Kaum ein Jahr nach Teil 1 stampft Ubisoft den zweiten Teil von Ghost Recon Advanced Warfighter aus dem Boden. Die relativ kurze Entwicklungszeit beeinflusst die Qualität des Endproduktes zum Glück nicht. GRAW 2 ist abermals ein Vorzeigetitel im Shooter Genre.
Die Story knüpft nahtlos an den ersten Teil an. Ihr übernehmt wieder die Rolle von Captain Scott Mitchell, dem Leader der "Ghosts". Die mexikanischen Rebellen haben zwei nukleare Sprengköpfe in ihren Besitz gebracht und bewegen sich auf die US-Mexikanische Grenze zu. Die Ghosts haben 72 Stunden Zeit die Rebellen daran zu hindern, amerikanischen Boden zu betreten bzw. einen nuklearen Angriff zu verhindern. Mit einer Grenzlänge von über 2.000km und einem Gegner, der nicht nach den Regeln spielt, ist dies ein alles andere als einfaches Unterfangen.
Zum Glück können die Ghosts als Elite-Einheit auf das neueste Equipment der US-Army zurück greifen. Zum A und O gehört das neue, weiterentwickelte IWS (Intergrated Warfighter System), oder auch einfach "Cross-Com" genannt. Wie im Vorgänger seht ihr damit via Bild-im-Bild, was eure Verbündeten gerade treiben. In GRAW2 dürft ihr erstmals eine Vollbild-Ansicht aktivieren und zwischen den einzelnen Kollegen oder verbündeten Einheiten wechseln. In der Vollbild-Ansicht könnt ihr die Kamera frei bewegen und Befehle erteilen, was ein taktisches Vorgehen enorm vereinfacht (und spassiger gestaltet als im Vorgänger). Während der 12 Einzelspieler-Missionen erhaltet ihr Unterstützung von Panzern, Helikoptern, Kampfjets und zeitweise sogar mehrerer Fire-Teams. Dies freut Taktiker ebenso wie Action-Spieler, denn GRAW2 ist, was ihr daraus macht. Mit anderen Worten ist es möglich, ganze Einsätze zu absolvieren, ohne selbst einen einzigen Schuss abzufeuern. Kommandiert dazu eure Truppen mit Hilfe der taktischen Karten über das Schlachtfeld. Andererseits ist es auch möglich, eure Mannen "abzustellen" und in guter, alter Rambo-Manier die Dinge persönlich in die Hand zu nehmen.
So oder so, die Action ist brachialer denn je und die Präsentation noch einmal einen Tick cineastischer. Apropos Grafik: Auf den ersten Blick wirkt GRAW2 wie ein Update. Erst bei näherem Hinsehen erblickt man viele Details und kleine Verbesserungen, die die Spielerfahrung positiv beeinflussen. Seien es die neuen Lichteffekte und Texturen, die je nach Stoff mehr oder weniger Sonnenlicht absorbieren oder aber die gewaltigen Explosionen mit den beeindruckenden Rauch- und Partikel-Effekten, die Grafik ist einfach phänomenal und läuft erstaunlich flüssig. Framerateneinbrüche müsst ihr nur äusserst selten in Kauf nehmen.
Der Multiplayer-Modus erfuhr ähnliche grafische Verbesserungen und läuft diesmal sogar noch ein wenig flotter. Das Kampfgeschehen wirkt dank abwechslungsreicher Locations weniger monoton als in Teil 1. Mal kämpft ihr euch durch ein Wüstengebiet und dunkle Höhlen, dann wieder durch zerstörte Städte oder Waldgebiete. Verschiedene Farbfilter sorgen zusätzlich für Stimmung. So werden Missionen auf mexikanischer Seite in einen gelb-rötlichen Filter und Fights auf der US-Seite in einem bläulichen Filter getaucht. Sogar an dynamische Wetter- und Tageszeitenwechsel wurde gedacht. So kommt es vor, dass euch zu Beginn einer Mission noch die Sonne entgegen lacht und am Ende die Nacht herein bricht und ihr nur noch mit dem Nachtsichtgerät weiter kommt. Es kann auch anfangen zu regen oder zu stürmen.
