Die Ligen laufen, erste Champions League Spiele sind gespielt, die ersten Trainer wurden bereits gefeuert. Viel wichtiger: Konami lancierte PES für die aktuelle Saison bereits einige Wochen zuvor. Viele gute Gründe für ein neues FIFA, EA lässt sich nicht lange bitten und bringt pünktlich auf Ende September FIFA 17 in die Läden.
Die neuste Inkarnation des virtuellen Fussball-Spektakels soll mittels Frostbyte Grafik-Engine neue Käufer anlocken. Nachdem im vergangenen Jahr Frauenfussball als die Neuigkeit schlechthin verkauft wurde, prangert in diesem Jahr „the Journey“ auf den Werbe-Banners. Gleich vornweg: In technischer Hinsicht hat sich FIFA nur wenig verändert. Das ist nicht unbedingt schlecht, Teil 17 sieht mindestens so schick aus wie sein Vorgänger. Sowohl Rasen wie auch Stadion glänzen durch Realismus, die mittlerweile logische Menü-Führung hat sich derweil überhaupt nicht mehr verändert. Leider trifft das auch auf einige Spieler-Gesichter zu. So erkennen wir Manuel Neuer oder Arjen Robben auch ohne deren Namen zu lesen, Rafinha hingegen weist so gar keine Ähnlichkeit mit dem Deutsch-Brasilianer auf. Letzteres Problem betrifft leider so manchen Spieler, hier wünschen wir uns mehr Effort seitens EA im nächsten Jahr. Immer noch grossartig die Stadiongesänge, immer noch passabel das Kommentatoren-Duo.
Zeit investiert wurde statt dessen in den Journey Modus. Hier übernimmt der Spieler die Geschichte des englischen Jugend-Fussballers Alex Hunter. Die durchgehend englisch gesprochene Geschichte wird mittels Zwischensequenzen erzählt und durch Trainings Übungen und Spiele vorangebracht. Eine spannungsgeladene Story und filmähnliche Animationen sollten derweil nicht erwartet werden. Allerdings wird endlich ein „echter“ Single-Player Modus geboten und FIFA 17 darf sich als erster Titel der Reihe bezeichnen, den man effektiv durchspielen kann. Als Ergänzung zum Spielerkarriere- und Manager-Modus eine willkommene Alternative, die leider ein wenig gar stereotypisch präsentiert wird. Im nächsten Jahr gerne mit Ligen-Wahl und eigens kreiertem Jungspund. Einen wesentlicheren Einfluss der Wahlantworten auf die Storyline darf es dann auch gleich sein.
Ansonsten wartet in FIFA 17 das, was langjährige Spieler seit jeher kennen. Im Gegensatz zum letzten Jahrgang ergaben sich im reinen Spielgefühl weniger Änderungen. Nach kurzem Einspielen fühlt sich FIFA 17 an wie Teil 16 noch vor wenigen Wochen. Die Schüsse wollen etwas anders dosiert werden, Kopfbälle verwertet die eigene Sturmspitze auch wieder regelmässiger. Genauso regelmässig wie bereits bekannt erwarten uns Latten- und Pfostentreffer, das ist schade. Komplett neu erfunden hat EA die Standard Situationen. Sowohl Eckbälle als auch Elfmeter bedürfen etwas Übung, um den Ball wohldosiert und platziert fliegen zu lassen. Ob das letztendlich eine Verbesserung oder nur eine Veränderung ist, darf jeder für sich selbst entscheiden. Der eigene Spieler schirmt den Ball nun besser ab, das hilft in so mancher Spielsituation.
FIFA-typisch erwarten die Käufer unzählige Lizenzen diverser Ligen. Am gelungensten wird noch immer die Premiere League präsentiert, mitsamt Trainer an der Seitenlinie. Aber auch Anhänger anderer Vereine in weniger Geldangehäuften Ligen dürften auf ihre Kosten kommen. Online geht es wie bereits bekannt in Saisons, Freundschaftsspielen oder FUT-Partien zur Sache. Neu sind hier einzig Turniere in Letztgenannten, zu gewinnen gibt es freilich wertvolle Münzen und Spieler-Packs. Letztere dürfen auch in FIFA 17 mittels Echt-Geld und FIFA-Points gekauft werden, um schneller zu den favorisierten Lieblingsspielern im eigenen Team zu gelangen. Eletronic Arts' Geldbeutel wird’s freuen.
Fazit:
Auch FIFA 17 erfreut und verärgert dessen Spieler mit Pros und Contras. Da sich trotz neuer Engine kaum etwas im spielerischen Bereich getan hat, halten sich die Veränderungen zur letztjährigen Ausgabe diesbezüglich in Grenzen. Wieso ich noch immer nicht den Gegner-Filter weiter lockern darf, um so bspw. mit Köln gegen Bayern oder Dortmund antreten zu dürfen, statt immer nur Barcelona und/oder Real Madrid als Gegner zu haben, erschliesst sich mir leider nicht. Wieso kann ich nicht gezielt nach bspw. Gegnern mit US- oder Bundesliga-Teams suchen? Schwache Online Verbindungen die dennoch mit drei grünen Strichen als hervorragend angegeben werden, bleiben wohl das Übel des weltweiten Netzes; trotzdem ärgerlich. Zudem endlich mal originalgetreue Spielergesichter über alle Ligen hinweg, mehr als nur ein frommer Wunsch. Dennoch oder gerade deswegen, das alles ist klagen auf hohem Niveau, führt aber jetzt endlich zu Punktabzug in der Endwertung. FIFA 17 ist, trotz erstarkter Konkurrenz aus dem fernen Osten, nach wie vor unsere Nummer 1 im digitalen Fussball Geschäft. Das liegt am umfangreichen Lizenzen-Angebot aber auch an den deutlich ausgefeilteren Defensiv-Möglichkeiten der eigenen Mannschaft im Vergleich zu PES. Dazu kommt der endlos motivierende FUT-Modus und neu endlich auch eine Single-Player Kampagne. Die bietet zwar Raum für Verbesserungen, ist aber ein gelungener Anfang. Insgesamt bietet FIFA schlicht das bessere Gesamtpaket. Electronic Arts tut aber gut daran, ihr Vorzeigeprodukt möglichst rasch einen grösseren Schritt nach vorne zu bringen. Die Konkurrenz schläft nicht und hat sich alles andere als geschlagen gegeben. Fussballverrückte mit Affinität zu original Namen und grösstenteils sehr guten Online-Partien schlagen dennoch auch in diesem Jahr bei FIFA zu.
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