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AutorenbildMichael Blum

The(G)net Review: Final Fantasy X

Etwas kann man Square nie vorwerfen, in ihren Spielen nicht genügend Zündstoff für wochenlange Streitgespräche zu plazieren. Auch dieses Mal spaltet Final Fantasy wieder die Rollenspiel Fans. Ist es nun zu linear oder bietet es eine vernünftige Dramaturgie?


Square hat schon immer versucht mit Final Fantasy neue Wege zu gehen. Neue Szenarien, neue Charaktere, neue Welten, neue Battleengines haben oft genug zu Diskussionen unter den Rollenspielern geführt. Es ist sicher ein interessantes Konzept den Spieler immer wieder in eine neue Welt zu führen, die ihm aber dank einiger Konstanten (Chocobos, Luftschiffe, Cid), auch seltsam vertraut ist. Eigentlich wäre es der grosse Vorteil der Final Fantasy Serie, dass der Anfänger ebenso überrascht wird, wie der Profi.


Auch Final Fantasy X enthält eine Menge neuer Ideen und es ist offensichtlich, dass Square sich durchaus etwas einfallen liess. Beispielsweise kämpfen die Guardians / Aeons nun an eurer Seite, anstatt wie Engel vom Himmel zu stossen und eure Feinde zu vernichten. Zum ersten Mal habt ihr Kontrolle über ihre Attacken und wie andere Charaktere haben sie Werte, die man mit der Zeit verbessern kann. Auch das Kampfsystem wurde überarbeitet und man hat sich endlich von einigen „Antiquitäten“ getrennt. Beispielsweise ist der Kampf nun rundenbasiert und man kann die Charaktere jederzeit auswechseln, so dass der Spieler von ihren unterschiedlichen Fähigkeiten profitieren kann.


Hätte man konsequent auch alle Schlupflöcher geschlossen, die man aus früheren Final Fantasy Teilen schon kennt, wären die Kämpfe nun viel taktischer, interessanter und vor allem auch schwerer. Leider hat man sich jedoch von anderen „Antiquitäten“ nicht getrennt. So ist Square noch immer ein Gefangener der eigenen Zwänge und Klischees, was vor allem den Bereich Story betrifft. Auch in Final Fantasy X wird wieder mit vielen Rückblenden gearbeitet und unser Held Tidus wird des Öfteren durch Erinnerungen aus seiner Kindheit geplagt. Wie fast alle Final Fantasy Charaktere wäre auch Tidus ein interessanter Fall für einen Therapeuten, ähnlich wie beispielsweise Cloud oder Squall. Verdrängte Erinnerungen oder Ereignisse haben sie alle in ihre Rollen gedrängt und erst die Überwindung dieser Probleme, eröffnet nach und nach die Möglichkeit sich körperlich und vor allem geistig weiterzuentwickeln.


Square typisch hat auch Tidus familiäre Probleme, wie fast alle ihre Helden und eine starke Vaterfigur zwingt ihm unterbewusst sein Schicksal auf, bis er sich dieses Umstandes im Spiel bewusst wird. Das soll alles nicht heissen, dass Final Fantasy X keine gute Geschichte hat oder die Charaktere langweilig wirken. Im Gegenteil, dem Spieler wird eine packende Story geboten, ohne jedoch auf die Square typischen Klischees zu verzichten.


Auf der technischen Seite macht Final Fantasy X einen sehr guten Eindruck. Zwar trüben die üblichen graphischen Playstation 2 Probleme etwas den guten Gesamteindruck, aber es bleibt alles im Rahmen des Erträglichen und nimmt längst nicht die Ausmasse eine 1st Generation Titels an. Denn eigentlich wäre die Grafik eine Augenweide und ist wohl im Bereich Rollenspiele wegweisend. Die gerenderten Zwischensequenzen sind fast auf dem Niveau des Films und werden wohl in nächster Zeit nicht übertroffen werden. Auch beim Soundtrack hat man Mut zum experimentieren bewiesen und so lassen sich auch rockige Klänge in der üblichen orchestralen Untermalung entdecken.



Fazit:

Square hat viel Mut bewiesen und obwohl vielen Rollenspiele Fans einige Änderungen sauer aufstossen mögen, ist es doch in vielerlei Hinsicht ein Schritt in die richtige Richtung. Rollenspieler die es jedoch hassen, an der Hand durch die Geschichte geführt zu werden, sollten auf Final Fantasy X besser verzichten. Trotz der grossartigen Story und der sehr interessanten Charaktere, werden sie mit diesem Spiel nicht glücklich werden. Square hat aufs Neue bewiesen, dass sie unberechenbar sind und obwohl kaum ein Final Fantasy im Vorfeld von „Fans“ so verrissen wurde wie der Zehnte Teil, hat man ein ausgezeichnetes Spiel abgeliefert. Das lässt uns optimistisch auf den elften Teil warten.



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