Welches Fussball-Spiel soll's denn sein? Der neuste FIFA-Jahrgang oder doch die Konkurrenz von Konami? In diesem Jahr werden die Fussballfans vor eine weitere schwerwiegende Konsumfrage gestellt. Ob die Antwort zugunsten des FIFA Ablegers ausfällt, wird sich herausstellen.
FIFA 12 ist, einiger notwendiger Eingewöhnungszeit zum Trotz, das beste Fussballspiel auf dem Markt. Den Vorgänger nochmals übertroffen und der schwächelnden 'Pro Evolution Soccer'-Serie um Meilen voraus. Die Lizenzkosten sind bezahlt, die Grafikengine entwickelt. Was liegt da näher, als mit einem weiteren Videospiel rund um das Rasenschach die Ausgaben wieder herein zu holen? Nicht dass das nötig wäre, ist FIFA 12 doch eines der meistverkauften Fussballspiele aller Zeiten. Für einmal handelt es sich hier auch kaum um Rasenschach, gespielt wird auf den Strassen der Welt. Das gab’s schon mal, die Street-Reihe wurde aber neu aufgelegt und ähnelt dem grossen FIFA-Bruder jetzt deutlich mehr.
Was wegfällt, sind die grossen, imposanten Stadien. Ebenfalls kommen wir während den kurzweiligen Spielen ohne Kommentatoren aus. Stattdessen rufen sich die Jungs auf dem Platz Kommandos zu. Das mag Fans vom Strassenfussball überzeugen, in unseren Redaktionsräumen kam aufgrund dieser, dem Realismus geschuldeten Restriktionen, kaum Atmosphäre auf. Da helfen auch die nach wie vor lizenzierten Spieler und Teams nicht weiter. Zumal es zwar einige davon gibt, die Auswahl aber nicht mit FIFA 12 mitzuhalten vermag.
Näher am letztjährigen Branchenprimus ist die Steuerung. Die Kicker spielen sich nahezu identisch zu FIFA 12 und die neue Engine kommt wieder zum Tragen. Aufgrund deutlich kleinerer, sich in der Grösse aber unterscheidender Spielfelder, kommt es leider öfters zu Kollisionen unter den Spielern. Diese passen und schiessen wie bereits bekannt, zudem nutzen Sie Tricks und neue Kniffe am Ball. Pässe sind deutlich weniger effektiv, auch diese Tatsache ist dem der Grösse beraubten Spielfeld verdankt. Insgesamt entsteht so ein actionreicheres Ballgeplänkel, das mit viel weniger Taktik und Strategie zu kämpfen hat.
Der Fokus liegt naturgetreu in den kurzen, direkten Pässen und dem Zug zum Tor. Jenes variiert je nach Bolzplatz, übrigens ebenfalls in der Grösse. Ohne Frage wird auch Zweikämpfen eine grössere Bedeutung zuteil. Um dieser Tatsache Rechnung zu tragen, schirmt der Ballführende Spieler das Leder durch Druck auf den linken Trigger gekonnt ab. Zusätzlich werden die altbekannten Spezialfähigkeiten aus der Trick-Kiste geholt. Der rechte Analogstick will dazu einwandfrei beherrscht werden.
Dieses andere Spielgefühl kommt gut, speziell im Multiplayer Modus. Egal ob online oder gemeinsam vor dem heimischen Fernseher, eine kurze FIFA-Street Session macht Laune. Hat der Fussball-Narr gerade keine Internet-Verbindung oder sind alle Kollegen mit unwichtigen Alltagsverpflichtungen beschäftigt, hat EA noch einen motivierenden Single-Player Modus im Angebot – er nennt sich heuer World Tour. Im besagten Karrierebereich werden unsere Strassenfussballer über den Erdball gescheucht mit dem Ziel, den heiss ersehnten Titel in die Hände zu kriegen und sich auf dem Weg dahin stetig zu verbessern. Gestartet wird allerdings in der heimischen Hood. Erst mit fortgeschrittenem Spielverlauf wagen sich die Ballkünstler in die ferne Welt hinaus, mit dem Endziel Brasilien. Last but not least stehen verschiedene Spielvarianten zur Auswahl. Am interessantesten weil ungewöhnlichsten ist der 5vs5 Modus, bei welchem die Tore schiessende Mannschaft mit jedem Treffer einen Spieler weniger auf dem Feld hat. Macht Spass, weil: Neu. Alternativ geht’s unter anderem im herkömmlichen Futsal zur Sache.
Fazit:
FIFA Street macht nichts falsch, glänzt aber auch zu keinem Zeitpunkt mit verblüffenden Möglichkeiten oder technischen Schmankerln. Die Frage, welche sich letztendlich stellt, bleibt: Benötigen wir nach FIFA 12 noch ein weiteres Fussballspiel? Nicht zu vergessen: In diesem Jahr ist eine EM. EA dürfte traditionsgemäss eine lizenzierte FIFA-Version davon in den Handel bringen. Strassenfussball-Fans freuen sich bis dahin über eine Umsetzung ihres Lieblingssports. Ich bleibe derweil bei FIFA 12, da kriege ich das Gesamtpaket und werde dabei über Monate motiviert. Spieler mit genügend Zeit für mehrere Fussballtitel und einem Flair für actionorientiertes und trickgarniertes Gekicke machen mit einem Kauf nichts falsch.
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