„In the zone baby!“ Nun ist es endlich wieder soweit, wir schärfen unsere Motorsägen, laden unsere Shotguns und machen uns bereit den Locust’s endgültig den Hals umzudrehen! Kann der in den Himmel gehypte Paradetitel Microsofts halten was er uns verspricht?
Man könnte den Test von Gears of War 2 auf eine Zeile beschränken und einfach sagen: PERFEKT! Würden wir dies so machen, hätten wir jedoch sehr schnell keine Leser mehr. Ich denke jedoch, dass momentan so oder so keiner freiwillig im Internet Testberichte liest, wenn er statt dessen GoW 2 spielen kann. Ihr seht, bereits im ersten Satz habe ich Mühe, mich nicht in Superlativen zu verstricken. Aber fangen wir doch mal von vorne an, ich versuche die Spoiler auf ein Minimum zu beschränken!
Die Story nimmt ihren Anfang in einem Krankenhaus, welches gerade von einer Horde Locust überfallen wird. Marcus Fenix und Dominic Santiago aus dem ersten Teil sind auch jetzt wieder die Hauptdarsteller. Diese zwei menschlichen Kampfmaschinen kämpfen sich nun durch die Aggressoren Richtung Ausgang. Dieser kleine Prolog ist nur der mittelmässige Auftakt für ein grandioses Actionspektakel, das wie ein zahnloser Tiger beginnt, sich dann mit jeder Minute steigert, bevor er irgendwann seine technischen und dramaturgischen Krallen zeigt. Nach vier Stunden hatte mich dieses Biest von einem Shooter mit Haut und Haaren gefressen! Da ist zum Beispiel die grandiose Architektur dieser düsteren, unterirdischen Kathedralen. Waren in Teil 1 diese Augenblicke des Staunens schon ziemlich häufig, klappt einem nun der Kiefer im Minutentakt runter. Und dann ist da noch das dämonische Kreaturendesign, das immer wieder Gift und Galle speiende Viecher in ihrer faszinierend hässlichen Plastizität ausspuckt. Das barocke Horrorgemälde weckt Erinnerungen an das Warhammer-Szenario: Monster zischeln ihren Hass hinaus, Menschen werden aufgespiesst oder versklavt. Allgemein hat sich der Gore bzw. Splatter Faktor in Gears of War 2 stark erhöht.
Egal ob Plastizität der Ausrüstung, das ölig dahinwabernde Meer oder extravagante Lichtspiele in düsteren Höhlen, Gears of War 2 macht nochmals einen gewaltigen Sprung nach vorne und bringt eure Xbox 360 zum Glühen! Freut euch auf brillant designte Levels und toll modellierte Wesen. Hinzu kommen einige spektakuläre Szenen von Mutationen, die ich in dieser Qualität nur den Japanern von Konami oder Capcom zugetraut hätte. Selbst ohne die Verlockungen des Internets, selbst ohne kooperativ spielbare Kampagne mit dem nahtlosen Ein-&Ausstiegen sowie all den Vergnügen vom Deathmatch bis zur Flaggeneroberung, selbst ohne den heroischen Kampf mit bis zu vier Freunden gegen eine Locustwelle nach der anderen, wäre dieses Spiel jeden seiner Euros wert. Die Entwickler konnten zwar nicht alle Schwächen des Vorgängers ausmerzen, darunter so manche nervige Trial&Error-Passage, kleine KI-Aussetzer sowie die fehlenden Befehle an die Mitstreiter, aber dafür viele andere: die Levels sind grösser und unberechenbarer, die Fahrsequenzen sind intuitiv und bringen Abwechslung.
Die Jungs von Epic haben es einfach drauf, ihren Alptraum so zu inszenieren, dass man sich kaum daran satt sehen kann. Achtet mal in den Höhlen auf diese schwebenden Funkenteile in der Luft, auf die feinen Spiegelungen auf den Kacheln, diese Detailverliebtheit ist einfach unglaublich. Und sie haben ihren Alptraum diesmal noch pompöser inszeniert als vor zwei Jahren. Dabei setzen sie nicht nur auf die brachiale Karte der Marke XXL, nein, auch die subtilen Seiten können sich sehen lassen. Es gibt da einen unheimlich stimmungsvollen Abschnitt in einer vermeintlichen Geisterstadt, der nicht nur schleichend Spannung aufbaut, sondern auch mit spielerischen Überraschungen auftrumpft. Plötzlich findet man sich in einem Hochsicherheitstrakt wieder und muss sich mit den Schiessanlagen, Suchlasern und Alarmgeräten herumschlagen. Statt wildem Geballer hilft hier nur kluges Vorgehen.
Eine weitere sinnvolle Neuerung ist die, eine Handgranate in eine Annäherungsmine zu verwandeln, wenn man sie an eine Wand klebt. So kann man gerade größere und trägere Monster sehr gut in eine Falle locken, indem man seinen Rückweg vorher geschickt präpariert. Auch im Multiplayer dürften diese Minen für so manche Überraschung sorgen. Apropos Granaten: Jetzt sind auch Sicht hemmende Rauch- sowie lebensgefährliche Nebel-Granaten dabei, die sogar zum Tod führen können, wenn man sich zu lange in ihrem Dunstkreis aufhält. Überhaupt sollte man seine Umgebung genauer beobachten: Wenn es feines Glas vom Himmel regnet, ist das tödlicher Razorhail, den man nur wenige Sekunden überlebt! In einem Level hechtet man von einer schützenden Überdachung zur nächsten, um nicht in Stücke gehackt zu werden!
Das Arsenal an Bleispritzen bleibt überschaubar: Drei Pistolentypen, vier Gewehrtypen, dazu der explosive Arkon-Bogen sowie der mächtige Hammer of Dawn. Bei den schweren Waffen gibt es neben der Explosivgeschoss-Spritze Boomshot noch den Mulcher, ein schwerfälliges grosskalibriges Maschinengewehr, sowie den Mörser, der verheerende Detonationen auf ein ganzes Gebiet niederprasseln lässt. Ansonsten gilt wie im Vorgänger: Über aktives bzw. rechtzeitiges Nachladen, kann man den Schaden seiner Waffe erhöhen - dieses kleine Reaktionsspiel kann manchmal das Zünglein an der Waage sein, denn wenn sich ein Boomer nähert und die Waffe klemmt, wird es verdammt eng.
Der Horde Modus muss noch speziell erwähnt werden. Hier tretet ihr mit bis zu 4 Kollegen gegen nicht mehr enden wollende Gegnerhorden an. Auf den normalen Multiplayer Maps kommen allerlei Gegner auf euch los, welche in Wellen unterteilt sind. Auch hier könnt ihr in den verschiedenen Schwierigkeitsgraden antreten. Wir haben persöhnlich Welle 19 auf Hardcore gepackt, auf Casual ist auch Welle 50 gut erreichbar. Dieser Modus macht insbesondere Laune, da es ein reines Coop Gemetzel ist. Ein wenig Taktik ist notwendig, vor allem wenn die dicken Gegner anrücken. Welle 10 auf Hardcore ist schon dermassen fordernd, der helle Wahnsinn!
Fazit:
Perfekt! Gears of War 2 hat meine Erwartungen absolut erfüllt oder gar übertroffen. Technisch ist nochmals eine klare Steigerung erkennbar, spielerisch wurden ebenfalls coole neue Features eingebaut und die Story ist nun noch glaubhafter und packender ausgefallen. Ich kann dieses sagenhafte Spiel allen Action Fans uneingeschränkt empfehlen!
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