2004 erschien in den Spielhallen dieser Welt ein Lightgun-Shooter mit dem Namen "Ghost Squad". Entwickelt wurde das Geballere von niemand geringerem als SEGA's AM2 Team. Jetzt - über 3 Jahre später - erscheint eine Umsetzung für Nintendos Wii. Wir haben den Kampf gegen die Terroristen aufgenommen!
Als ich Ghost Squad das erste mal laufen liess, überkam mich sofort ein wohlig warmes Gefühl von Nostalgie. Das Spiel ist ein old-school Lightgun Shooter wie er im Buche steht, und das ist auch gut so. Bedeutet das in der Praxis, dass ihr 79.- Franken für eine halbe Stunde virtuelles Geballere hinblättern müsst? Nicht ganz. Etwas mehr bietet die "Ghost Squad" dann glücklicherweise doch.
Die drei vorhandenen Level zweigen sich an bestimmten Punkten immer wieder auf, sodass sie mehrmals in Angriff genommen werden müssen, um alles vom Spiel zu sehen. Selbst eine Niederlage gegen den obligaten Level-Endboss ist kein Grund für ein Game Over. Überhaupt entfernt sich Ghost Squad von einigen genreüblichen Konventionen und nimmt sich selber nicht immer ernst. Symphatisch. Mit der Wiimote, alternativ auch mit dem weissen Plastikgestell namens "Zapper" im Anschlag, wird in einer abgelegenen Villa, an Bord der Air Force One und mitten im südamerikanischen Dschungel zur Jagd auf die Terroristengruppe "Indigo Wolf" geblasen. Die zeichnet sich vor allem durch Heerscharen doofer Klon-Mitglieder aus, die sich blindlings dem Spieler in den Weg werfen.
Die Action ist flott und die Steuerung präzise. Hier gibt es keinen Grund zur Kritik. Abwechslung in die Schiessbude bringen kleinere Scharfschützeneinlagen und das Entschärfen von Bomben sowie an bestimmten Stellen die Qual der Wahl: Welche Hütte soll durchsucht werden - die linke, die mittlere oder die rechte? Je nach Entscheidung fahren die Jungs der "Ghost Squad" auf einem anderen Action-Gleis weiter. Am Ende des Levels wartet schliesslich - ganz der Arcade-Tradition verpflichtet - ein Endgegner, der unter Zeitdruck besiegt werden muss.
16 (!) Schwierigkeitsgrade, jede Menge freischaltbare Waffen und Outfits sowie Online-Ranglisten sollen Wii-Zocker und Highscore-Jäger immer wieder für die Ballerei begeistern. Doch die leidet trotz der Non-Stop-Action und gelegentlichem Witz vor allem unter ihrer betagen Präsentation. Die klobigen Charaktermodelle, die detailarmen Level sowie die öden Texturen lassen "Ghost Squad" reichlich alt aussehen, "old-school" eben - in einem ziemlich negativen Sinne. Immerhin: Die bösen Indigo-Wölfe dürfen auch von bis zu vier Spielern aufs Korn genommen werden, was Sega schlicht "Party-Modus" taufte. Darüber hinaus warten noch die Varianten "Paradies" (die weiblichen Gegner tragen nur Bikini) und "Ninja" (man greift als Ninja verkleidet zu Wurfsternen anstatt zur MP) - allzu grosse Entertainment-Qualitäten sollte man allerdings nicht erwarten.
Fazit:
Ghost Squad wandelt auf bekannten Pfaden und erfindet das (Lightgun-) Rad nicht neu. Einerseits ist das okay, denn man kriegt, was man erwartet. Andererseits ist das Spiel bereits 4 Jahre alt und genügt dem heutigen Standard nicht mehr. Dies trifft auch - oder vor allem - auf die Grafik zu. Trotzdem kann Ghost Squad einige Zeit Spass machen, speziell wenn man dem Genre nicht abgeneigt ist. Es strahlt einen symphatischen und reichlich trashigen "90ziger"-Charm aus, dem sich so mancher "Oldie" sicher nicht entziehen kann. Der Preis ist allerdings eine Frechheit. SEGA hätte den Titel als "Budget" Spiel vermarkten sollen.
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