Das Nachsichtgerät lässt die Umgebung diesmal in negativem Schwarz-Weiss erstrahlen, was dem Szenario eine gespenstische Note verleiht. Die Qualität der Soundeffekte sind wieder aller erste Sahne. Jede der 64 (!) Waffen im Spiel klingt absolut authentisch. Explosionsgeräusche könnten besser nicht sein und zusammen mit der "Wackel-Kamera" und dem Rumble-Effekt im Pad (und 5.1 Sound) habt ihr wirklich das Gefühl, als würdet ihr nächstens weggeblasen! Auch für entsprechende musikalische Untermalung ist gesorgt, und zwar in bester Hollywood-Manier. Wird eine Situation hektisch oder "spannend", verhält sich auch die Musik entsprechend. Das audio-visuelle Erlebnis in GRAW2 ist einfach göttlich, speziell während der Single-Player Kampagne. Der Multiplayer-Modus ist aber auch nicht zu verachten. Die Devise "mehr von allem" merkt man dem Titel an. Mehr Maps, mehr Modi, mehr Ausrüstungsgegenstände zur Individualisierung eures Online-Avatars, mehr Klan-Features und obendrein eine verbesserte Optik und Framerate.
Die Co-Op Kampagne ist zwar erneut ein Teil für sich, bietet aber mit sechs riesigen Karten und motivierenden Aufgaben mehr Spass als zuvor. Ihr dürft abermals mit bis zu 15 Kumpels in den virtuellen Krieg ziehen. Wahlweise spielt ihr auch gegeneinander, wobei die Missions-Aufgaben der Co-Op Kampagne erhalten bleiben. Zu den Mehrspieler-Modi zählen "Coop-Exfiltration" (beschützt einen KI-Offizier), "Coop-Evasion" (eskortiert einen KI-Offizier), "Coop P.O.W." (Rettet drei KI-Offiziere), "Team-Takedown" (jedes Team muss ihren menschlichen Offizier beschützen bzw. den gegnerischen eliminieren), "Team Divide & Conquer" (eine Art Battlefield-Modus), "Solo Domination" (nehmt Zonen auf der Karte ein), "Coop Heli-Hunt" (zerstört so viele Helis wie möglich), "Coop Intel Recon" (findet Intel und bringt sie zu markierten Zonen) und zu guter letzt "Coop Stealth-Recon" (gleich wie Intel Recon jedoch dürfen euch die Gegner nicht entdecken). Eine ausführliche Erläuterung dieser Spiel-Arten würde den Rahmen dieses Tests sprengen, darum lassen wir es mal bleiben. Ihr könnt aber sicher sein: Mehr Umfang und Gameplay-Optionen gibt es in keinem anderen XBOX 360 Online-Spiel.
Was gibt es zu bemängeln? Eigentlich nicht besonders viel. Zum einen die etwas gewöhnungsbedürftige Steuerung des Online-Parts, die sich leider komplett von der des Singleplayer-Parts unterscheidet. Ihr könnt euch z.B. nicht stylisch an die Wände lehnen und um die Ecken linsen. Die KI der Squad-Kameraden in der Solo-Kampagne ist zwar einiges besser als vorher, es gibt aber immer noch Stellen, an denen die Jungs nicht ganz wissen, wo sie sich positionieren sollen und abkratzen. Zum Glück habt ihr einen Medic im Team, der die Jungs wieder aufpäppeln kann. Dies funktioniert übrigens auch Online. Wer getroffen wird ist nicht immer sofort tot und kann von seinen Team-Kameraden gerettet werden, sofern ihm nicht ein Gegner zuvor den Gnadenschuss verpasst.
Fazit:
Eigentlich hasse ich es, superlative Reviews zu schreiben (zumindest bemühe ich mich darum dies nicht zu tun). Aber angesichts solcher Spiele-Perlen lasse ich mich gerne zu Begeisterungsstürmen hinreissen. Hier stimmt einfach alles. Angefangen von der kinoreifen Single-Player Kampagne, über die umfangreichen Multiplayer-Modi bis hin zum Umfang und den motivierenden Achievements, Ghost Recon Warfighter 2 überzeugt einfach auf ganzer Linie. Ubisoft hat wieder einmal ganze Arbeit geleistet und sich unseren heiss begehrten Platinum Award redlich verdient!
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