Das Point-and-Klick Adventure ist ein aussterbendes Genre. Oder ist es jetzt vielleicht wieder am Kommen? Wenn es nach Fusionsphere geht, dann ja. Die Jungs aus Deutschland liefern mit Geheimakte Tunguska ein bodenständiges Adventure ab, das über so manchen, cineastischen Moment verfügt.
Die junge Russin Nina Kalenkow will ihren Vater, den Wissenschaftler Vladimir Kalenkow, in dessen Forschungslabor in Berlin aufsuchen. Doch Kalenkows Büro im städtischen Naturkundemuseum ist verlassen und durchwühlt, der Forscher selbst spurlos verschwunden. Nina versucht, die Behörden einzuschalten, stößt aber allerorts auf Schweigen, Beschwichtigungen und Halbwahrheiten. Zudem glaubt sich die junge Frau verfolgt. In ihrer Not wendet sie sich an die einzige vertrauenswürdige Person: Max Gruber, den Assistenten ihres Vaters, welcher sie zudem aus dem Hinterhalt eines falschen Polizisten befreit. Gemeinsam stöbert das Duo dem Geheimnis des verschollenen Forschers hinterher
und kommt so zu Information rund um das so genannte Tunguska-Ereignis im fernen Sibirien. Vladimir Kalenkow hat angeblich Informationen zusammengetragen, die das Geschehen vor knapp 100 Jahren erklären könnten, bei dem eine große Explosion ganze Landstriche verwüstet hatte. Die Suche nach ihrem Vater führt Nina und Max über Moskau und die Antarktis sowie nach einer Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn bis nach Tunguska selbst. Dabei sind ihnen stets die Häscher des FSB, des russischen Geheimdienstes, auf den Fersen, die Vladimir Kalenkow offensichtlich gefangen genommen haben und unter allen Umständen verhindern wollen, dass dessen Forschungsunterlagen an die Öffentlichkeit gelangen. Doch es gibt noch andere Verfolger: schwarze Kuttenträger, die ebenfalls einer Entdeckung des wahren Geheimnisses von Tunguska zuvorkommen wollen. Das Spiel wird komplett mit der Wiimote gespielt.
Der Spielbildschirm besteht aus einer Handlungsoberfläche, welche oben von einem schwarzen und unten von einem grauen Leder gemusterten Balken mit Goldkante eingerahmt wird. Im oberen schwarzen Balken werden alle Gegenstände und Personen, mit denen eine Interaktion möglich ist, in Wortlaut und mit Namen bezeichnet. Der untere Balken zeigt im linken bis mittleren Bereich sämtliche im Inventar befindliche Gegenstände als Illustration stilisierte Piktogramme dar, durch welche man sich mittels seitlicher Pfeilsymbole klicken kann. Zudem sind im rechten Bereich des unteren Balkens drei zusätzliche Buttons angebracht: ein Computer, eine Lupe und ein Buch. Durch Anklicken des Computers gelangt man in das Hauptmenü. Per Klick auf die Lupe erhält man kleine Erinnerungs- und Lösungshilfen, welche Gegenstände man auf der Spieloberfläche noch ansehen oder benutzen sollte. Auf diese wird kurz mittels eines Lupensymbols hingewiesen.
Durch Klick auf das Buch gelangt man schließlich in Ninas Tagebuch, in dem alles bisher im Spiel Geschehene niedergeschrieben steht. Wenn ein Eintrag in Buch erfolgt, wird dies durch ein Schreibmaschinengeräusch sowie das Aufleuchten des Buchsymbols in der linken oberen Ecke des Spielbildschirmes dargestellt. Auf dem Spielbildschirm selbst wird die Spielfigur Nina (zeitweise auch Max) durch Anklicken bestimmter Gegenstände oder Personen sowie unbestimmter Bewegungspunkte hin- und hergeschickt. Bewegt man den Cursor auf interagierbare Objekte, wird das Aussehen des Cursors ein wenig verändert. Je nach Gegenstand wird mittels grüner Hervorhebung angezeigt, mit welchen Buttons welche Aktion möglich ist. Die jeweilig mögliche Aktion wird durch kleine Piktogramme (Auge für ansehen, Hand für aufnehmen, etc.) dargestellt.
Wie auf der Oberfläche sind auch im Inventar Interaktionen mit Gegenständen untereinander möglich. Werden diese Gegenstände angeklickt erscheint ein Umkehrpfeil, quasi das „benutzen mit“-Symbol. Mit einem weiteren Klick auf ein anderes gewünschtes Objekt erfolgt nun entweder die positive oder negative Meldung über die Möglichkeit der Verbindung beider Gegenstände. Die Wii Umsetzung des Spiels unterscheidet sich inhaltlich nur in 1 Details vom PC-Original: Tunguska für Wii bietet einen Ko-Op-Modus. Mittels zweiter Wiimote darf euch ein Freund beim Rätseln mit helfen.
In technischer Hinsicht wird sowohl eine 16:9 als auch 4:3-Bildausgabe unterstützt, allerdings wird bei der Breitbild-Variante das Inventar ausgeblendet und kann mit einem Druck auf das Digitalkreuz (nach oben) hervorgeholt werden. Um das Tunguska-Phänomen zu ergründen reist man mit Nina und Max – dem zweiten spielbaren Charakter, den man schon sehr früh im Spiel kennenlernt – um die halbe Welt. Egal ob Deutschland, Russland, Kuba, oder Antarktis, Entwickler Fusionsphere hat überall stimmungsvolle 2D-Hintergründe entworfen, die durch liebevolle Animationen aufgewertet werden. Die Figuren wiederum sind komplett in 3D und passen sich perfekt der Umgebung an. Leider flimmert es stark und so manche Animationen wirken etwas gestelzt; Gesichtsanimationen fehlen völlig.
Dafür schönes Detail und Atmosphärenplus: Die Ausleuchtung der Schauplätze im Zusammenspiel mit den Charakteren erfolgt in Echtzeit. Die spannende Hintergrundgeschichte wird durch rasant und perfekt geschnittene Zwischensequenzen vorangetrieben, die das Spiel immer an den richtigen Stellen einsetzt. Gleiches Resümee ist für die Soundecke zu vermelden. Auch hier erlaubt sich das Spiel keine Blöße. Professionelle und bekannte Synchronsprecher (u.a. die deutschen Stimmen von Johnny Depp, Angelina Jolie, Tom Hanks) hauchen den einzelnen Charakteren Leben ein und sprechen perfekt zu den einzelnen Situationen. Mancher Wortwitz wirkt hier und da vielleicht etwas zu aufgesetzt, dafür können die Sprecher aber nichts. Diese haben letztendlich einen großen Anteil daran, dass man mit den Hauptcharakteren sofort sympathisiert. Manchmal wünscht man sich den einen oder anderen Soundeffekt mehr, um gewissen Aktionen zu unterstreichen, aber was solls. Die Hintergrundmusik hält sich dezent zurück, trägt aber viel zur Atmosphäre bei.
Fazit:
Geheimakte Tunguska ist ein kleines Juwel, das mehr Beachtung verdient hat. Eine einzigartige Story, tolle Optik, stimmungsvolle Musik, eine Charakter-Synchronisation, die Gänsehaut verursacht, und darüber hinaus eine sehr genaue Pointer-Steuerung, all das sind Dinge, die sich Spieler wünschen und mit Geheimakte Tunguska auch bekommen. So müssen Portierungen aussehen, nicht anders. Absolute Kaufempfehlung!
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