ mit experimentellen Implantaten und Zwangsorganspende bestraft (Organ Donation), und ihre Körperteile werden dazu benutzt, das Leben gesetzestreuer Bürger zu verlängern. Hinter dem Krieg gegen die Kriminalität steht das AntiCrime Network (ACN), eine Elite-Streitkraft aus 'privaten Gesetzeshütern“.
Wie die Kopfgeldjäger in früheren Zeiten, so spüren auch die „Headhunters“ des ACN die meistgesuchten Verbrecher der Stadt auf, wo immer sie sich auch verstecken. Mit einer tödlichen Kombination aus Kampffertigkeit, Cleverness und allerneuesten High-Tech Waffen gebieten die Headhunter dem organisierten Verbrechen Einhalt. Aber als der Gründer des ACN (www.anticrimenetwork.com), ein Millionär, an seinem Schreibtisch ermodet wird, sieht es so aus, als habe die Unterwelt wieder die Oberhand. Ist sein Tod das Werk des Syndicate und seines mysteriösen kriminellen Oberhauptes 'Don Fulci'? Oder liegt die Wahrheit noch tiefer verborgen...? Der Plot der Story ist einzigartig und stammt aus der Feder der Akte-X Schöpfer, jedes weitere Wort ist überflüssig. Dass die Entwickler grosse Fans von Solid Snake und der Metal Gear Serie sind, merkt man dem Titel von der ersten Minute an. Headhunter ist sozusagen eine Dreiste Kopie, zumindest was das Gameplay und den Grafik-Stil angeht, was aber nicht heisst, dass es schlecht ist, im Gegenteil! Der Protagonist des Spiels - Jack Wade - kann ebenfalls Wänden entlang schleichen, Hechrollen vollführen, Stealth-Attacks anwenden, auf Kisten klettern oder diese verschieben und von einem grossen Waffenarsenal und High-Tech Equipment Gebrauch machen. Obwohl ihr wie in Metal Gear die einzelnen Missionen möglichst unentdeckt erledigen solltet, kommt die Action nicht zu kurz.
Ein Radar in der oberen Ecke des Bildschirms zeigt (wie in Metal Gear) die Routen, Standorte und Sichtrichtungen der Gegner. Das bekannte Schleich-Prinzip macht natürlich nach wie vor eine Menge Spass, zumal die Gegner 'intelligent' agieren, ihre Routen ständig ändern und nach einem Alarm kräftig nach euch suchen. Löst ihr diesen Alarm aus, d.h. wenn ihr von Kameras oder Gegnern entdeckt werdet, fällt auch der Radar aus, ihr könnt also nicht mehr erkennen von wo und wie viele Gegner im Anmarsch sind - eben wie in Metal Gear. Vor dem Einsatz wird der Heim-Agent aber erst in sogenannten „VR-Missions“ auf seine Tauglichkeit getestet. Je nach Abschluss hat man Zugriff auf mehr oder weniger durchschlagskräftige Waffen vom Headhunter Weapons Dispenser (C, B, A, AAA). Hat man seine Lizenz im Sack, schwingt man sich auf sein Bike und fährt in einem kleinen Mini-Race zum Einsatzpunkt. Während der Fahrt sammelt man Skill-Points, die für´s nächste Level der VR-Missionen benötigt werden, quasi als Credits für den Trainings-Computer. Das Szenario der Disk 1 - L.A. im frühen 21st Jahrhundert - wird dabei ziemlich life-like dargestellt, mit schönen Texturen, funktionierendem Verkehr, Ampeln und diversen Landmarks.
Leider ist die Steuerung des Motorrades etwas hakelig, daher ist die Rumfahrerei auch mehr Frust als Lust. Aber diese Rennspiel-Einlagen halten sich zum Glück in Grenzen, denn auf Disk 2 befinden wir uns auf einem Tanker auf hoher See (MGS2 ahoi!) und im Labor der Biotech Corporation, die ein ebenso mysteriöses wie ekelhaftes Geheimnis umgibt. Grafisch findet das Spiel hier seinen atemberaubenden Höhepunkt. Hauptmerkmal sind also die Stealth-Missionen, die hier und dort mit Resi-ähnlichen Puzzles versetzt sind. Einige der Rätsel, wie z.B. versteckte Botschaften oder Laserschranken, die erst mit Night-Vision Brille sichtbar werden, stammen allerdings wiederrum aus dem Metal Gear Repertoire. Neben dem gelungenen Gameplay Mix und der wirklich einwandfreien Steuerung (ausser beim Motorradfahren), weiss vorallem auch die geniale Story und die cineastische Musik zu gefallen. Atmosphärisch gibt’s an Headhunter nichts auszusetzen. Amuze verpflichtete sogar zwei waschechte Schauspieler, die zwischen den Missionen in CNN-artigen Berichterstattungen die Story weitererzählen und für den einen oder anderen Lacher gut sind.
Der Aufwand hinter Headhunter war sichtlich enorm und die 4 Jahre Entwicklungszeit merkt man dem Spiel auch an. Allerdings... ...schmälern ein paar Bugs den wirklich hervorragenden Gesamteindruck. Manchmal hatte ich irgendwie den Eindruck, das Spiele hätte eine Testphase weniger hinter sich, den Final Check sozusagen. So kam es immer wiedermal zu Freeze-Ups, hing in einer Wand fest und einmal „vergass“ die CPU sogar die Gegner im Level zu laden. Zum Glück sind diese kleinen Hänger nicht wirklich gravierend und haben mir trotz allem niemals die gute Stimmung oder den Spass am Spiel verdorben. Sogar nach einmaligem Beenden verspüre ich immernoch Lust, das Teil ein zweites Mal durchzuackern (auch wenn der Endboss ein echt harter Brocken war), was sicherlich auch an der hervorragenden Präsentation liegt.
Fazit:
Dreister aber ausgezeichneter Metal Gear Solid-Clone und ein gelungener Genre-Mix: Viel „Sneaking“, geballte Shooting-Action, ein bisschen Racing, ein paar Resi-artige Puzzles und eine dichte Story, optisch superb verpackt, fertig ist Headhunter! Aber wie sagt man so schön: „Lieber gut geklaut als schlecht neu erfunden“. Alle „Snakes“ werden mit „Wade“ garantiert ebenso glücklich. Eines der letzten, ganz grossen Dreamcast Games, die man nicht verpassen sollte!
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