FIFA 09 hat im Kampf um das beste Fussballspiel aller Zeiten bereits einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die Entwickler haben sich jedoch geschworen alle Makel auszumerzen und das Spiel weiter zu verbessern. Das ist Ihnen durchaus gelungen.
Bevor diese Kritik gelesen wird muss ich zuerst noch einige Dinge klar stellen. Ich zähle mich schon seit ca. sechs Jahren zu einem Anhänger der Pro Evolution Soccer Serie. Für mich gab es ausser Konamis Simulation keine Alternative. Die schlappen FIFA-Teile die es zu dieser Zeit gab, schob ich nach ein paar Testspielen immer gleich zu Seite, da sie niemals mit der japanischen Konkurrenz mithalten konnten. Ich habe unendlich viele Stunden damit verbracht, das virtuelle Runde ins Eckige zu befördern und war immer felsenfest davon überzeugt, dass FIFA nur ein billiger Abklatsch von PES war, zumindest was die spielerischen Elemente anging.
Letztes Jahr fing Konamis Gameplay-Thron wegen eines stark verbessertem FIFA 09 gehörig an zu wackeln und sogar ich als eingefleischter PES-Jünger gab dem letztjährigen FIFA den Vorzug. Aufgrund eines Entwicklungsstillstands im Hause Konami hat EA’s FIFA-Serie den ewigen Rivalen nun aber definitiv vom ersten Platz verdrängt und kann gemütlich das Siegertreppchen hinaufsteigen.
Beim ersten Einlegen des Spiels scheinen die Neuerungen zum Vorgänger verschwindend klein. Nach einer kurzen Spieldauer wird aber schnell sichtbar, dass sich hier einiges getan hat.
Die Richtungswechsel in Fussballspielen haben sich bis anhin auf acht Richtungen beschränkt, diese Einschränkung wurde nun beseitigt und man bewegt sich neuerdings in 360-Grad. Diese Neuerung ist definitiv ein kleiner Durchbruch und macht sich auch deutlich bemerkbar, während man seine Fussballhelden über den Rasen hetzt. Ebenfalls eine Innovation sind das manuell einstellbare Mannschaftsverhalten bei Eckbällen. Das ganze Geschehen auf dem Spielfeld wurde im allgemeinen überarbeitet und etwas schneller gestaltet. Früher konnte eine kurze Verzögerung nach der Befehlseingabe die Kür einer Ballstafette zerstören, doch daran wurde gefeilt und nun hat man eine noch bessere Kontrolle über die Spieler.
Am Ausmass der Spielvarianten hat sich nicht viel geändert. In der Live-Season habt ihr nun die Möglichkeit, die aktuelle Saison eures Lieblingsclubs nachzuspielen und eventuelle Niederlagen in Siege oder, falls dies euch misslingen sollte, Sige in Niederlagen umzukehren. Das besondere an diesem Modus sind die Statistiken zwischen dem realen und dem eigenen digitalen Resultat die vor und nach jedem Match über eure Internetverbindung verglichen werden. Das ganze ist zwar nicht revolutionär, es ist jedoch eine willkommene Erneuerung zum gewohnten Liga-Modus. Der umfangreiche Managermodus wurde überarbeitet und bietet wie gewohnt die Möglichkeit, einen 4. Liga Verein bis in die Champions-League zu katapultieren. Besonderen Wert wurde auf eine realistischere Spielerentwicklung gelegt. Ausserdem bietet sich erstmals die Möglichkeit an, einen Assistenztrainer zu engagieren, welcher die Aufstellungen eurer Mannschaft automatisch ändern kann. Dies ist jedoch nicht zu empfehlen, falls ihr keine Lust darauf habt eure Stürmer plötzlich als Innenverteidiger spielen zu sehen.
Der Be-a-Pro-Modus, in dem ihr als einzelner Spieler anstatt mit der gesamten Mannschaft die Spitze des Fussballolymps erklimmen könnt, ist auch weiterhin enthalten und etwas verfeinert worden. Die meiste Zeit werdet ihr aber vermutlich in die exzellenten Onlinematches investieren. Die Filtermöglichkeiten wurden weiter ausgebaut, so dass ihr Kontrahenten mit hohen Abbruchraten links liegen lassen könnt. Wenn man auf die Latenz-Balken achtet, bleiben einem ausserdem mühsame Ruckelpartien erspart. Wie im Vorgänger könnt ihr hier Mann gegen Mann spielen oder sogar mit bis zu zehn Spielern gleichzeitig ein gegnerisches Team aus aller Welt herausfordern. Bei einem guten Gegner sind Emotionen und Spannung garantiert.
Akustisch werden die Ohren erneut mit einem der besten Soundtracks verwöhnt, welche die Gamebranche zu bieten hat. Die EA-Trax, welche sich inzwischen in den meisten EA-Sportspielen finden, beziehungsweise hören lassen, sind eine gute Mischung verschiedener Genres und bieten auch eher unbekannten Bands eine Möglichkeit ihre Musik zu veröffentlichen. Neben dem Soundtrack wird euch aber keine Neuerung gegenüber dem Vorgänger auffallen.
Optisch hat das Spiel weiterhin Potential, denn die grafischen Verbesserungen sind dieses Jahr zu kurz ausgefallen. Auch an der Präsentation wurde nahezu nichts verändert. Die Spieleranimationen sind zwar flüssig und die meisten berühmten Spieler sehen dem Original verblüffend ähnlich, doch einige Gesichter lassen sich immer noch nicht wieder erkennen und man würde sich wünschen, dass sich die Entwickler doch etwas mehr Zeit genommen hätten, Paninibilder zu studieren. Auch die abwechslungslosen Cut-Scenes nach einem gepfiffenen Foul oder Eckball sind enttäuschend. Die teilweise verwirrende Menüoberfläche des Spiels wurde ebenfalls eins zu eins beibehalten. Etwas mehr Liebe zum Detail wäre hier goldrichtig gewesen.
Fazit:
Der neueste Teil einer der meistverkauften Sportspielserien weiss zu überzeugen und ist durchaus fähig, die Konkurrenz aus dem Rennen zu werfen. Kleine aber feine Änderungen am Gameplay gestalten die Simulation gegenüber dem Vorgänger noch besser. Man könnte sagen, dass FIFA 09 ein Feintuning erhalten hat und nun zu Höchstleistungen bereit ist. Die kompromisslose Vollständigkeit aller Spieler- und Ligalizenzen, gekoppelt mit dem überarbeiteten Handling, lassen den Vorgänger wie einen ungeschliffenen Diamanten aussehen, welchem nun zu vollem Glanz verholfen wurde. FIFA 10 glänzt in beinahe allen Punkten und kickt sich somit auf Platz eins der Fussballsimulationen dieses Jahres. Wer Sportspiele und Fussball mag, wird bestimmt nicht an diesem Stück Software vorbeikommen.
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