Tidus, Yuna, Wakka, Lulu, Pain: Wer mit diesen Namen etwas anfangen kann ist wohl ein Playstation 2 Kind, denn 2002 kam der fleissige Zocker kaum an den Rollenspiel Perlen von Squaresoft vorbei. Final Fantasy X war und ist ein Meilenstein im Genre der J-RPGs. In der frisch aufgelegten Final Fantasy X HD Remaster Edition gibt’s sogar noch Teil 2, Final Fantasy X-2, als Bonus obendrauf. Konnte Square Enix das Kultspiel in die Neuzeit „retten“? Lest unser Review!
Eins vorneweg, ich werde in diesem Test kein Wort über Story und Spielemechanik verlieren. Mein Test ist primär für die „Älteren“ unter uns gedacht, welche die Spiele bereits vor mehr als zehn Jahren genossen haben. Unseren jüngeren Lesern empfehle ich unseren Testbericht von anno 2001 zu lesen und danach hierhin zurückzukehren.
Dass die Final Fantasy-13 Trilogie nicht alle Erwartungen erfüllen konnte - vor allem Teil 3 ging meiner Meinung nach in die total falsche Richtung - lag auch daran, dass Squaresoft/Square Enix während der PlayStation Ära die Messlatte für die Serie sehr hoch gelegt hatte. Final Fantasy 7 auf der PSone gilt als einer der Meilensteine für Sonys 32-Bit-System. Und mit Final Fantasy 10, dem Serieneinstand auf der PS2, hat man seinerzeit eines der emotionalsten Rollenspielerlebnisse fernöstlicher Prägung schlechthin geschaffen. Zwei Jahre nach FFX erblickte FFX-2 die DVD Schublade der Playstation 2 Zocker und geboren war erstmals ein direkter Nachfolger eines Final Fantasy. Spielerisch war X-2 erfrischend anders, konnte jedoch erzählerisch nicht mal ansatzweise mit seinem direkten Vorgänger mithalten. Insofern scheint es eine gute Idee von Square Enix, diese beiden Rollenspiel-Erlebnisse zu bündeln und als Sammlung mit zahlreichem ergänzendem Material einem neuen Publikum zu präsentieren. Doch kann ein zwölf Jahre altes Spiel überhaupt noch faszinieren? ES KANN!
Emotion ist bekanntlich zeitlos. Ein gutes Buch, ein schöner Film, welcher primär über die Figurenzeichnung, die Atmosphäre und die Geschichte punktet und wirkliche Gefühle beim Betrachter auslöst, wirken auch nach Jahren noch fast genau gleich! Genau so ist Final Fantasy X. Es dauert knappe zwei Minuten und ich habe das erste Mal Hühnerhaut! Hinsichtlich der überzeichneten Gestik in manchen Dialog-Sequenzen merkt man FF10 sein Alter zwar an, doch im Gesamtkontext haben sowohl Geschichte als auch Figuren kaum etwas von ihrer Faszination eingebüsst.
Alle Hauptcharaktere sowie die wichtigsten Nebenfiguren wurden komplett überarbeitet und sehen auch nach heutigen Massstäben sehr gut aus. Die Mimik ist zwar hier und da noch etwas hölzern, doch sie könnte auch problemlos aus der zweiten Generation für die PS3 stammen. Gleiches gilt für die Hintergründe, die vom ursprünglichen 4:3- auf ein 16:9-Bild aufgezogen wurden. Die Texturen wurden ebenfalls überarbeitet und nicht nur die Auflösung heraufgesetzt. Die schon seinerzeit herausragenden Rendervideos sehen in voller HD Tracht immer noch atemraubend aus und packen viele PS3 Titel locker in die Tasche. Viele der weniger wichtigen NPCs wurden kaum angetastet und machen dementsprechend nicht die beste Figur, was aber absolut nebensächlich ist.
Ein weiteres Highlight ist die komplett neu eingespielte Musik. Hier hat Square Enix einen super Job gemacht. Die vorher schon unfassbar gute Musik klingt nun erheblich frischer und rundet den Gesamteindruck perfekt ab.
Etwas zu bemängeln habe ich jedoch trotzdem, es ist einer der wenigen Punkte, die auch 2002 schon ärgerlich waren. Weder die englische Synchro noch die deutsche Übersetzung wurden angetastet. Die deutschen Untertitel basieren auf der japanischen Originalsynchro und passen somit oft nicht mit der englischen Sprachausgabe überein. Bei dem grossen Aufwand, den Square Enix in das Spiel gesteckt hat, ist es mir ein Rätsel, dass dieser Punkt nicht angegangen wurde. Wieso sind die Ladezeiten eigentlich länger als 2002? Hier hätte eine Installation auf die Festplatte der PS3 sicherlich Abhilfe geschaffen.
FFX & FFX-X HD Remaster ist auch auf dem Vita erhältlich, wo die Grafikpracht dank OLED Bildschirm sogar noch ein wenig imposanter ausfällt. Die Spielinhalte sind identisch. Ein weiteres cooles Feature ist die Möglichkeit des Cross-savings. Heute Mittag spiele ich im Büro eine Runde Blitzball auf der Vita, speichere meinen Spielstand in die Cloud, lade diesen am Abend auf die PS3 und zocke gemütlich weiter.
Fazit:
Aber ihr seht schon, die Pluspunkte überwiegen die kleinen Mängel bei weitem. Ich kann das Spiel auch unseren jüngeren, verwöhnten Spielern wärmstens empfehlen. Auch wenn technisch nicht alles überzeugend in die HD-Ära transportiert wurde, führt für Fans von Rollenspielen japanischer Prägung kein Weg an dieser Sammlung vorbei.
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