Auch auf dem Mars gibt es einen Hausmeister. Bis auf den obligatorischen Schutzanzug und ein geländetaugliches Allrad Vehikel ist der Job aber fast so wie bei uns auf Mutter Erde.
Jack Leary ist der Mann fürs Grobe. Als aus der nahegelegenen Minenbasis Fort Solis ein Notalarm eintrifft, bleibt Jack nichts anderes übrig, als nach dem Rechten zu schauen. Seine Arbeitskollegin Jessica Appelton hält in der Zwischenzeit die Stellung in der Hauptstation. Nachdem Jack mit dem LTV, ein Allwetter Fahrzeug der Spitzenklasse, im Intro gemütlich durch die karge Wüstenlandschaft des roten Planeten tuckert, steht er bei seiner Ankunft vor verschlossenen Türen. Schöner Mist. Irgendwie verschafft er sich aber trotzdem Zugang.
Die Station scheint verlassen und da Jack wichtige Sicherheitskarten fehlen, bleiben die meisten Korridore erst einmal versperrt. Stets im Funkkontakt mit Kollegin Jessica sorgt die quirlige Dame für willkommene Unterhaltung auf dem stillen Planeten, denn in Fort Solis gibt es nicht viel zu tun. Wir marschieren durch unterschiedliche Abteilungen der Station wie die Personalkantine, den medizinischen Bereich oder ein Atrium und halten stets nach neuen Items wie Batterien oder USB Sticks ausschau.
Regelmässig treffen wir auf Computerterminals, bei denen wir Audio- oder Videofiles abspielen oder mit deren Hilfe wir in seltenen Fällen die eine oder andere Tür entsperren. Ein kleines Handgelenk-Tablet speichert die gefundenen Daten und kartografiert automatisch unsere Umgebung. Jack bleibt während der ganzen Rettungsaktion unbewaffnet: Selbst als er eine selbstgemachte Klinge findet, lässt er diese einfach links liegen. Fort Solis ist eine rein pazifistische Angelegenheit.
Damit etwas Schwung in die Bude kommt, werden wir mit kleinen Rätseln und Quick Time Events abgelenkt, bevor es wieder auf Wanderschaft geht. Nach knapp 6 Stunden kommen wir dem Mysterium von Fort Solis auch schon auf die Schliche und dürfen nach den Credits die durchaus hübschen Charaktermodelle studieren, sämtliche Videofiles in Reihenfolge anschauen oder bizarre Filmposter, die wir unterwegs gefunden haben, begutachten.
Fazit:
Ich dachte, dass ich mit Fort Solis zünftigen Sci-Fi Horror à la Dead Space präsentiert bekomme, werde aber gnadenlos mit einem lahmen Walkingsimulator abgespeist. Und warum zur Hölle hat Fort Solis einen Performance- und einen Quality-Modus, wenn das Gameplay ohnehin auf Valium getrimmt ist? Im Hintergrund wabert konstant ein bedrohlicher Soundtrack und jede Minute erwarte ich, dass endlich etwas passiert. Fehlanzeige! Ich stapfe durch Korridore, checke konstant Videosequenzen an den CPU Terminals und hoffe immer auf etwas Action. Ein paar Jumpscares und ein grösseres Rätsel sind das höchste der Gefühle, ansonsten ist die Hose sehr tot auf dem Mars. Da nützt auch die tolle Grafik der Unreal Engine 5.2 nichts. Eine Gurke bleibt 'ne Gurke, Grafik hin oder her. Wo jetzt hier der Horror versteckt sein soll, frage ich mich heute noch. Das grösste Mysterium bleibt aber Fort Solis selbst. Drei Publisher und zwei Entwickler hatten ihre Finger im Spiel und das ist das Resultat? Und auch die Story ist eher ein seichtes Vorabendprogramm als ein Thriller. Fort Solis wirkt eher wie eine lange Techdemo als ein vollwertiges Spiel. Persönlich ist das ein Misserfolg auf ganzer Linie, der in seiner kurzen Spielzeit nicht nur ganze Abschnitte recycled, sondern sich auch mit Jack's Spaziergangtempo ohne Run-Feature viel zu schleppend spielt.
Fort Solis ist zum Zeitpunkt dieses Testberichts digital für PlayStation 5, PC und Mac erhältlich. Wir haben uns die PS5-Version angesehen, welche im Oktober 2023 auch als Retail-Fassung erscheint. Das frühe Test-Muster stammt von Dear Villagers, wofür wir uns herzlich bedanken!
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