SIE Santa Monica's spartanischem Kriegsgott würden wir nach den verheerenden Ereignissen aus dem ersten Teil gerne einen kleinen Entspannungsurlaub gönnen. Aber nix da! Sony hat andere Pläne. Nach dem knappen Sieg gegen Thor's Son Baldur meldet sich die erste Garde der nordischen Götter bei Kratos, denn sie haben mit dem griechischen Schlächter noch ein paar alte Rechnungen zu begleichen.
Kratos und Sohnemann Atreus machen sich nach einem anstrengenden Winter-Tag im Wald auf den Heimweg. Die gemütliche Hundeschlittenfahrt wird jedoch jäh unterbrochen. Freya, Thor's Ehefrau und Bladur's Mutter will Blutrache. Die wilde Intro Verfolgungsjagd endet in der erfolgreichen Abschüttelung der mehr als erzürnten Gottesmutter. Zuhause angekommen währt der Hausfrieden aber nicht lange. Thor steht vor der Tür und fordert Einlass. Als Kratos und der Gott des Donners mit Honigwein anstossen, schneit auch noch Vater Odin rein. Jetzt wird es richtig lustig! Und hier endet unsere Handlungsberichterstattung. Wir finden die Story so brachial gut inszeniert, dass wir uns entschieden haben, so wenig wie möglich Preis zu geben.
Ragnarök steht also bevor. Kratos, Atreus und der dauerquasselnde Kopf Mimir wappnen sich für die prophezeite Götterdämmerung. Mit Levithanaxt und den Chaosklingen im Gepäck macht sich das ungleiche Trio auf die Suche nach den Ursachen. Und wo God of War draufsteht ist die Action nicht weit. Kratos und Atreus besuchen auf der langen Reise insgesamt neun verschiedene Realms gespickt mit Rätseln, Challenges und einer bunten Tüte an Unholden und Monstern jeglicher Couleur. Mit Hilfe der beiden erfinderischen Zwergenbrüder Brok und Sindri, die wir schon vom ersten Teil kennen und die uns stets tatkräftig unterstützen, verschaffen wir uns dank Zwergenmagie Zugang zu den unterschiedlichen Gebieten. Im Gegensatz zum Erstling von 2018 müssen wir nicht mehr umständlich via Realm-Hub zwischen den Levels wechseln, sondern dürfen direkt von unsere Homebase aus, dem Haus der beiden Zwerge, in die freigestalteten Bereiche reisen.
God of War ist zwar kein Landschaftssimulator, doch auch Kratos mäht alles nieder, was nur im entferntesten als Feind deklariert werden kann. Wenn man sich Kriegsgott schimpft, verfügt man natürlich auch über eine breitgefächerte Palette an zahlreichen Angriffsvarianten. Mit der Levithanaxt schnetzelt Kratos an den Schurken rum, verpasst ihnen eine Eisschelle und immobilisiert sie für einen kurzen Moment. Wir können das praktische Kriegswerkzeug aber auch aus sicherer Entfernung dem Spitzbuben an die Birne schmeissen und per Knopfdruck wieder zurückholen, als wäre es Thor's Hammer. Haben wir im hitzigen Gefecht vergessen das Eisbeil zurückzurufen, benutzt Kratos seine Fäuste oder verschafft sich mit einem kräftigen Fusstritt Respekt.
Bei mehreren Gegnern sind die Feuerklingen von Vorteil. Die Kettenmesser holen bei gekonntem Einsatz gleich die ganze Traube an Schergen von den Beinen oder wir rösten das Gesocks nach einer kurzen Aufladung mit einem Feuerslash. Kraftvolle Specialmoves lösen wir mit unterschiedlichen Tastenkominationen aus, müssen danach aber einen kleinen Cooldown in Kauf nehmen. Waffen lassen sich per Digipad blitzschnell wechseln. Jeder erfolgreiche Treffer füllt unseren Ragemeter auf. Einmal voll, wechselt Kratos für ein paar Sekunden in den Berserkermodus und legt Hulk-mässig alles auf die Bretter und füllt als kleines Extra sogar ein wenig von unserer Healthbar auf.
