Hey, erinnert ihr euch noch an Goat Simulator 2? Das war doch ziemlich gut, nicht? Erwischt ihr Lügner! Goat Simulator geht nämlich den kuriosen Weg von Thankskilling und überspringt Teil 2 komplett. Nach dem Original und seinen Erweiterungen geht es jetzt direkt mit Goat Simulator 3 weiter. Warum? Weil Goat Simulator doch soooo random ist, darum!
Als Goat Simulator am 1. April 2014 für den PC erschien, gingen die sozialen Medien in Flammen auf. Etliche Videos, GIFs und Erfahrungsberichte über die verrückte Ziege machten die Runde und das Spiel wurde in kürzester Zeit zu einem echten Hit. Die Mischung aus skurrilem Humor und einer offenen Spielewelt, in der man zügellos für Chaos sorgen konnte, plus der halbwegs gelungene Balanceakt von “it’s not a bug, it’s a feature”, sorgte für neuartigen Spass und unzählige Klicks auf YouTube. Goat Simulator verkaufte sich gut. Seither sind acht Jahre vergangen und trotzdem scheint es von Beginn an so, als stecke der Nachfolger immer noch im Jahr der Erstveröffentlichung fest.
Bis zu vier Spieler können gleichzeitig, entweder online oder an der gleichen Konsole, mit einer stark individualisierbaren Ziege auf der Insel San Angora für Chaos und Zerstörung sorgen. Wie schon vom Erstling gewohnt ist die Steuerung nicht besonders präzise, die Physik absurd und die Möglichkeiten scheinbar endlos. Die ganze Insel kann eigentlich von Anfang an zu Fuss, mit einem Auto oder anderen Fahrzeugen bereist werden. Wer darauf steht, bekommt einen grossen Sandkasten, in welchem man viel Schabernack treiben kann. Schnell macht sich aber das Gefühl breit, dass das Chaos viel zu sehr kuriert wurde. Während das Original irgendwie zufällig zusammengewürfelt daher kam, wirkt der Neuling steril.
Die Welt ist voller Events und kleinen "Missionen". Beispielsweise muss man Steve aus einem Teich retten, bevor er ertrinkt. Leckt man dann den bewusstlosen Menschen im Wasser stellt sich heraus, dass sein Name “Nicht Steve” ist. Also sucht man nach dem richtigen Steve und schon bald finden wir einen Fisch, der auf den Namen Steve hört. Ist der Fisch im Trockenen endet das Event und man erhält zur Belohnung zwei Währungen. Mit einer davon lassen sich neue Kostüme freischalten. Mit der Anderen levelt man seine Festung auf.
Cool ist, dass man in Goat Simulator 3 nicht nur mit Ziegen unterwegs ist. Nach Abschluss des oben erwähnten Events kann man statt mit einer Ziege als Fisch sein Unwesen treiben. Alternativ darf man sich auch als Schwein oder Giraffe durch die Spielewelt bewegen, was definitiv für lustige Momente sorgt. Später gibt's dann auch Zugang zu Items wie einem Jetpack, dem Gleitschirm oder einer Oma, die per Bazooka Wollbälle verschiesst.
Genau hier tritt die erwähnte Sterilität in den Fokus. Auf Tastendruck rufen wir die Karte auf, auf welcher alle Events markiert sind. Bevor das aber passiert, muss man einen Turm "synchronisieren". Dadurch füllt man seine Karte mit jeder Menge neuer Symbole, die man abarbeiten muss, um mehr Punkte zu verdienen und so im Spiel weiter voran zu kommen. Für ein Game, das schon im Intro Skyrim aufs Korn nimmt und sich auch über Tutorials lustig macht (bevor dann das eigene Tutorial startet), wurden Türme integriert, welche die Karte aufdeckt und so alles - ausser den vielen Sammelobjekten - markiert. Das wirkt deplatziert und so gar nicht lustig.
Natürlich kann man auch ohne Karte spielen, einfach durch die Spielwelt rennen und Tierlaute von sich geben, immer auf der Suche nach dem nächsten Gameplayelement. Aber auch das wird schnell ausgelutscht und macht die Events an sich auch nicht besser. In der Regel muss man jeweils nur ein Item in der Nähe finden und es irgendwo hin "lecken". Oder man muss per Kopfnuss ein paar Leute umhauen und Objekte zerstören. Im Vergleich zum Original fühlt sich das nicht nach einer Evolution an, sondern eher nach einem Rückschritt. Nett sind hingegen die sieben verschiedenen Minigames für den Mehrspielermodus, welche dank der absurden Physikengine für viele Lacher sorgen.
Damit komme ich auch zum wichtigsten Punkt von Goat Simulator 3. Es ist kein gutes Spiel, erst recht nicht im Vergleich zum unterhaltsamen Zeitvertreib, den Teil 1 darstellte. Trotzdem kann man, besonders im kooperativen Spiel mit Freunden, durchaus Spass haben. Man darf einfach keine zu hohen Ansprüche stellen und sollte auf die Art von Humor stehen, der hier geboten wird. Für ein paar Stunden kann man sich auch schlechter unterhalten.
Auf die Technik muss ich wohl auch nicht zu sehr eingehen, denn ein Blick auf ein paar Screenshots oder einen Trailer sagt eigentlich schon alles. Die Grafik tut seinen Zweck, der Soundtrack kann einem aber schnell auf die Nerven gehen. Erwähnenswert ist, dass in gewissen Bereichen die Technik sehr schludrig daherkommt. Absicht? Begibt man sich in den Mount Doom Verschnitt, der tief im Wald versteckt ist, fehlt dort nämlich eine Textur komplett. Man kann also einfach aus dem eigentlichen Level springen, um sich den Lavapool von unten anzusehen. Auch wenn wohl niemand ein Meisterwerk erwartet und ich mir bis heute nicht sicher bin, ob das gewollt oder nur ein Bug ist, macht es doch einen ziemlich miesen Eindruck.
Fazit:
Alles was Goat Simulator damals aus der Masse an überproduzierten AAA-Spielen heraus stechen liess, ist hier Teil der Vergangenheit. Heute hat selbst ein Goat Simulator Türme zum Synchronisieren und eine Basis zum Aufleveln. Die Spielwelt kommt viel zu aufgeräumt und sauber daher. Die Events wirken zu aufgesetzt und ideenlos. Trotzdem kann man auf jeden Fall Spass mit Goat Simulator 3 haben, gerade im kooperativen Spiel im Freunden. Da der Kaufpreis schon zum Release nicht allzu hoch ist und wer andere davon überzeugen kann, gemeinsam zu spielen, dürfte der ganzen verrückten “Randomness” vielleicht trotzdem etwas abgewinnen können. Insofern passt es ganz gut, dass Goat Simulator 3 im Xbox Game Pass integriert ist.
Goat Simulator 3 ist für PS4/5, Xbox One/Series und PC erhältlich. Wir haben die Xbox Series X Version gespielt. Das frühe Test-Muster stammt von Plaion, wofür wir uns herzlich bedanken!
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