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AutorenbildSascha Böhme

The(G)net Review: HAZE

Ihr werdet uns sicher zustimmen, dass Haze auf Papier sich wirklich gut anhört: Space-Marine Shooter mit Nektar-Mechanik, 4-Spieler Co-Op Kampagne, Fahrzeuge und zwei Fraktionen. Leider lässt die Ausführung in praktisch jedem Bereich stark zu wünschen übrig.


HAZE Test, Review, Testbericht.

Entwickler Free Radical lässt zwei Fraktionen im Kampf um Territorium im Süden Amerikas aufeinander prallen: Auf der einen Seite die high-tech Soldaten der Mantel Corporation und auf der anderen die freiheitsliebenden Rebellen der "Promise Hand". Soweit, so cool. Noch cooler wird's wenn wir heraus finden, dass sich die Mantel Soldaten regelmässig mit einem Halluzinogen namens "Nectar" zu dröhnen, welches sie mit übermenschlichen Fähigkeiten wie schnellere Reaktionszeit, mehr Ausdauer, Kraft und Speed ausstattet, während die Rebellen sich auf ihre Gerissenheit und Guerilla-Taktiken verlassen müssen.


HAZE Test, Review, Testbericht.

Die Hintergrundgeschichte soll uns helfen, die Natur der modernen Kriegsführung zu verstehen, soll aufzeigen, wie die multimediale Propaganda-Maschine und die Verwendung psychotropischer Substanzen Soldaten (und Bevölkerung gleichermassen) manipulieren kann. Wie gesagt, das Setting ist toll, bis man das Spiel spielt... Von der schwachen Performance der Grafik-Engine (mit Frame-Raten Wacklern und Lade-Fehlern) über den lieblosen Multiplayer-Part, Haze ist eine einzige Enttäuschung. Wäre die Story ansprechend genug präsentiert und der Hauptdarsteller nicht so ein Schwächling, mit dem man sich als Spieler nicht so recht identifizieren will, könnte man eventuell über die üble Grafik hinwegsehen aber nein, auch in diesen Bereichen gönnt uns Haze keine Freude.


HAZE Test, Review, Testbericht.

Die üble Grafik ist dann auch der letzte Nagel im Sarg und erstickt jede vielleicht noch übrig gebliebene Euphorie im Keim. Free Radicals Spiele waren bis jetzt immer äusserst konkurrenzfähige Produkte, mit flüssiger Frame-Rate und kompetenten Shooter-Mechaniken. Um so mehr ist die schwache technische Leistung in Haze einfach nur rätselhaft. Und obwohl die Auflösung mit 640p nicht mal dem Next-Gen Standard entspricht (und die PS3 das up-scaling auf 720p übernimmt), ruckelt das Spiel stellenweise übel vor sich hin. Das ist schlicht und ergreifend inakzeptabel! Die schwache Performance sticht besonders in den Fahrzeug-Sektionen heraus, für die die Grafik-Engine offensichtlich nicht programmiert wurde. Von der verkorksten Steuerung der Vehikel reden wir erst gar nicht. Die Optik lässt mir einfach keine Ruhe. Das Spiel sieht stellenweise so mies aus, dass man sich unweigerlich an das gute, alte N64 erinnert fühlt. Das liegt vor allem an den durchwegs matschigen, unscharfen Texturen. WTF!?


HAZE Test, Review, Testbericht.

Das Spiel beginnt mit einem Dschungel-Level, dessen Flora und Fauna mich an Halo 3s Anfanglevel erinnert. Okay. Gemäss Entwickler hätte ich mich aber an Crysis erinnern müssen. Naja. Einen grafisch guten (aber leider recht kurzen) Level hat Haze dann doch noch: Der Sumpflevel. Dort passt die matschige Umgebung wie die Faust aufs Auge. Während ich hier sturztrunken mit den Nebeneffekten (und damit zusammenhängenden, grafischen Spielereien) des Nektar-Entzugs durch die Sumpflandschaft taumle, erhellen Leuchtkäfer die nähere Umgebung und weisen mir den Weg, was tolle Lichtspielereien zur Folge hat. Später kriegt man dann wieder nur noch 08/15 Industrie-Komplexe und verlassene, staubige Städtchen zu sehen. Wie langweilig!


HAZE Test, Review, Testbericht.

Die Entzugserscheinungen der Nektar-Droge sind dann auch das grafische Highlight des Spiels. Der Einsatz verschiedenster Grafik-Filter und -Effekte taucht die Umgebung in ein verschwommenes Schwarz-Weiss, wo nur noch Blut rot heraus sticht. Der Bildschirmrand flackert und verschwimmt, als hättet ihr gerade die volle Dröhnung. Toll gemacht und äusserst glaubwürdig inszeniert. Leider wechselt ihr nach gut einem Drittel der Spielzeit das Lager und lauft zu den Rebellen über, weshalb die Nektar-Mechanik wieder weg fällt. Gerade, als ich mich mit ihr vertraut gemacht habe. Schade.


HAZE Test, Review, Testbericht.

Ein weiteres, grosses Manko ist die nicht vorhandene, künstliche Intelligenz. Hier wird euch die ganze Bandbreite schlechter KI-Beispiele vorgeführt: In Wände und vor die Flinte des Spielers laufen, dem Spieler Deckung klauen, dummes Herumstehen, keine Reaktion zeigen oder einfach nur nervöse Zuckungen im Kopfbereich... Haze hat sie alle. Es ist zwar schön, dass der Multiplayer-Modus Bots bietet, aber ihr könnt euch vorstellen, welche Erfolgschancen ihr im Team-Assault Modus mit euren KI-Kameraden haben werdet.


HAZE Test, Review, Testbericht.

Die 4-Player Ko-Op Kampagne entschärft die haarsträubende Situation ein wenig, zumindest was eure Squad betrifft. Eines wird beim Spielen von Haze jedenfalls ziemlich schnell klar: Das Spiel ist nicht fertig, nicht grafisch, nicht spielerisch und von der Story her schon gar nicht. Warum das so ist, wird wohl nur Sony und Free Radical beantworten können. Als gross angekündigter, PS3-exklusiver Blockbuster und "Halo-Killer" tut Haze jedenfalls erstaunlich wenig, sich oder die PS3 irgend jemandem schmackhaft zu machen.



Fazit:

Es ist verdammt schade, was aus Haze geworden ist. Eigentlich ist der Werdegang von Free Radical recht beeindruckend: Goldeneye (N64), drei gelungene Time Splitters Spiele und Second Sight das, obwohl nicht fehlerfrei, dennoch einen der besten Story-Twists in der Geschichte der Videopspiele vorweisen kann. Kurz, die Jungs wüssten, was ein tolles Spiel aus macht und Haze hätte ein tolles Spiel sein müssen! Stattdessen scheint es, als hätte man die Lust am Projekt auf halber Strecke verloren. Weder Grafik, noch Gameplay noch Story überzeugen, im Gegenteil. Bleibt nur zu hoffen, dass Haze irgendwann später noch für die Xbox 360 erscheint und Free Radical die Mehrzeit nützt, um die vielen Fehler und Unschönheiten zu korrigieren.


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