Auch wenn Kratos theoretisch das ganze Monsterpack alleine zerlegen würde, Sohnemann Atreus ist mit seinen Pfeilangriffen stets eine willkommene Unterstützung. Per Quadrattaste geben wir dem Jungen Schiessbefehle und Atreus deckt den anvisierten Gegner mit einer Serie an Pfeilen mit unterschiedlichen elementaren Zusätzen ein. Der Junge muss ja schliesslich vom Papa was lernen! Haben wir einen Widersacher in schneller Reihenfolge malträtiert, erscheint mit etwas Glück der Finisherprompt und wir nehmen ihn via R3 mit einem brutalen Exekutionsmove auseinander. Und auch hier gibt einen kleinen Healthbonus nach getaner Arbeit.
Erledigte Unholde hinterlassen EXP und oftmals Hacksilber, die Währung in GoW. Um weitere Finanzen zu sichern, schlagen wir aber auch Tonvasen kaputt und plündern alle Arten von Schatztruhen. Die erwirtschafteten Erfahrungspunkte werden on-the-fly in den Skilltree investiert. Hier schalten wir in drei unterschiedlichen Kategorien neue Angriffe für die Axt, die Klingen und Atreus frei, die nochmals in drei Stufen unterteilt sind. Die Kohle geben wir bei den Zwergenbrüdern für Rüstungen und diverse Upgrades aus.
Auch ein Kriegsgott kann mal ins Gras beissen. Der Wiedergeburtsstein, von dem wir jeweils nur einen mittragen dürfen, gibt uns nach einem Ableben eine zweite Chance. Der erste Einsatz ist umsonst, die Nächsten bekommen wir aber nur gegen eine saftige Spende an Hacksilber. Wer austeilt, muss auch einstecken können. Da die Gegnerhorden nicht aus Pappe sind, benutzt der Götterslasher anfangs sein Guardian-Schild, der feindliche Angriffe blockt oder pariert und bei korrektem Konter unser Gegenüber ins Straucheln bringt. Später verfügen wir über eine gesunde Auswahl an unterschiedlichen Schilden mit eigenständigen Defensivfähigkeiten. Arm, Brust und Beinschutz sind ebenfalls wieder dabei und lassen sich wie die beiden Hauptwaffen bei den Zwergen mit gefundenen Materialien aufbessern. Wem die manuelle Kostümoptimierung zu nervig ist, aktiviert per L3 automatisches Auf- und Ausrüsten mit den besten Schutz-, Relic- oder Angriffs-Items.
In den weitverzweigten, Metroidvania-artigen Levels gibt aber nicht nur schweisstreibende Massenkeilereien und Totschlag. Viele klevere Rätsel wollen gelöst werden. Das reicht von den bekannten Runen-Schatztruhe, wo wir jeweils 3 Marker finden und aktivieren sollen, über Schieberätsel, bis hin zu neuartigen Knobelvarianten, die wir hier aber nicht spoilern wollen. Wer sich ein wenig umschaut, entdeckt regelmässig wertvollen Loot abseits der Storyline und eine Vielzahl an Bereichen überraschen uns mit rein optionalen Nebenmissionen, die noch unentdeckte Teilgebiete der Map freischalten und den einen oder anderen Mini- und Extraboss beherbergen.
Die Reisen in die verschiedenen Realms sind konstant ohne Unterbrechung oder irgendwelche Ladezeiten. Nur bei einem Game Over dauert es ein paar Sekunden bis es wieder losgeht. Ein ausladendes Optionsmenu ist mittlerweile bei allen von Sony's 1st Party-Titeln Plicht. Hier kann an allen möglichen Einstellungen rumgeschraubt werden wie z.B. Schriftgrösse, Controllerbelegung, Grafikeinstellungen und vieles mehr. Besonders das hervorragende Accessibility-Menu mit Optionen für Farbenblinde oder Spieler mit verminderter Sehkraft verdient eine besondere Anerkennung. Sony selbst gibt eine Durchschnittspielzeit von etwa 20 Stunden für die Hauptstory an. Eine sehr konservative Einschätzung finden wir. Aus eigener Erfahrung würden wir locker nochmal 10 Stunden draufpacken!
Fazit Armin:
Ich bin erschlagen! God of War Ragnarök übertrifft alle Erwartungen! SIE Santa Monica liefert ein Actionpaket erstes Güte ab, wie ich es seit Doom Eternal nicht mehr erlebt habe. Meine Befürchtung, dass die Götterschlachterei im Laufe der Spielzeit zum monotonen Haudrauf verkommt, hat sich glücklicherweise nicht bestätigt. Kontinuierlich erhalte ich neue Angriffsvarianten, Spezialattacken und zusätzliche Spielmechaniken, die den Metzler in mir weiter vorantreiben. Santa Monica hat hier, neben Elden Ring, das beste Action Adventure 2022 auf die Beine gestellt. Ein ganz klaren Kandidat für Game of the Year. Ich weiss nicht wo ich anfangen soll. Die Story? Absolut phänomenal inszeniert! Während andere mit langatmigen Dialogen und überlangen Zwischensequenzen langweilen, jagt bei Ragnarök ein Höhepunkt den anderen. Das liegt natürlich auch an den extrem detaillierten Charaktermodellen, wahnsinnigen Animationen und bombastischer, cineastischer Aufmachung.
