Die Community musste lange darauf warten; endlich ist es da. Mit For Honor bringt Ubisoft ein Gemetzel der etwas anderen Art auf den Markt. Ganz im Stile des Mittelalters kämpfen wir als Wikinger, Samurai oder als Ritter um den Sieg.
Als ich das erste Mal von diesem Spiel gehört habe, dachte ich mir gleich: "Cool endlich mal was Neues". Etwas das ich bis jetzt noch nicht gespielt habe. Ubisoft wagt sich hier mit dem Titel definitiv auf ein neues Terrain. Ob der Zeitpunkt für dieses Experiment klug gewählt ist, wird sich noch heraus stellen. So kämpfen die Franzosen auch gegen Shooter wie Battlefield und Call of Duty; eine ernstzunehmende Konkurrenz um die Gunst der Käuferschar. Immerhin wurde sehr viel Geld in das Projekt gesteckt. Eins kann ich schon vorneweg nehmen. Die grafische Leistung und das Game Play sind hervorragend.
Der Einzelspielermodus ist mit 18 Missionen nicht zu kurz geraten, zumal hier in erster Linie der Mehrspielmodus für die Langzeitwirkung verantwortlich ist. Vorteilig zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang, dass die ganze Kampagne auch im Koop gespielt werden darf.
Im Grossen und Ganzen darf ich Ubisoft in Punkto Flair und Atmosphäre ein Kompliment machen. Die grafische Umsetzung und auch der Sound sind einsame Klasse. Ich fühle mich sofort im Mittelalter und auch im Verlauf der Geschichte bekomme ich stets das Gefühl, mitten in der Schlacht zu sein. Der Story-Modus scheint teilweise noch etwas Ausbaufähig und wirkt am Anfang mehr wie ein Trainingsmodus. Doch schon nach kurzer Zeit erhöht sich die Schlagzahl und nimmt schon fast unmenschliche Züge an. Im Gegensatz zur Beta wurde an der Schwierigkeitsstufe noch etwas gedreht. Wer sich denkt, gleich durchzustarten und alle Bots in Nullkommanichts zu erledigen, der hat weit gefehlt.
Der Story Modus bietet grosse Vorteile. So kann ich alle 12 Charaktere anspielen und so auch mal die verschiedenen Fassetten der Charaktere sehen. Je mehr ich mich damit befasse, umso mehr sehe ich die Komplexität in diesem Spiel. Wer ein einfaches Slayer-Game erwartet hat, in dem mit Schwert und Keule wild drauf los geschlagen wird, der wird in etwa die gleiche Erfahrung machen wie bei einem Street Fighter oder Dead or Alive. Drückt der untrainierte Spieler wild und unkontrolliert auf die Tasten, macht der Charakter zwar irgendwelche Bewegungen, doch zum Ende wartet trotzdem eine Niederlage. Wohl verstanden ist For Honor komplexer als etwa einer der genannten Fighting-Titel, doch auch hier soll beachtet werden, auf welche Buttons man haut. Andernfalls kann das Frustpotenzial sehr schnell die Oberhand erlangen.
Nach dem Training im durchaus unterhaltsamen Story-Mode folgt die Kür; und die ist hier ganz klar der Mehrspieler-Modus. Drei verschiedene Modi stehen zur Auswahl: Herrschaft, Deathmatch oder Duell & Handgemenge. In Herrschaft geht es darum, mit drei anderen Mitspielern die Flaggen der Gegner zu erobern. Dabei spielt es keine Rolle ob ich ein Wikinger, ein Samurai oder ein Ritter spiele. Im Kampf können alle zusammen operieren. Im Vergleich zu anderen Spielen wie Battelfield oder Call of Duty hat sich hier Ubisoft noch etwas lustiges einfallen lassen: Immer in der Mitte der Map stehen sich mehrere Bots gegenüber und kämpfen um die Vorherrschaft der Fahne. Wobei zu sagen ist, dass jene für die Spieler nur Schlachtfutter darstellen. Die Bots haben keinerlei Einfluss auf Sieg oder Niederlage, vermittelnt aber dem ganzen Spiel das Flair einer grossen Schlacht. Dazu sorgen diese auch immer wieder zur Verwirrung und man übersieht gerne, dass ein menschlicher Gegenspieler zwischen all den Bots steht und prompt kassiert man eine Schellte.
Im Modus Deathmatch wird es dann interessant. Zuerst kämpfe ich alleine gegen einen anderen Spieler. Insgesamt ist es ein 4vs.4. Sobald das Gegenüber erledigt ist, geht es zu einem der drei Kollegen um jenem im Kampf beizustehen. So kann es schnell sein, dass ein Spieler sich gegen drei oder gar vier Gegner durchsetzen muss. In diesem Fall sind die Stunden des eigenen Charakters schnell gezählt. Der Aufbau ist mit einem Beat ’em up zu vergleichen. So kämpfen die Spieler im best-of-five Modus bis einer drei Matches gewonnen hat.
Im dritten und für mich besten Modus "Duell & Handgemenge" werden zwei Spielmodi miteinander kombiniert. Zuerst geht es in den Deathmatch. Danach auf ins Schlachtfeld, wo das einzige Ziel ist, so viele Bots wie mögliche zu eliminieren. Selbstredend bedeutet das gleichermassen die Gegner daran zu hindern, das gleiche zu tun. Gerade in diesem Modus finde ich die Abwechslung am besten und die Herausforderung dadurch am grössten. Wer zuerst 1000 Punkte erreicht hat, kann die Gegner endgültig eliminieren und sich als Gewinner bezeichnen.
Der eigene Charakter wird aufgelevelt und neue Ausrütung erstanden, das kennt man so von anderen Spielen dieser Art. Man kämpft Stunden gegen andere und holt sich so den Level aufstieg und das damit verbundenen Prestige. Dabei gibt es Goldmünzen womit Kisten mit dem dazugehörigen Loot erstanden werden.
Die Grafik der Maps soll nicht unerwähnt bleiben. Es ist bemerkenswert, was Ubisoft hier erreicht hat. Die Atmosphäre wie auch die Details sind Spitze. Nicht nur die detailgetreuen Schlachtfelder, auch die Rüstungen und Waffen werden in einer Art und Weise dargestellt, dass sich Fans des Mittelalter-Szenarios einfach nur die Finger lecken dürften.
Fazit:
Was ist For Honor? Ubisoft wollte mit diesem Spiel ein Sub-Genre erschaffen, in dem Taktik, Spiel-Intelligenz und Kampf kombiniert werden. Dabei gingen die Franzosen ein nicht unwesentliches Risiko ein. Die Steuerung ist ziemlich komplex und verlangt vom Spieler, dessen Charakter gut zu kennen und im richtigen Moment die entscheidenden Buttons zu drücken. Das Frust-Potenzial ist bei gewissen Spieler-Typen schnell da und verlangt bei jenen entsprechend eine gewisse Affinität zum Genre. Doch es sei gesagt: Wer sich hier wiederfindet, dem steht eine Welt zu Füssen, wie man sie bis heute nicht gesehen hat. Eine grafische Meisterleistung kombiniert mit Kampf und Heldenmut. Ubisoft ist mit For Honor ein Risiko eingegangen und wenn nun der Support stimmt und man ein Gehör für die Community hat, wird mit For Honor eine neue AAA-Serie zum Erfolg von Ubisoft beitragen. Doch Achtung: Das Spiel hat durchaus seine Macken und gerade am Balancing muss noch die eine oder andere Feinheit eingestellt werden. Wer sich ins Mittelalter stürzen möchte und sich mit dem Spielprinzip eines Beat ’em ups zurecht findet, dem ist der Titel unbedingt ans Herz zu legen.
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