Grafisch platzt GoW 2 aus allen Nähten. Die liebevolle Hingabe der Grafikdesigner ist an allen Ecken und Enden zu erkennen. Sensationelle Landschaften, blitzsaubere Programmierung und eine Spielewelt, die, auch wenn sie in 9 separate Abschnitte unterteilt ist, gigantisch ausfällt. Meckerte ich beim Erstling noch über mangelnde Gegnervielfallt (ich sage nur Trolle) wird hier kaum Gegnerrecycling betrieben. Ständig neue Varianten und Minibosse lassen kaum Zeit zum Durchatmen. Auch das Leveldesign ist grossartig. Shortcuts, kleine Minirätsel für korrekten Schatzboxenloot und haufenweise Momente, wo es was zu tun gäbe, wir aber (noch) nicht über das korrekte Item verfügen. Durch diesen konstanten Ansporn macht das weitere Erkunden nicht nur Spass, sondern beschenkt uns stets mit nützlichen Extras oder sogar Specialitems. Zuckerbrot und Peitsche in Perfektion! Selbst das diskussionswürdige Kanufahren ist dank verfeinerter Steuerung viel angenehmer als beim ersten Teil. Der Humor kommt trotz dem düsteren Thema nicht zu kurz, dank einiger skurriler NPCs, wie die Labertasche Mimir und vor allem die beiden Zwergenbrüder, die ich ja schon im erste Teil ins Herz geschlossen habe. Was gibt es besseres als ein fluchender Brok?
Als alternder Actionfan war ich auch über die Geschwindigkeit des Gameplays überrascht. Die Kämpfe spielen sich extrem flüssig, organisch und setzen auf ein flottes Tempo, ähnlich wie Insomniac's Spider-Man, genauso wie ich es mag. Gekrönt wird das Ganze von spektakulären Bossfights, wo einem schon mal die Spucke wegbleibt. God of War Ragnarök ist in allen Bereichen seinem Vorgänger überlegen und ein absolutes Meisterwerk!
Fazit Sascha:
Sony macht seinem Namen als die Anlaufstelle für Singleplayer Spiele aller erste Güte erneut alle Ehre. Bereits nach 15 Minuten wusste ich, dass mich hier etwas ganz Grosses erwartet und nach 30 Minuten musste ich bereits eine erste Träne verdrücken. Die vielen Cut-Scenes kommen mit einer seltenen emotionalen Wucht daher. Ich kann Armin eigentlich in jedem Punkt nur nickend zustimmen. SIE Santa Monica hatte mit dem Erstling bereits eine mehr als gute Basis. Auf die wurde gekonnt aufgebaut, verfeinert und verbessert. Gerade das Gameplay und die Spielbarkeit verdienen ein extra Lob. Egal ob Klettern, Kämpfen, Rätseln oder simples Craften, alles macht Spass und nichts nervt. Habt ihr eine PS5 und einen entsprechenden TV und könnt den 120Hz Performance Modus aktivieren, dann spielt sich GoW2 wahrlich göttlich und sieht dabei nur unwesentlich schlechter aus, als im 30fps Quality-Mode. Einfach nur Wahnsinn diese Grafik! Wahnsinn ist auch der Umfang. Selbst nach über 20 Stunden gibt's noch Überraschungen und es werden neue Gameplay-Elemente eingeführt. Ein Ende ist nicht in Sicht. Ich hab ganze 34 Stunden gebraucht, um den Abspann zu sehen und selbst danach sind noch viele Side-Quests und Challenges zu erledigen. Ich bin immer noch hoch motiviert noch das letzte Secret heraus zu kitzeln! Kurz; God of War Ragnarök ist ein absolutes Ausnahmespiel, wie es nur alle paar Schaltjahre erscheint. Haut rein!
God of War Ragnarök ist exklusiv für Playstation 4 und 5 erhältlich. Wir haben die PS5-Version gespielt. Das frühe Test-Muster stammt von Sony Interactive Entertainment, wofür wir uns herzlich bedanken!
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